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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Planquadrat 1-A mit einer Kelle Erde abzutragen.
    Beim Graben überkam mich die gewohnte Tatortanspannung. Die geschärften Sinne. Die intensive Neugier. Was, wenn es nichts ist? Was, wenn es doch etwas ist?
    Die Ängstlichkeit.
    Was, wenn ich grundlegend wichtiges Material zu Krümeln trete?
    Ich dachte an andere Ausgrabungen. Andere Tote. Ein Möchtegern-Heiliger in einer ausgebrannten Kirche. Ein kopfloser Teenager in einer Biker-Bude. Von Kugeln durchsiebte Junkies in einem Grab an einem Bachufer.
    Ich weiß nicht, wie lange ich schon grub, als das Spurensicherungsteam zurückkehrte. Der Größere der beiden hatte einen Styroporbecher in der Hand. Ich versuchte, mich an seinen Namen zu erinnern.
    Wurzel. Racine. Lang und dünn wie eine Wurzel. Meine Eselsbrücken funktionierten.
    René Racine. Netter Kerl. Wir hatten schon eine Hand voll Tatorte miteinander bearbeitet. Sein kleinerer Partner war Pierre Gilbert. Ich kannte ihn schon ein Jahrzehnt.
    Während ich an lauwarmem Kaffee nippte, erläuterte ich, was ich in ihrer Abwesenheit getan hatte. Dann bat ich Gilbert, zu filmen und den Abraum in Eimern wegzutragen, und Racine, zu sieben.
    Zurück zum Gitternetz.
    Nachdem ich in 1-A gut sieben Zentimeter abgetragen hatte, wandte ich mich 1-B zu. Dann 1-C und 1-D.
    Nichts als Erde.
    Okay. Das BDR zeigte eine Abweichung, die in zehn Zentimeter Tiefe begann.
    Ich grub weiter.
    Meine Finger und Zehen wurden taub. Ich fror bis ins Mark. Ich verlor jedes Zeitgefühl.
    Gilbert trug Eimer mit Erde von meinem Gitternetz zum Sieb. Racine warf die Erde durch die Maschen. Hin und wieder machte Gilbert ein Foto. Als ich das gesamte erste Gitternetz etwa sieben Zentimeter tief abgetragen hatte, fing ich wieder bei Planquadrat 1-A an. Bei einer Tiefe von fünfzehn Zentimetern wechselte ich zum nächsten Planquadrat.
    Ich hatte gerade zweimal in Planquadrat 1-B gekratzt, als mir eine farbliche Veränderung des Erdreichs auffiel. Ich bat Gilbert, einen Scheinwerfer neu auszurichten.
    Ein Blick, und mein Blutdruck schnellte in die Höhe.
    »Bingo.«
    Gilbert kauerte sich neben mich. Racine kam ebenfalls dazu.
    » Quoi? « , fragte Gilbert. Was?
    Ich fuhr mit der Spitze meiner Kelle um den Klecks, der in 1‑B einsickerte.
    »Die Erde ist dunkler«, bemerkte Racine.
    »Verfärbung deutet auf Zersetzung hin«, erläuterte ich.
    Beide Techniker starrten mich an.
    Ich zeigte auf die Planquadrate 1-C und 1-D. »Irgendjemand oder irgendetwas geht dort unten den Weg alles Irdischen.«
    »Soll ich Claudel Bescheid sagen?«, fragte Gilbert.
    »Der freut sich bestimmt.«
     
    Vier Stunden später waren meine Hände und Füße steif gefroren. Obwohl ich eine Zipfelmütze auf dem Kopf und einen Schal um den Hals hatte, zitterte ich in meinem superabsorbierenden, isolierbeschichteten Mikrofaser-Parka, für den Kanuk eigentlich Schutz bis zu einer Temperatur von minus vierzig Grad garantierte.
    Gilbert ging im Keller herum und fotografierte und filmte aus verschiedenen Blickwinkeln. Racine schaute zu, die behandschuhten Hände unter die Achseln geklemmt. Beide schienen sich in ihren arktistauglichen Overalls ziemlich behaglich zu fühlen.
    Die beiden Detectives, Claudel und Charbonneau, standen nebeneinander, die Füße gespreizt, die Hände vor den Genitalien gefaltet. Beide trugen schwarze Wollmäntel und schwarze Lederhandschuhe. Aber keiner machte ein fröhliches Gesicht.
    Acht tote Ratten zierten die Wände.
    Die Grube des Klempners und die beiden Vertiefungen waren bis zu einer Tiefe von sechzig Zentimetern abgegraben. Erstere hatte noch einige verstreute Knochen preisgegeben, die der Klempner und der Besitzer übersehen hatten. Die beiden anderen Löcher erzählten eine ganz andere Geschichte.
    Das Skelett unter Gitternetz eins lag in Fötalhaltung da. Es war unbekleidet, im Sieb war kein einziges Artefakt aufgetaucht.
    Die Person unter Gitternetz zwei war vor dem Vergraben eingewickelt und verschnürt worden. Die Teile, die wir sehen konnten, wirkten ebenfalls völlig skelettiert.
    Nachdem ich die letzten Erdpartikel von dem Bündel gebürstet hatte, legte ich meinen Pinsel weg, stand auf und stampfte mit den Füßen, um sie aufzutauen.
    »Ist das eine Decke?« Charbonneaus Stimme klang heiser vor Kälte.
    »Sieht eher aus wie Leder«, sagte ich.
    Er deutete mit dem Daumen auf Dr. Energy’s Patienten.
    »Ist das der Rest von dem Kerl in der Kiste?«
    Sergeant-détective Michel Charbonneau stammte aus Chicoutimi, einer Stadt sechs

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