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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Übelkeit
schnell zu überwinden. Dann ging er direkt zum Ausgang des Flughafens Nice-Côte
d’Azur, wo Peter Brenner bereits ungeduldig in einer Limousine auf ihn wartete.
»Ich freue mich, Sie zu sehen, O ’Connor. Setzen Sie sich.«
    Anstatt ihm die Hand entgegenzustrecken, landeten etwa zwanzig Akten
auf Sams Schoß. »Sehen Sie sich das an, und sagen Sie mir, was Sie davon
halten.« Die nächsten Worte richtete er an den Chauffeur: »Fahren Sie los. Sie
wissen ja, wohin.«
    Der Wagen setzte sich in Bewegung, und Sam öffnete die erste Akte.
Nach zehn Minuten war er im Schnelldurchlauf fertig.
    Â»Zwanzig Menschen, die in den letzten drei Jahren auf mysteriöse
Weise spurlos verschwunden sind. Es gibt kein bestimmtes Muster, keinen
bestimmten Typ, keine bestimmte Nationalität, alle waren gesund und munter.
Auffällig sind die Städte, meines Erachtens.«
    Sam legte eine Pause ein, denn er war sich nicht sicher, ob Brenner,
der aus dem Fenster sah, ihm zuhörte.
    Â»Und die wären?«
    Â»Es sind alles Küstenstädte oder Inseln. Sagres, Lissabon,
Barcelona, Mallorca, Korsika, Marseille, Faro, Cannes, Monaco, Rovinj, Nizza,
Ischia, Rimini, Sardinien, Ibiza, Málaga, Malta.«
    Sam sah aus dem Fenster. Ein Hinweisschild zeigte an, dass Monaco
noch zwanzig Kilometer entfernt war. Immerhin wusste er jetzt, wohin die Reise
ging.
    Â»Der wichtigste Fall ist der letzte, Nummer 20. Eine junge Dame,
die Tochter eines deutschen Politikers, verschwand vor drei Tagen spurlos. Sie
war mit ihren Freundinnen in einem Hotel in Monaco abgestiegen. Laut den
anderen beiden Damen hatten sie sich gestritten. Michaela Kriech, so heißt sie,
war daraufhin alleine losgezogen. Seitdem haben sie sich nicht mehr gesehen.
Ihre Sachen liegen noch auf dem Hotelzimmer, wie an dem Tag ihres Verschwindens.
Der Fall hat Priorität, wie Sie sich denken können.«
    Â»Was ist mit den anderen?«
    Â»Normale Leute, die auch von heute auf morgen aus ihrem Alltag
verschwunden sind.«
    Es musste also erst ein » VIP « verschwinden, bis man sich der
Sache annahm, dachte Sam und sah Brenner von der Seite an.
    Â»Ich weiß, was Sie jetzt denken, Sam … Wissen Sie, wie viele
Menschen in Deutschland, in Europa jährlich verschwinden? Hunderttausende. In
Amerika sind es sogar Millionen. Davon bleibt allerdings nur ein geringer
Prozentteil für immer verschwunden. Die örtlichen Behörden haben sich anfangs
um die Fälle gekümmert, aber Sie wissen ja, wie das ist.«
    Â»Es sind auch zwei Kleinkinder darunter.« Sam schluckte. Kinder
waren beliebte Opfer. Entweder für sexuellen Missbrauch, Organhandel, oder sie
wurden zu Adoptionszwecken verkauft.
    Â»Ja, besonders tragisch für die Familien. Beide sind letztes Jahr
aus Ferienanlagen in Portugal verschwunden.«
    Â»Was meinen Sie, Herr Brenner?«
    Â»Wenn ich auch nur die geringste Ahnung hätte, säßen Sie jetzt nicht
hier. Ich bringe Sie ins Hotel, dort können Sie sich mit den beiden anderen
jungen Damen unterhalten. Und dann kommen Sie hoffentlich schnell zu einer
Lösung. Ich bin da ganz zuversichtlich.«
    Sam hielt die Akten mit beiden Händen umklammert und sah auf das
Meer hinaus. In ihm kroch plötzlich das Gefühl hoch, völlig überfordert zu
sein, obwohl er noch gar nicht mit dem Fall begonnen hatte. Die Erwartungen,
die an ihn gestellt wurden, machten ihm jedes Mal Angst. Auch das war ein Grund
gewesen, weshalb er sich von Europol zurückgezogen hatte. Die Angst zu versagen,
einen Fall nicht zu lösen. Er ließ das Fenster ein wenig herunter und hoffte,
der kühlende Fahrtwind würde Klarheit in seinen Kopf bringen.
    Zehn Minuten später hielt die Limousine vor dem Eingang des Port
Palace Hôtel, ein Fünf-Sterne-Boutique-Hotel, direkt am Jachthafen des
Zwergstaates Monaco.
    Schon beim Betreten der Lobby fielen Sam die beiden jungen Frauen
auf, die eng zusammengerückt auf einem orangeroten Sofa saßen und Brenner wie
zwei verschreckte Hasen ansahen. Erst als Sam den beiden vorgestellt wurde und
sich ihnen gegenüber in einen bequemen Sessel setzte, entspannten sich die
Gesichtszüge der beiden ein wenig. Wahrscheinlich lag es an seiner
unautoritären Haltung.
    Luisa, 25, war blond, trug eine zerrissene Jeans, die kaum ihre
braun gebrannten Beine bedeckte, dazu ein buntes, tief ausgeschnittenes
Seidentop. Sascha, 27, brünett, trug

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