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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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Sabbeltasche den Hals umgedreht, auch wenn ich im Schacht gerade erst das Gegenteil gelobt hatte.
    â€žAha“, sagte Martin. „Und deshalb sitz ich mir seit einer Dreiviertelstunde an der Strandhalle den Hintern platt. Weil meine Tochter sich im Naturschutzgebiet rumtreibt und nicht an ihr Handy geht. Das kann verdammt teuer werden,meine Liebe. Ist dir das eigentlich klar?“ Als er schließlich vor mir stand und meines Fußes ansichtig wurde sowie des Strickleiter-Fahne-Seil-Haufens, der zu einem abenteuerlichen Wooling verdichtet neben dem Strandkorb lag, warf er mir einen langen Blick zu. „Sieht mir eher nach einer gescheiterten Matterhorn-Besteigung aus ... Ist das der Typ, vor dem du abhauen musstest?“ Er musterte Jan von den blonden Locken bis zur Schuhsohle und bückte sich dann zu meinem Fuß herab, ohne eine Antwort abzuwarten.
    â€žNein“, erklärte Frida. „Das ist ein Freund von Fanny. Er hat mir geholfen, sie und Jasper aus dem Schacht zu ziehen.“
    â€žUnd? Kann wenigstens Jasper noch laufen oder müssen wir amputieren?“ Martin war megasauer. Andernfalls wäre er niemals so sarkastisch gewesen.
    â€žDarf ich vielleicht jetzt auch mal was sagen“, zischte ich, während Jan meinem Vater die Hand reichte und sich vorstellte.
    â€žIch höre“, knurrte Martin.
    â€žIch glaub, ich muss zum Arzt“, sagte ich lahm.
    Es war Dienstagabend, kurz vor sieben, und Dr. Lessings Praxis war seit fast einer Stunde geschlossen, als wir endlich zum Priel Nr. 11 zurückkamen. Also musste der Arztbesuch wohl warten.
    â€žHallo, Fanny, warst du auf Grabung?“ Svea ließ den Salat stehen, den sie gerade mit Radieschen aus Tante Hedis Garten garnierte, reichte mir ein feuchtes Tuch für mein Gesicht und besah sich fachmännisch meinen Fuß. Eine halbe Stunde später lag ich im Bett mit einem großen Biene-Maja-Kinderpflaster auf dem desinfizierten Unterarm sowie einerdicken Schicht Ibuprofen Schmerzsalbe plus einem rosa-grün geblümten Tante-Hedi-Handtuch um mein linkes unteres Ende. Darunter pochte es heiß, während ich mit einem Tablett auf dem Bauch eine Riesenportion Salat vertilgte. Als Sanitäterin war Svea gar nicht übel. Hätte Martin sich um meinen Fuß kümmern müssen, würde mein Bein jetzt wahrscheinlich aussehen wie ein Haufen gebündelter Karotten. Er saß am Fußende meines Betts und blickte jetzt doch ein wenig besorgt. „Was war das denn für ein Schacht, in den du da gefallen bist?“
    â€žWenn ich das wüsste.“
    Nachdem Jasper und ich glücklich wieder oben gelandet waren, war Jan noch mal mit Taschenlampe hinuntergestiegen und Frida hatte sich nur mit Mühe davon abhalten lassen, hinterherzuklettern. „Die Betonwände sind fast einen Meter dick“, hatte er berichtet, als er wieder hochkam. „Und um die Ecke von da, wo du gelegen hast, ging so was wie ein unterirdischer Gang ab. Richtung Wanderdüne, wenn ich das richtig sehe.“
    Die Wanderdüne. Dieser Riesenhaufen Sand, den der Wind immer weiter nach Osten, Richtung Ellenbogen blies. Der Ellenbogen war der sandige Haken am nördlichen Ende von Sylt, der auf seiner Ostseite den sogenannten Königshafen einrahmte. Einen Naturhafen, wo sich ab April gern die Surfer tummelten. In ein paar hundert Jahren würde die Düne dort drin verschwunden sein und mit ihr auch der Königshafen, wenn bis dahin im Rahmen des Klimawandels nicht sowieso die gesamte Insel abgesoffen und in einem riesigen Nordmeer aufgegangen wäre. Wieso sollte ein Gang zur Wanderdüne führen?
    â€žDa war überall dicker Beton und Jan sagt, dass um die Ecke ein unterirdischer Gang abzweigt.“ Ich zog es vor, Martin nichts von den unheimlichen Geräuschen im Schacht zu erzählen. Ich hatte nämlich keine Lust, mir anzuhören, ich hätte zu viele Fantasy-Romane gelesen. Denn dass es sich bei den Geräuschen nicht um Halluzinationen gehandelt hatte, dessen war ich mir sicher. Todsicher.
    â€žMuss einer von den alten Bunkern oder eine der Geschützbatterien sein, die über die ganze Westseite der Insel verteilt waren“, sagte Martin zu meiner Verblüffung, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
    â€žEin alter Bunker?“
    â€žJa. Die hat man im Zweiten Weltkrieg dort angelegt, weil man vermutete, über die Nordsee könne die Invasion der alliierten

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