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Total verschossen

Total verschossen

Titel: Total verschossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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EINS
    Jamie Swift war lange genug im Zeitungsgeschäft tätig, um eines zu wissen: Es hatte große Ähnlichkeit mit der Arbeit einer Kellnerin. Man musste sozusagen jeden bedienen – die Reichen, die Armen, die Mittelschicht, selbst den ewigen Nörgler, den Psychopathen, dem man nichts recht machen konnte, egal, was man tat. Und wie eine Kellnerin hoffte man ständig auf ein gutes Trinkgeld. In ihrem Fall bedeutete das eine gute Schlagzeile, mit der man Auflage machen konnte. Sie war ständig auf der Suche nach einer guten Schlagzeile, einer guten Story. Aber das war nicht leicht in dem kleinen verschlafenen Südstaatenstädtchen, in dem Jamie lebte. Hier war das Leben meist ereignislos, ja vorhersehbar. Man musste sich schon gewaltig anstrengen, um hier eine gute Story zu bekommen.
    Da saß sie also wieder einmal an ihrem Schreibtisch auf der Suche nach einer guten Geschichte oder vielleicht einem reißerischen Aufhänger, mit dem sie das Interesse der Leser wecken konnte. Was sie brauchte, war eine zündende Idee, um ihrem kränkelnden Blatt auf die Beine zu helfen. Sie war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie einen regelrechten Satz machte, als es plötzlich an ihrer Bürotür klopfte.
    Vera Bankhead, ihre sechzigjährige Sekretärin, platzte herein und drückte die Tür hinter sich zu. »Du wirst es nicht glauben!«
    Jamie hob den Kopf. »Was denn?« Sie richtete sich auf und streckte sich. Vom langen Sitzen war ihr Nacken ganz steif geworden. Sie war recht früh ins Büro gekommen, weil sie gehofft hatte, so wenigstens eine Zeit lang ungestört arbeiten zu können. »Hast du einen Tipp für mich?«, fragte sie interessiert. »Wenn du eine Schlagzeile für mich hast, Vera, dann küsse ich dir die Füße.«
    »Sogar noch was Besseres.« Vera legte eine dramatische Pause ein. Ihre hochtoupierten grauen Haare hatten bereits einige Nadeln gelassen, und die Brille saß ihr schief auf der Nase. Sie schob sie aufgeregt hoch und blickte sich dann verschwörerisch um, als wolle sie sichergehen, dass sie auch wirklich allein waren. Ihr Blick fiel auf die große Fensterfront, die auf den kleinen Stadtplatz hinauswies, auf dem ein paar Rasensprenger sich redlich mühten, das ausgedörrte Grün-Opfer einer mörderischen Juli-Hitzewelle – ein wenig aufzupäppeln. Vera marschierte zum Fenster und machte mit einem Ruck die Jalousien zu.
    Jamie hob eine Braue. »Das muss ja ein Knaller sein.«
    »Sogar ein noch größerer als diese Sache mit Lorraine Brown, du weißt schon, die, die ihren Mann in flagranti mit Beth Toomey auf einem Sofa im Hinterzimmer des Sportvereins erwischt hat.«
    »Wow. Hat man sie nicht verhaftet, weil sie mit einem Brieföffner auf ihren Mann losging?«
    »Genau. Und Tom hat sie erst auf Kaution rausgeholt, nachdem sie sich schriftlich verpflichtet hatte, ihm nichts zu tun. Hat ihm trotzdem einen Tritt in den Hintern gegeben, bevor die Zellentür ganz hinter ihr zugefallen war.«
    »Also, dann heraus damit.«
    »Du wirst es nicht glauben«, wiederholte Vera.
    »Jetzt spuck‘s schon aus!«
    Vera hielt eine weiße Papiertüte hoch. Sie griff hinein und holte einen Brownie heraus.
    »Hier, probier mal.«
    Jamie lief beim Anblick der schokoladigen Köstlichkeit das Wasser im Mund zusammen. »Ich sollte wirklich nicht. Ich hatte heute schon drei Donuts zum Frühstück. Krieg kaum noch den Knopf meiner Jeans zu.«
    Vera bedachte sie mit ihrem berüchtigten
Blick,
einem Blick, der jeden Gedanken an Gegenwehr im Keim erstickte. Vera konnte einen wahrhaftig das Fürchten lehren. Sie war Jamies Sekretärin, aber Jamie hatte sie – aus reiner Notwehr, vor nicht allzu langer Zeit zur – stellvertretenden Chefredakteurin ernannt. Eine nicht unwesentliche Rolle hatte dabei die Tatsache gespielt, dass Vera immer eine 38er Smith & Wesson in ihrer Handtasche mit sich herumtrug. Nun, Jamie war – fast – sicher, dass Vera nicht auf sie anlegen würde; Vera war immer so etwas wie eine Mutter für sie gewesen. Trotzdem war es besser, wenn man ihr so wenig wie möglich widersprach.
    »Schon gut.« Jamie nahm den Brownie und biss hinein. »Mann, schmeckt das gut.«
    Drei weitere Bissen, und das kalorienreiche Teilchen war verschwunden.
    »Und – wie fühlst du dich? Irgendwie anders?« Vera beäugte sie neugierig.
    »Ja, ich hätte gern noch so eins. Kann mir ja immer noch eine weitere Jeans zulegen.«
    »Das ist kein normaler Brownie«, flüsterte Vera verschwörerisch. »Man erzählt sich, dass Lyle Betts ein

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