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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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mir immer imponiert. Er war Australier; seine Laufbahn hatte als Bergbauingenieur begonnen, mit harter Arbeit, später hatte er dann in Geologie und Physik abgeschlossen und ein Lehramt bekommen.
    Aber ich war mit diesem Mann immer bestens ausgekommen, sogar nachdem ich Geologie als Hauptfach wieder aufgegeben hatte. Ich kannte ihn schon seit mehreren Jahren. Ich hatte ihn schon seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen, da er Urlaub machte. Ich hatte nicht gewußt, daß er überhaupt in der Stadt war.
    Daher: „Paul, was ist denn los?“ fragte ich. „Sagen Sie mir bloß nicht, Sie hätten das alles angerichtet.“
    „Der Stiefel, Fred. Geben Sie mir einfach den Stiefel.“
    „Wenn Sie knapp bei Kasse sind – ich leihe Ihnen gerne was Sie brauchen …“
    „Den Stiefel!“
    Ich gab ihn ihm. Ich stand da, während er mit der Hand hineinfuhr und das Geldbündel herausholte. Er schnaufte, dann warf er mir beides wieder zu. Ich ließ alles fallen, denn er hatte mich in der Magengrube erwischt.
    Bevor ich auch nur den kürzesten Fluch ausstoßen konnte, hatte er mich auch schon an den Schultern gepackt, zerrte mich herum und ließ mich dann in den Sessel beim Fenster fallen, wo die Vorhänge sanft im Wind wehten.
    „Ich will Ihr Geld nicht, Fred“, sagte er, wobei er mich anstarrte. „Ich möchte nur etwas, das Sie haben und das mir gehört. Und nun geben Sie mir besser eine ehrliche Antwort. Wissen Sie, wovon ich spreche, oder nicht?“
    „Ich habe keinen blassen Schimmer“, antwortete ich. „Ich habe nichts von Ihnen. Sie hätten einfach anrufen – und mich danach fragen können. Und nicht hier hereinplatzen und …“
    Er schlug mich. Nicht gerade hart, aber gerade energisch genug, um mich zum Schweigen zu bringen.
    „Fred“, sagte er. „Schweigen Sie. Schweigen Sie und hören Sie mir zu. Antworten Sie, wenn ich Ihnen eine Frage stelle. Das ist alles. Sparen Sie sich Ihre Kommentare für später. Ich bin in Eile. Ich weiß, daß Sie lügen, denn ich habe bereits mit Ihrem Ex-Zimmergefährten Hal gesprochen, und der sagte, Sie hätten es. Er hat es hiergelassen, als er auszog. Was ich suche, ist eines meiner Modelle des Sternsteins, das er nach einer Poker-Party in meinem Labor mitnahm. Erinnern Sie sich?“
    „Ja“, sagte ich. „Wenn Sie mich einfach angerufen hätten und mich gefragt …“
    Wieder schlug er mich. „Wo ist es?“
    Ich schüttelte den Kopf, teilweise, weil es weh tat, teilweise als Verneinung.
    „Ich … ich weiß es nicht“, sagte ich.
    Er hob die Hand.
    „Warten Sie! Ich kann alles erklären! Er hatte dieses Ding, das Sie ihm gaben, auf dem Schreibtisch, er benützte es als Briefbeschwerer. Ich bin sicher, er hat es mitgenommen – zusammen mit seinem anderen Kram –, als er auszog. Ich habe es schon mehrere Monate nicht mehr gesehen. Da bin ich mir ganz sicher.“
    „Nun, dann lügt einer von euch beiden“, sagte er. „Und Sie sind derjenige, den ich an der Hand habe.“
    Wieder hob er die Hand, aber dieses Mal war ich vorbereitet. Ich duckte mich und trat ihm in den Unterleib.
    Es war spektakulär. Fast der Mühe wert, stehenzubleiben und zuzusehen, da ich vorher noch nie jemandem in den Unterleib getreten hatte. Kalt und rational hätte ich ihm nun als nächstes ins Genick schlagen müssen, während er noch so gebeugt dastand, vorzugsweise mit dem Ellbogen. Aber ich war nicht in kalter und rationaler Stimmung.
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich hatte Angst vor dem Mann, Angst davor, ihm nahe zu kommen. Da ich nur wenig Erfahrung mit in den Unterleib getretenen Personen hatte, wußte ich natürlich auch nicht, wann er sich wieder aufrichten und mir nachjagen würde.
    Daher gab ich vorerst einmal lieber Fersengeld, anstatt zu warten, bis er sich wieder erholt hatte.
    Ich sprang über die Stuhllehne, schob das Fenster vollends auf und war mit einem einzigen Satz draußen. Da war ein schmaler Sims, auf dem ich mich entlangtastete, bis ich mich an der Dachrinne festhalten konnte, die sich nur wenige Schritte zur Rechten entfernt befand.
    Nun hätte ich weitergehen können – oder hinauf oder hinunter –, aber ich beschloß zu bleiben, wo ich war, denn ich fühlte mich sicher.
    Wenig später streckte er den Kopf zum Fenster heraus, sah den schmalen Sims und verfluchte mich. Ich zündete eine Zigarette an und lächelte.
    „Worauf warten Sie?“ fragte ich, während er dastand, um nach Atem zu ringen. „Kommen Sie doch heraus. Sie sind vielleicht viel stärker als ich,

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