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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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er schnell über
die Todesursache auf dem Laufenden.
    Man hatte Aziz Daniel Renouillt bereits am Morgen in seinem
Hotelzimmer gefunden. Auf dem Nachttisch lagen sowohl weiße als auch braune
Substanzen. Zurzeit ging man noch von einer Überdosis Heroin aus, die das Opfer
nasal eingenommen hatte, obwohl man noch Spuren einer anderen Substanz in einer
Phiole gefunden hatte, bei der es sich vermutlich um flüssiges Ecstasy
handelte.
    War Renouillt sein Reichtum zu Kopf gestiegen? War er einer von
denen, die nichts mit ihrem Leben anfangen konnten und deshalb die Flucht in
die Droge suchten? Oder hatte er die brennende Schuld, die er stets mit sich
trug, im Rausch erstickt? Eine andere Frage war: Wo steckte seine Frau, Joséphine
Renouillt?
    Rajid ging direkt auf die zwei Fahrstühle am Ende der Lobby zu und
betätigte den Knopf. Mit einem leisen Bing öffnete sich die Tür des Fahrstuhls,
und die beiden fuhren in den vierten Stock.
    Die Gänge waren mit dicken Teppichen ausgelegt, die jeden Schritt
der Gäste und des Putzpersonals verschluckten. Rajid sah auf einen Zettel in
seiner Hand, auf dem er sich ein paar Notizen gemacht hatte. Er folgte den
Zimmernummern von 435 bis 460. Das Zimmer, in dem Renouillt in den
frühen Morgenstunden verstorben war, stand offen. Zwei Zimmermädchen waren
dabei, das gesamte Bett auszutauschen. Auch alle anderen Spuren waren bereits
beseitigt worden, und das Badezimmer wurde gerade von einem weiteren
Zimmermädchen gereinigt und desinfiziert. Sam war sichtlich überrascht, wie
schnell ein Tatort hier in Kairo wieder für andere zugänglich gemacht wurde.
Die Polizei ging von einem Drogentoten aus, der offenbar alle weiteren
Ermittlungen überflüssig machte.
    Â»Wo sind die persönlichen Sachen des Toten?«, fragte Sam und sah
sich noch einmal um.
    Â»Er hatte nicht viel dabei. Einen kleinen Koffer und das hier.«
Rajid bückte sich und öffnete einen schwarzen Müllsack, in den man die
Kleidungsstücke gesteckt hatte, die im Zimmer über einem Stuhl gehangen hatten.
    Â»Darf ich mal sehen?«
    Â»Bitte.« Rajid trat zur Seite, und Sam kippte den Plastiksack aus.
Als hätte er es geahnt. Zum Vorschein kamen eine Jeans, ein Hemd und – ein paar
schwarze Prada-Schuhe. Daniel Renouillt! Er hatte ihn auf der Jacht
niedergeschlagen.
    Als sie wieder unten in die Lobby kamen, standen an der Rezeption
einige neue Gäste und warteten darauf, eingecheckt zu werden. Rajid hielt das
jedoch nicht davon ab, die Prozedur zu unterbrechen und laut auf Arabisch nach
dem Hotelmanager zu fragen. Zumindest ging Sam davon aus, denn es dauerte keine
Minute, bis ein Mann in dunklem Anzug und Krawatte aus einer Seitentür kam.
Geflissentlich bat er Sam und Rajid nach hinten.
    Die Männer unterhielten sich erst auf Arabisch. Dann erklärte Rajid
Sam, was sie besprochen hatten.
    Â»Daniel Renouillt hat das Doppelzimmer für zwei Tage gebucht. Er war
in Begleitung …«
    Â»Wahrscheinlich seine Frau«, unterbrach Sam.
    Â»Gestern Abend kam er allein zurück. Seine Begleitung ist nicht
wieder aufgetaucht. Und …«
    Rajid überlegte kurz und griff dann zum Telefon. Wieder lauschte Sam
den Tönen der arabischen Sprache, die sich für ihn ziemlich aggressiv anhörten.
    Â»Okay, man hat auf dem Zimmer keine Bekleidung einer Dame gefunden.
Das finde ich eigenartig.«
    Â»Vielleicht ist sie einen Tag vorher abgereist?«
    Rajid fragte offensichtlich nach den Videoaufzeichnungen des Hotels,
denn der Manager suchte in einem Schrank nach einer Kassette und schob sie in
einen recht altmodischen Rekorder.
    Im Schnelldurchlauf bewegten sich Menschen durch die Lobby von links
nach rechts, von rechts nach links, dann erschien Daniel Renouillt mit einer
jungen Frau, die etwa zwei Meter hinter ihm ging. Auf den ersten Blick erkannte
Sam, dass es sich hier nicht um Joséphine Renouillt handelte, die große blonde
Frau, die er bei Frau Serani kennengelernt hatte. Renouillts Begleiterin sah
sich in der Lobby um, während er an der Rezeption die Formulare ausfüllte und
die Zimmerkarten entgegennahm. Sams Augen waren nur auf die junge Frau
gerichtet. Irgendetwas an ihren Bewegungen, wie sie sich durch das Haar fuhr,
kam ihm bekannt vor. Die Aufzeichnungen waren grob gekörnt und dazu noch in
Schwarz-Weiß. Plötzlich war ihm, als ob ihm jemand die Brust durchstach. Ohne
es zu merken, war er aufgestanden und

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