Totenpech
sämtlichen
GröÃen, teils aus Gold, teils aus Stein, Schalen aus Alabaster, Schmuckschatullen
aus Holz und Elfenbein. An den Wänden lehnten Teile von sandfarbenen
Steinreliefs, und in der Mitte des Raumes stand ein bemalter hölzerner
Sarkophag.
Zwischen den Schätzen auf dem dunkelgrauen Steinboden waren Spuren
von feinem weiÃen Sand, als hätte die Wüste einmal hereingehaucht.
Nach dem ersten Augenschein des Experten Ronald Walter handelte es
sich um echte antike Kunstschätze, auch der Sarkophag schien ein Original zu
sein.
»Du meinst also, der Dieb, der dich niedergeschlagen hat, kam aus
dieser Schatzkammer. Deshalb sein plötzliches Erscheinen. Das wiederum würde
bedeuten, dass er in der Nacht gezielt auf der Suche nach etwas war und auch
etwas mitgenommen hat«, mutmaÃte Alfred.
»Was nicht unbedingt heiÃt, dass Alessio etwas davon gewusst hat.«
»Komm schon, Sam, daran glaubst du doch wohl selbst nicht. Immerhin
war er ja nicht das erste Mal zu Besuch bei dem Perversen. Er muss davon gewusst haben.«
»Warum ist der Dieb dann in der nächsten Nacht wiedergekommen,
Alfred?«
Alfred zog die Stirn in Falten und antwortete dann: »Ganz einfach,
weil er in der ersten Nacht nicht alles mitnehmen konnte.«
»Nachdem sie den Mord begangen hatten, hatten die beiden die ganze
Nacht lang Zeit, die Kammer auszuplündern, also ergibt das keinen Sinn.«
Sam lieà seinen Blick über die antiken Stücke wandern und blieb
schlieÃlich an einer goldenen Schmuckschatulle hängen. Er hob vorsichtig den
Deckel mit dem darauf liegenden Anubis hoch.
»Wenn die echt ist, hat sie einen unbezahlbaren Wert«, kommentierte
der Experte die Schatulle und widmete sich wieder den Hieroglyphen auf dem Sarkophag.
»Und anscheinend lag hier auch etwas sehr Kostbares drin«, sagte Sam
und zeigte auf die Eindellungen in dem dunkelroten Samt.
»Gut. Es kann sich auch so abgespielt haben«, nahm Alfred den Faden
wieder auf. »Der Tipp kam von Alessio. Ganz klar. Der macht sich aber die
Finger nicht schmutzig und schläft. Der Alte überrascht nachts den Einbrecher,
der bringt den Senner um und schiebt die Sache dem schlafenden Alessio in die
Schuhe. Der wird am nächsten Morgen verhaftet, und der andere hat freie Bahn.
Steigt wieder ein, dieses Mal in aller Seelenruhe, hat aber nicht mit dem
Superbullen OâConnor gerechnet.« Alfred grinste breit, und Sam war froh, dass
in diesem Moment sein Handy klingelte. Allerdings hatte er mit diesem Anrufer
am wenigsten gerechnet.
»Sam OâConnor, wie schön, Ihre Stimme zu hören.«
Sam hob die Augenbrauen, verlieà die Gruft und ging nach drauÃen vor
die Villa, um ungestört sprechen zu können.
»Sie wollten mich nur anrufen, wenn es sich um einen Notfall
handelt, Herr Brenner.«
»Glauben Sie, ich würde Sie belästigen, wenn dem nicht so wäre? Ich
erwarte Sie noch heute Abend in Nizza am Flughafen. Ticket liegt am Schalter für
Sie bereit. Ich erzähle Ihnen dann, worum es geht.«
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Sam, aber die Leitung war bereits
tot. Peter Brenner von Europol war wie immer kurz angebunden gewesen und hielt
sämtliche Informationen zurück.
Doch insgeheim war Sam froh, dass er auf einen neuen Fall angesetzt
wurde und nicht mit Alfred arbeiten musste.
»Man darf eben niemandem vertrauen, wenn man krumme Dinger dreht.«
Alfred war hinter Sam aufgetaucht und biss kraftvoll in einen grünen Apfel.
»Ich fürchte, der Fall wird ohne mich auskommen müssen, Alfred. Ich
werde in Nizza erwartet.«
Alfred hielt mitten im Kauen inne und sah Sam ungläubig an. Dann
erst schien er den Sinn der Worte zu erfassen. Es war Alfreds Chance, den Fall
wieder allein bearbeiten zu können.
7. KAPITEL
Hamburg   Lina
hatte alle Anrufe von Sam abgewiesen. Es war ihre Art der Bestrafung, nicht
erreichbar zu sein. Sollte er sich doch Sorgen und Gedanken um sie machen. Er
sollte zutiefst bereuen, dass er sie so hatte aus München abfahren lassen.
Immer wieder hatten sie über ihre medialen Fähigkeiten diskutiert.
Allerdings war es das zweite Mal, dass Sam so aufbrausend reagiert hatte. Es
nervte sie dermaÃen, ja, machte sie richtig wütend, dass er nicht akzeptieren
konnte, dass sie eben nicht war wie andere. Sie hatte nun mal diese
auÃergewöhnliche Gabe mitbekommen, und die versuchte sie, zum
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