Total verschossen
Aphrodisiakum in den Teig mischt.«
Jamie hob eine Braue. Lyle Betts gehörte die Sunshine Bakery, und er galt allgemein als Stütze der Gesellschaft. Er war Präsident der
Jaycees,
coachte die
Little League
und ging jedes Weihnachten im örtlichen Kinderkrankenhaus als Santa Claus um. »Unmöglich.«
Vera bekreuzigte sich. »Der Herr ist mein Zeuge.«
Jamie überlegte. Vera war, wie die meisten Frauen in dieser Gegend, eine strenggläubige Baptistin. Sie log nur, wenn es unbedingt nötig war.
»Hast du noch mehr davon?«
»Ja, hab extra mehr gekauft. Ich dachte, wir könnten einen kleinen Selbstversuch machen. Wir essen noch ein paar und tauschen dann unsere Erfahrungen aus.«
»Großer Gott«, sagte Jamie, während Vera bereits begann, den Tüteninhalt unter ihnen aufzuteilen. Sie hatte jetzt wirklich keine Zeit für solche Dinge. Es war schon drei Wochen her, seit sie den umwerfend attraktiven, mysteriösen Maximillian Holt zum letzten Mal gesehen hatte, einen Mann, der immer wieder in ihr Leben platzte und alles auf den Kopf stellte. Einen Mann, mit dem sie bei allernächster Gelegenheit intim zu werden hoffte.
»Ich hatte schon drei«, verkündete Vera, »und ich merke gar nichts, außer leichte Blähungen. Kriege ich immer von Schokolade.«
»Also, ich halte das Ganze bloß für einen Geschäftstrick, um den Verkauf anzukurbeln«, sagte Jamie in der ehrlichen Hoffnung, Recht zu behalten. Seit einiger Zeit wurde sie von erotischen Träumen heimgesucht, in denen sie und Max die Hauptrollen spielten. Träume, die alles andere als jugendfrei waren. Sie hatte sogar den Verdacht, dass die Dinge, die sie taten, in den meisten Bundesstaaten verboten waren.
»Und hast du schon gehört?«, riss Vera sie aus ihrer Versunkenheit. »Maxine Chambers hat ihre Stellung in der Bibliothek gekündigt und einen Dessousladen eröffnet. Direkt an der Main Street! Und rate mal, wie er heißt? ›Süße Sünde‹!«
Jamie konnte ihre Überraschung kaum verhehlen. Die pingelige kleine Bibliothekarin und ein Dessousladen? Unmöglich.
»Und das ist noch nicht alles«, fuhr Vera begeistert fort. »Die Leute sagen, sie hat die schockierendsten Sachen ins Schaufenster gehängt, wo sie jeder sehen kann. Elbert Swank meinte, ihm wäre beinahe das künstliche Gebiss rausgefallen, als er die Auslage sah. Das hätte ich zu gerne gesehen.«
»Ein neuer Dessousladen«, überlegte Jamie. »Na so was.« Sie versuchte, sich ihre Begeisterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Es wurde höchste Zeit, dass Beaumont ein anständiges Wäschegeschäft bekam, in dem es nicht nur die Marken »Liebestöter« oder »Feinripp« im Angebot gab.
»Natürlich habe ich das alles nur aus zweiter Hand erfahren, ich muss also unbedingt selbst mal hin und es mir ansehen. Du weißt ja, wie wichtig es mir ist, nichts rauszugeben, was ich nicht selbst überprüft habe.«
»Vielleicht inseriert sie ja bei uns«, überlegte Jamie. »Die zusätzlichen Einnahmen könnten wir gut gebrauchen.«
»Ach was. Einnahmen kriegen wir schon durch deine neue Kontaktanzeigenseite. Wie viele haben wir bis jetzt?«
»Insgesamt zehn; sieben Männer, drei Frauen. Nicht schlecht für ein kleines Provinzblatt, oder?« Jamie erhoffte sich durch die neue Rubrik dringend benötigte Mehreinnahmen und ein paar neue Leser. Es war noch zu früh, um jetzt schon etwas zu sagen, aber sie war optimistisch.
»Ich drück dir jedenfalls die Daumen«, meinte Vera. Sie trat etwas näher. »Ich hätte da speziell eine Anzeige im Auge«, sagte sie in verschwörerischem Flüsterton. »Stand in der gestrigen Ausgabe, unter dem Titel: ›Bereit, willens und fähig‹. Klingt mir nach ´nem Volltreffer, besonders angesichts der Tatsache, dass die Männer in meinem Alter meistens Probleme in der ›Fähig‹-Abteilung haben.«
Jamie lachte laut auf. »Vera Bankhead, ich bin
schockiert
«
Vera grinste. »He, auch Frauen in meinem Alter haben Bedürfnisse!«
»Warum meldest du dich nicht auf die Anzeige?«
»Und wenn er hässlich ist? Du weißt, dass ich keinen hässlichen Menschen ertragen kann. Es wäre vielleicht am besten, wenn du mir einfach seinen Namen nennen würdest.«
Jamie schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, dass diese Anzeigen strikt vertraulich sind.«
»Ich wette, ich könnte rauskriegen, wer das ist. Ich kenne hier jeden.«
Und aus genau diesem Grund hatte Jamie auch darauf bestanden, die Kontaktanzeigen persönlich zu verwalten. Sie bewahrte sie in einem zugesperrten
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