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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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der Öffentlichkeit für ziemlichen Wirbel sorgen, wenn das Paket nicht jeden von euch erreicht.
    Das war keine spontane Entscheidung.
    Glaubt nie wieder, ihr könntet euch bei mir sicher sein.
    Wie kann sie das nur denken?
    Ihr werdet beobachtet.

    Mein Magen zieht sich zusammen, ich bin drauf und dran, mich zu übergeben. In der Nähe steht ein umgedrehter Plastikeimer auf einem Schemel. Falls nötig, kann ich ihn mit zwei Schritten erreichen und umdrehen.
    Ich kannte Hannah Baker kaum. Das heißt, ich hätte sie gern näher gekannt, doch bekam ich nie die Chance dazu. Den Sommer hindurch haben wir zusammen in einem Kino gejobbt und vor gar nicht langer Zeit auf einer Party ein bisschen rumgeknutscht. Doch wir hatten nie die Gelegenheit, uns wirklich näherzukommen. Und nie war ich mir bei ihr sicher. Nicht ein Mal.
    Diese Kassetten sind bestimmt nicht für mich bestimmt. Das muss ein Irrtum sein.
    Oder ein schlechter Scherz.
    Ich ziehe den Mülleimer zu mir heran. Obwohl ich das schon einmal gemacht habe, schaue ich mir erneut die Verpackung an. Irgendwo muss doch der Absender zu finden sein. Vielleicht habe ich ihn nur übersehen.
    Hannahs Selbstmordkassetten sind durch mehrere Hände gegangen. Jemand hat sie überspielt und sich einen Spaß daraus gemacht, mir die Kopien zu schicken. Morgen in der Schule wird jemand lachen, wenn er mich sieht, oder grinsend den Kopf abwenden. Dann werde ich es wissen.
    Aber wie werde ich reagieren?
    Keine Ahnung.

    Das hätte ich fast vergessen: Wenn ihr auf meiner Liste seid, dann habt ihr vor einiger Zeit eine Karte bekommen.
    Ich stopfe die Verpackung wieder in den Mülleimer.

    Ich bin auf der Liste.
    Vor ein paar Wochen, nur wenige Tage bevor Hannah die Tabletten schluckte, hat jemand einen Umschlag durch den Lüftungsschlitz meines Spinds gesteckt. Darauf stand mit rotem Filzstift: GUT AUFHEBEN - DU WIRST IHN BRAUCHEN. Darin befand sich ein zusammengefalteter Stadtplan, auf dem zirka ein Dutzend Punkte durch rote Sterne markiert war.
    In der Grundschule haben wir genau solche Karten der Handelskammer benutzt, um uns die Himmelsrichtungen einzuprägen. Die Karten waren mit kleinen blauen Nummern übersät, die zu den Firmennamen gehörten, die am Rand aufgeführt waren.
    Ich habe Hannahs Karte in meinem Rucksack aufgehoben. Eigentlich wollte ich sie in der Schule herumzeigen, um herauszufinden, ob noch jemand eine Karte bekommen hat. Ob jemand wusste, was das Ganze soll. Doch mit der Zeit wurde sie immer mehr von meinen Schulsachen zerquetscht und schließlich habe ich keinen Gedanken mehr daran verschwendet.
    Bis heute.
    Auf den Kassetten werde ich mehrere Orte unserer geliebten Stadt erwähnen, die ihr besuchen sollt. Ich kann euch nicht dazu zwingen, doch wenn ihr etwas mehr verstehen wollt, dann lasst euch von den Sternen leiten. Oder ihr schmeißt die Karten einfach weg und ich werde nie davon erfahren.
    Während Hannahs Stimme aus den staubigen Lautsprechern dringt, spüre ich das Gewicht meines Rucksacks an meinen Beinen. Irgendwo auf dem Boden befindet sich die zerfledderte Karte.
    Oder vielleicht doch. Ich weiß nicht, wie die ganze Sache mit
dem Tod funktioniert. Wer weiß, vielleicht stehe ich ja in diesem Augenblick hinter euch und schaue euch über die Schulter.
    Ich beuge mich vor und stütze meine Ellbogen auf die Werkbank. Mein Gesicht ruht in meinen Händen, und als ich mir mit den Fingern durch die Nackenhaare streiche, bemerke ich verwundert, wie feucht sie sind.
    Tut mir leid. Das ist nicht fair.
    Sind Sie bereit, Mr Foley?
    Justin Foley. Einer aus der Abschlussklasse. Er war Hannahs erster Kuss.
    Woher weiß ich das eigentlich?
    Justin, mein Lieber, du warst mein allererster Kuss. Die erste Hand, die ich gehalten habe. Dabei warst du nur ein Durchschnittstyp. Ich sage das nicht, um gemein zu sein - bestimmt nicht. Du hattest nur eben irgendwas an dir, was mich dazu trieb, deine Freundin sein zu müssen. Bis heute weiß ich nicht, was das eigentlich war. Doch es existierte … und es war unglaublich stark.
    Du hast es nie bemerkt, doch vor zwei Jahren, als ich ein Neuling war und du in die Klasse über mir gingst, da habe ich dir stets nachspioniert. In der sechsten Stunde habe ich immer im Sekretariat ausgeholfen, also kannte ich jeden Namen in deinen Kursen. Ich habe sogar deinen Stundenplan fotokopiert, irgendwo muss ich den heute noch haben. Er wird bestimmt wieder auftauchen, wenn sie später meine persönlichen Sachen durchsuchen, aber

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