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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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leiser Stimme. »Michelle ist davongekommen, weil sie das Tier so schnell bemerkt hat. Hätte es länger gedauert …«
    »So gefährlich sind diese Viecher?«, fragte Pascal.
    »Sobald sie ihre Eier unter der Haut abgelegt haben, kann man nicht mehr viel tun. Man sieht nichts davon, und die Larven schlüpfen schnell. Sie reifen in weniger als einer Stunde und reproduzieren sich zu Tausenden, und bevor man es merkt, fressen sie einen von innen auf.«
    Pascal lief ein Schauer über den Rücken.
    »Die anderen müssen davon wissen.«
    »Keine Sorge, ich sag’s ihnen. Auch wenn es vielleicht nicht nötig ist. Wir haben sowieso alle viel zu große Angst, um nicht aufzupassen.«
    ***
    Endlich führte der Weg durch den Tunnel nicht mehr bergab, sondern begann leicht anzusteigen, was die erschöpfte Gruppe dankbar registrierte. Er war noch immer sehr verschlungen, doch zumindest hatten alle jetzt nicht mehr das Gefühl, einem Abgrund entgegenzugehen. An den Wänden brachen neue Geschwüre auf und gaben den Blick auf das Innere frei: schleimüberzogene Körper, die sich unter gurgelnden Lauten im Todeskampf wanden.
    Einer dieser Verdammten beugte sich weit hinaus, als Beatrice vorbeiging, und schlang seine Arme um sie. Grünliche Spritzer trafen sie, und sie schrie, als sie ein heftiges Brennen auf ihrer Haut verspürte. Die Flüssigkeit verätzte augenblicklich ihre Haut. Währenddessen ließ der halb verweste Tote nicht locker und versuchte sie unter Geheul mit sich zu ziehen.
    Als Pascal sah, wie Beatrice der Wandöffnung immer näher kam, überlegte er nicht zweimal: Er trat zu der Wand und ließ einen Regen von Schwerthieben auf den Toten niederprasseln. Die grünen Spritzer, die ihn trafen, taten bei ihm keine Wirkung.
    Sein Einsatz hatte Erfolg: Nach und nach konnte sich Beatrice aus der Umklammerung des verstümmelten Toten befreien, der auf einmal wieder von der Wand verschlungen wurde.
    Pascal nahm Beatrice auf seinen Rücken, und rasch entfernten sie sich von dieser Stelle des Gangs.
    »Wie geht’s dir?«, fragte er, als er sie wieder herunterließ. »Können wir etwas für dich tun?« Seine Miene war ernst.
    »Keine Sorge«, erwiderte sie stöhnend, während sie ihre Verbrennungen begutachtete. »Mir geht’s gleich wieder besser.«
    Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie wieder auf eigenen Füßen stehen konnte. »Im Zwischenreich wird man mich behandeln«, sagte Beatrice. »De Polignac, der Graf, ist ein erfahrener Mann, auch in solchen Dingen. Los, gehen wir weiter.«
    »Ich kann als Letzte gehen«, bot Michelle an.
    Pascal wollte schon ablehnen, doch natürlich hatte sie recht. Sie war an der Reihe.
    »Einverstanden«, stimmte er zu und wollte verbergen, dass er Angst um sie hatte. »Aber pass auf. Du darfst unter keinen Umständen zurückfallen.«
    Michelle lächelte.
    »Ich bin doch nicht verrückt.«

55
    MIT JEDEM SCHRITT kamen sie der Oberfläche näher, und es drang Luft zu ihnen, die im Vergleich zu dem verpesteten Gestank im Tunnel frisch erschien.
    Pascal hatte sich nicht im Traum vorstellen können, dass er einmal den schwarzen und leeren Himmel des Totenreichs für sich herbeisehnen würde. Und ebenso wünschte er sich, all den Schrecknissen ihres unterirdischen Wegs endlich entrinnen zu können. Wenn diese Dinge, die sie gesehen hatten, noch gar nicht die Hölle waren, was für unvorstellbare Grausamkeiten würde es dann dort geben? Er hoffte, es nie herausfinden zu müssen.
    Nachdenklich ging Pascal weiter. Etwas hörte nicht auf, ihn zu beunruhigen. Sein Amulett hatte in den vergangenen Stunden keinen Moment lang seine Kälte verloren. Er verstand es nicht und schrieb es dem monströsen Tunnel zu, durch den sie sich bewegten. Und er tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie diese stinkende Röhre bald verlassen würden.
    Marc wirkte beunruhigt, je näher sie dem Ausstieg kamen, so als fürchtete er, dass sich ihnen im letzten Augenblick noch etwas in den Weg stellen könnte. Eine Angst, die die anderen teilten und die jeder zu überspielen versuchte.
    Die Tunnelwände nahmen eine größere Festigkeit an, was ebenfalls ein Anzeichen dafür war, dass sie demnächst an die Oberfläche gelangen würden. Plötzlich weitete sich der Gang vor ihren Augen und bildete eine Art höhere Kammer, von der drei weitere enge Tunnel abgingen. Und während sie noch rätselten, welchen dieser Tunnel sie nehmen sollten, vernahmen sie ein Geräusch, das sie zusammenfahren ließ. Es war ein Knurren, das immer

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