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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Nein.«
    Sam drückte ihm das Foto in die Hand. Doch Basil Nassour machte
keine Anzeichen des Erkennens. Er schüttelte wieder den Kopf und gab Sam das
Foto zurück.
    Â»Haben Sie eine Idee, wer Joe Nassour sein könnte?«
    Â»Nein. Tut mir leid.«
    Â»Keine Verwandten, die diesen Namen tragen?«
    Wieder schüttelte der alte Mann den Kopf, aber jetzt war Sam sich
fast sicher, dass er log. Irgendetwas regte sich in ihm, und er sah nicht mehr
Sam in die Augen, sondern auf den Boden.
    Â»Sie wurden im Zusammenhang mit einem außergewöhnlichen Fund in
einem Artikel erwähnt, Monsieur Nassour.«
    Sam hatte wieder die volle Aufmerksamkeit des franzö­sischen
Ägyptologen.
    Â»Ah, oui?«
    Â»Die hellhäutigen Pharaonen. Erinnern Sie sich daran?«
    Â»Mon Dieu … ja, aber das ist ja schon sehr lange her und … und … wir
waren damals einem Betrug erlegen.«
    Â»Wer ist wir?«
    Â»Mein Partner und ich. Er ist inzwischen verstorben. Monsieur
Jaccard.«
    Â»Inwiefern Betrug?«
    Â»Nun, zuerst dachten wir, dass es sich um Mumien aus
vorgeschichtlicher Zeit handelte, als die alten Ägypter ihre Toten noch in
Sandgruben in der Wüste begruben. Die Wüste mumifiziert die Leichen auf
natürliche Weise, wissen Sie. Aber dann stellte sich heraus, dass es sich um
erst kürzlich verstorbene Menschen handelte, die man im Sand vergraben hatte.
Es war eine sehr verwirrende Geschichte. Es wundert mich, dass man in dem
Artikel die Tatsachen so verfälscht hat, weil wir niemals davon ausgegangen
waren, dass es sich um Pharaonen handeln könnte.«
    Basil Nassour schüttelte den Kopf, als wäre der Gedanke daran immer
noch unfassbar für ihn.
    Â»Was ist mit den Verstorbenen geschehen?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, darum hat sich mein Partner damals
gekümmert. Ja, es war eigenartig, weil wir sie direkt neben unserer
Ausgrabungsstelle gefunden haben. Der Wind war an dem Tag sehr heftig gewesen
und hat die Körper freigelegt.«
    Â»Sie wissen nicht, wer den Fall damals bearbeitet hat? Irgendeinen
Namen bei der Polizei vielleicht?«
    Â»Nein. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«
    Wieder hielt Sam das Foto hoch, tippte darauf und sagte: »Monsieur
Nassour, wir haben den Verdacht, dass diese Person im Zusammenhang mit ein paar
Morden steht.«
    Â»Mord, mon Dieu?«
    Der alte Mann schien unter seinem braunen Teint weiß zu werden. Der
Schreck stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Sam hasste
Katz-und-Maus-Spiele. Vielleicht hätte er das in einem Vernehmungsraum noch
mitgemacht, aber hier bei fünfundvierzig Grad im Schatten war das wirklich zu
viel verlangt.
    Â»Monsieur Nassour, Sagen Sie mir, was Sie wissen. Sie kennen doch
Joe Nassour«, sagte Sam ungeduldig.
    Es war nur die Andeutung von einem Nicken, aber es war da und die
Bestätigung dafür, dass Sam den richtigen Riecher gehabt hatte.
    Â»Wer ist Joe Nassour?«
    Wegen seines Entschlusses, nicht mehr mit dem Flugzeug
zurückzufliegen, hatte Sam einen längeren Nachhauseweg als geplant. Erst ein
ausgiebiger Fußmarsch, dann ein Eselsritt, Übersetzen mit der Fähre über den
Nil und zu guter Letzt von Luxor mit dem Zug nach Kairo.
    Als Sam endlich in seinem Zimmer im Hotel ankam, erwarteten ihn fünf
Nachrichten. Allesamt von Alfred, und in allen bat dieser energisch um
sofortigen Rückruf.
    Â»So, wir haben endlich ein Ergebnis bekommen. Joe Nassour scheint
sein Künstlername zu sein. Sein richtiger ist Aziz Daniel Renouillt. Zumindest
laut der Akte.«
    Sam hörte mitten im Kauen auf und legte den Keks auf den Nachttisch.
»Wie war der Name?«
    Â»Aziz Daniel Renouillt«, brüllte Alfred vom anderen Ende der Leitung
in Sams Ohr. »Halbfranzose … sein Vater ist Araber, lebte in Marseille, also
Scheinfranzose, und hat seit fünfzehn Jahren seinen Hauptwohnsitz nach Les
Baumettes verlegt. Eine der schlimmsten Haftanstalten Frankreichs, wo
Gewaltverbrecher mit Kleinkriminellen zusammen in einer Zelle sitzen. Hier hat
man noch 1977
guillotiniert. Das hätte man nicht abschaffen sollen, dann würde es nicht so
viel Dreck geben …«
    Â»Alfred!«, sagte Sam entrüstet. Dabei musste er über die Direktheit
von Alfred schmunzeln. »Was habt ihr über diesen Renouillt herausgefunden?«
    Â»Ach ja … Also, er ist siebenunddreißig Jahre alt, die Mutter ist
übrigens Deutsche und lebt in

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