Totenreise
Todeskampf, wand sich noch immer unter Stöhnen und Schreien. Vergeblich versuchte sie, den Pflock aus ihrem Herzen zu ziehen. Daphne, die schweißüberströmt war, holte mit dem großen Messer aus, um das Tötungsritual zu vollenden. Jede Sekunde zählte.
Dominique stieß einen Schmerzensschrei aus, als er spürte, wie ihm der Vampir den Arm verdrehte und ihn zwang, den Hammer loszulassen. Dann packten ihn zwei Hände mit langen Fingernägeln am Hals, zerrissen die Knoblauchschnur wie auch die Goldkette mit dem Kruzifix und warfen beides weit von sich auf den Boden. Eisige Finger zogen Dominique an Raouls gierigen Mund, denn der Vampir war noch immer zu schwach, um sich zu erheben. Daphne erkannte den Ernst der Lage, ließ das Messer fallen und hob Dominiques Pflock und Holzhammer vom Boden auf. Entschlossen stürzte sie sich auf Raoul.
Überrascht und hasserfüllt blickte der Vampir zu der zweiten Angreiferin, die bereits den Pflock über seinem Herzen angesetzt hatte und den Hammer hob. Raouls gekrümmte Finger ließen den Hals seines Opfers los, um Daphne abzuwehren, doch Dominique konnte ihn lange genug festhalten, damit Daphne dem Pflock den ersten Schlag versetzen konnte. Ein Knacken verriet, dass das Brustbein des Vampirs zerbrochen war, und das Eichenholz drang tief in seinen Körper ein.
Er weitete die Augen, als er spürte, wie er gepfählt wurde, und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, der sämtliche Instrumente und Flaschen auf den Tischen ringsum wegfegte. Dominique ließ die Hände des Vampirs los und klammerte sich an seinen Rollstuhl. Doch der begann zu wackeln, bis er umstürzte und Dominique zu Boden riss.
Es herrschte ein Höllengetöse, während von draußen noch immer Donnerschläge des tosenden Gewitters zu hören waren.
Trotz allem fiel der Hammer erneut, und der Pflock traf Raouls Herz. Der Vampir begann zu spucken und sich zu winden. Aus seinem angeschwollenen Hals drangen laute Schmerzensschreie.
Er schien seinem Ende zu nahen, doch auf der Bahre nebenan war Melanie kurz davor, sich ihren Pflock aus dem Körper zu reißen.
»Dominique!«, rief Daphne. »Das Messer!«
Der Junge robbte über den Fußboden, bis er das Messer erreichte.
***
Doktor Laville stand die ganze Zeit vor dem Eingang zum Kühlraum und verweigerte jedem, der kam, für eine Weile den Zutritt. Die Schreie und das Getöse drangen kaum durch die dicken Mauern und wurden zudem von dem fast unablässigen Donner des Gewitters übertönt. So konnte Laville einigen Polizeimitarbeitern gegenüber behaupten, es würden dringende Reinigungsarbeiten durchgeführt …
»Keine Sorge«, sagte er mit der Autorität des Vorgesetzten, »es ist alles unter Kontrolle. Gehen Sie zurück an die Arbeit. Es ist gleich wieder ruhig.«
Als die Kollegen gegangen waren, postierte Laville sich wieder vor der Tür des Raums, bereit einzugreifen, denn nur er verfügte über das notwendige Material. Die Tür war abgeschlossen, doch im Ernstfall würde er sie aufbrechen. Er wusste genau, was er zu tun hatte.
***
Das Rütteln an der Tür zur Gruft hörte auf. Der Ghul schien langsam das Interesse zu verlieren. Pascal hoffte es jedenfalls und atmete auf. Doch bald musste er feststellen, wie sehr er sich geirrt hatte. Ein unangenehmes, scharfes Kratzen war zu hören. Pascal sträubten sich die Haare, denn er erkannte das durchdringende Geräusch: Der Ghul umrundete die Gruft, während er mit seinen Krallen dabei über die Wände fuhr. Pascal erkannte die Klaue hinter einem winzigen Fenster. Die fauligen Finger schlugen dagegen, wodurch es Risse bekam. Zum Glück wäre die Öffnung jedoch zu klein gewesen, um hindurchschlüpfen zu können, und der Ghul setzte seine Runde fort.
Das Monster betastete und beschnüffelte das alte Gemäuer und kletterte sogar aufs Dach. Pascal konnte die Schritte über sich hören, was ihn noch mehr in Angst versetzte. Doch endlich schien der Ghul sich mit schwerfälligen Schritten zu entfernen. Pascal wagte nicht, es zu glauben. War die stinkende Kreatur wirklich verschwunden?
Pascal verharrte starr. Die Zeit stand still in dieser Unterwelt. Doch irgendwann drang in sein Bewusstsein, dass auch draußen auf dem weiten Gelände wieder Ruhe herrschte. Hatten die Monster etwa den Friedhof verlassen?
***
Daphne, die den Vampir an den Haaren gepackt hatte, drückte ihm das Messer an den Hals und brachte ihre Arbeit zu Ende. Raoul hörte auf, um sich zu schlagen, als der Kopf vom Rumpf getrennt war. Da lag er
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