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Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Titel: Totenruhe - Bleikammer - Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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dieser weich fallenden Kleider, die dem indischen Sari nachempfunden waren. Ihre Haut war warm unter dem Seidenstoff zu spüren. Artur hauchte ihr von hinten einen Kuss auf die Schläfe. Sie drehte sich weg, versuchte ihm zu entkommen, doch er hielt sie fest, drückte sie gegen das schwere Bücherregal.
    „Nein!“, presste sie hervor. „Du lässt mich jetzt sofort los! Artur, ich schreie, und dann …“
    „Gut, dass du mich warnst“, keuchte er. Seine Rechte legte sich auf ihren Mund und verschloss ihn, während seine Linke weiter über ihren Körper wanderte, die tieferen Regionen erreichte, ihren Po berührte.
    Sanjay murmelte etwas Unverständliches unter seinem Griff, wand sich, doch er war zu stark. Mit einer Brutalität, die Artur von sich selbst nicht kannte, raffte er den leichten Stoff ihres Kleides hoch, bis er ihre Haut direkt spüren konnte. Die Hinterseite ihrer Schenkel war weich, glatt und warm.
    Wie weit würde er gehen? Er wusste es selbst nicht. Das würde der Feind entscheiden müssen, den er zu provozieren versuchte. Sobald er sich zeigte, würde er aufhören … dürfen … müssen … Ihm war vollkommen bewusst, was er tat. Er spürte Mitleid mit Sanjay, er dachte daran, dass er das Vertrauen zwischen ihnen beiden zerstören würde, dass er wahrscheinlich von der Schule verwiesen wurde und vielleicht sogar ein Strafverfahren bekam. Die Konsequenzen standen klar und unzweideutig vor ihm. Trotzdem konnte er nicht stoppen. Nun, da er angefangen hatte, seinen scheußlichen Plan in die Tat umzusetzen, musste er ihn bis zum Ende durchziehen. Wenn er aufhörte, ohne das Problem gelöst zu haben, würde er erst recht falsch verstanden werden. Margarete und all die anderen, die ihm misstrauten, würden schon dafür sorgen, dass er seine Strafe erhielt.
    Er hasste sich, als er seine Hand zwischen Sanjays Schenkel gleiten ließ. Er wusste, dass seine Finger dort nicht hingehörten. Er hasste sich so sehr, dass er sich für einen Moment einbildete, nicht er selbst zu sein, sondern sich aus ihrer Perspektive zu sehen, das Monster, das er geworden war. Der stille, schüchterne Artur, der dabei war, seiner Kommilitonin Gewalt anzutun, mit einer merkwürdigen, verschrobenen Begründung im Kopf, von der er nicht einmal wusste, ob sie Sinn machte oder nur eine Ausrede war, um das tun zu dürfen, was er eben tat …
    Sanjay trat nach ihm, doch er wich aus.
    Verdammt , dachte er. Dieses Wesen ist wirklich kein Schutzgeist, sonst hätte es mich schon lange plattgemacht! Was ist, wenn es sich gar nicht mehr darum schert, was mit ihr geschieht, jetzt, wo Paul sie zur Frau gemacht hat? Seine Hand ertastete eine Stelle, die er nie zu erreichen gehofft hatte, und obwohl er ihr nicht wehgetan haben konnte, ging es wie ein Ruck durch ihren Körper.
    Es tut mir so leid , fieberte es in ihm. Es tut mir so leid. Wenn dies alles vorbei ist, werde ich weggehen, weit weg.
    Und dann ging sein Plan auf.
    Ihr Bruder kam.
    Artur sah ihn nicht, aber er spürte ihn. Ein eiskalter, mörderischer Griff, mehr war es nicht. Aber das reichte, um Panik in ihm aufsteigen zu lassen. Zwei unsichtbare, stahlharte Hände bildeten sich aus dem Nichts, umfassten seine Oberarme und drückten zu.
    Der Schmerz ließ ihn aufstöhnen, aber die Befriedigung darüber, seinen Gegner aus der Reserve gelockt zu haben, gab ihm Kraft. In der Bibliothek roch es plötzlich nach Moder, nach feuchter Erde. Nach dem Grab. In diesen Momenten wurde ihm auch klar, warum man in Pauls Glas kein Gift, sondern einen Schimmelpilz gefunden hatte. Die Welt des ersten Sanjay war das Grab. Aus dem Mutterleib war er direkt in das feuchte, modrige Bett des Grabes gewandert. Von dort brachte er die Kälte mit, den Geruch und den Schimmel.
    Artur stemmte sich gegen den Griff an. Die Studentin hatte er längst losgelassen. Ihr Bruder war wütend, außer sich vor Zorn. Den zärtlichen Sex mit Paul hatte er zugelassen und später bestraft, eine Vergewaltigung des Menschen, der gewissermaßen seine Wiedergeburt oder sein zweites Ich war, konnte er nicht zulassen. Dieses Wesen war kein Schutzgeist – es hatte Sanjay nicht beschützt, als sie vor einigen Monaten von einem poltergeistähnlichen Geschöpf beinahe getötet worden war. Aber es bestrafte ihren Sex und verhinderte, dass sie dazu gezwungen wurde.
    Gut so, Bruder Sanjay , dachte Artur verbissen. Erledige deinen Job! Kämpfen wir!
    Das war leichter gesagt als getan. Das Geistwesen bot keinen Angriffspunkt. Artur gelang

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