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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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also keine Angst zu haben. Daneben ist die Auspackhalle. Also das läuft so ab, dass der Sattelschlepper mit dem Container auf einem Übergabepunkt abgestellt wird, an dem der Fahrer das Fahrzeug verlässt. Eine Hubgabel hebt die Vorderachse an und zieht das Fahrzeug samt Container durch den Röntgentunnel. Ich bin der Systemoperateur. Wir können uns gleich die Röntgenbilder auf den Monitoren ansehen, die werden dann vom Computer ausgewertet und ausgedruckt. Und danach werden … einen Moment.« Das Telefon klingelte. Der Sattelschlepper mit dem Container war angekommen.
    Mehrere Monitore zeigten, wie der Sattelschlepper mit dem Container auf den Übergabepunkt gestellt wurde, der Fahrer den Tunnel verließ, bis der Container schließlich im Röntgentunnel stand. Man hörte Warntöne durch das Gebäude schallen. Die Sekunde der Wahrheit, dachte Malbek. Nach etwa einer Minute war das Röntgenbild auf dem Monitor.
    »Holzkohle soll das sein? Ich fass es nicht, ein Tante-Emma-Laden! Volltreffer. Meinen Glückwunsch.« Walter schüttelte den Kopf und tippte auf der Tastatur herum.
    Auf dem Monitor sah man ein ausgeblichenes Farbbild, wie man es von der Gepäckkontrolle auf den Flughäfen kannte.
    »Wieso Tante-Emma-Laden?«, fragte Malbek.
    »Einen Moment, ich muss noch die Befehle für die Bildanalyse eingeben. Ja, jetzt. Es ist eine Waffenlieferung, die nicht ein Produkt, sondern eine ganze Auswahl bereithält. Von vielem etwas. Bestellungen, die in einer Lieferung zusammengefasst werden. Das senkt die Transportkosten und erhöht den Gewinn der Lieferanten und der Vermittler. Alte Kaufmannsweisheit. Solche Sendungen werden in Rotterdam umgeladen und sind meist für Nordafrika bestimmt. Manchmal geht es auch von dort über den Landweg in den Tschad und Sudan. Ach, eigentlich ganz Zentralafrika.«
    Er zeigte auf einen Bildschirm. »Der Container wird jetzt in die Auspackhalle gefahren. Wir können das Röntgenbild mal etwas analysieren. Im Vordergrund sehen Sie ein einfaches regelmäßiges Muster, das sind die Holzkohlebriketts in handelsüblichen Verpackungen, die als Tarnung um die eigentliche Ladung gestapelt sind. Das ist gepackt von Leuten, die etwas einfacher gestrickt sind, also von anderem Kaliber als die Kollegen, die den Code als Tracking-ID benutzt haben. Die hatten wohl Zugriff auf die Datenbanken der Containerhäfen. Hier, das kann man gut erkennen. Das sind Gewehre in Holzkisten, sieht aus wie Sturmgewehre russischer Bauart. Und daneben Panzerfäuste samt Munition. Und hier, das ist offensichtlich die Gewehrmunition. Jede Kiste ungefähr tausend Schuss. Maschinengewehre. Hier ganz frech, auch in einer Holzkiste, anscheinend Plastiksprengstoff. Und hier Pistolen.« Sein Finger wanderte auf dem Monitor herum. »Handgranaten. Wenn das zusammen explodiert wäre …«
    »Was ist das hier?« Malbek zeigte auf eine Schicht länglicher Verpackungen, in denen Teile unterschiedlicher Größe lagen.
    »Ich weiß nicht. Aber der Container wird gerade in der Auspackhalle geöffnet. Das können wir uns jetzt in natura ansehen.«
    Von den Bänken der Auspackhalle grinsten Malbek keine Matroschkas entgegen, sondern fabrikneue Waffen und Munition, fein säuberlich verpackt in Ölpapier und Holzkisten. Beamte des Zolls sichteten die Beute.
    »Diese kleinen Pralinenkästen da«, sagte Malbek und ließ von einem Beamten eine Schachtel öffnen.
    Sie war doppelt so groß und dicker als eine Tafel Schokolade, plüschrot gefärbt, aus einer Presspappe, wie man sie von Eierverpackungen kannte. Obenauf lag ein gelbes Faltblatt mit einer Art Bedienungsanleitung in kyrillischen Buchstaben. Unter dem Faltblatt lag ein doppelzylindriger, schwarzer Kunststoffbehälter, daneben eine Patrone und ein zylindrisches Metallstück. Henning Schlömers »Pralinenkasten«.
    »Eine einschüssige Feuerzeugattrappe russischer Bauart«, sagte Walter, der sie wie ein Briefmarkensammler neugierig beäugte. »Wurde früher gern vom KGB benutzt. Immer noch ein Exportschlager. Sollte wohl von Nordafrika weiter nach Sizilien. Die Mafia, überhaupt organisierte Kriminalität liebt solche Scherzartikel. Aber jetzt brauchen wir erst mal Spurensicherung und Kampfmittelräumdienst.«

29.
     
    Als Malbek auf der Rückfahrt nach Sylt war, rief er Lüthje an und informierte ihn über die »Pralinenschachteln«, von denen grob geschätzt etwa tausend Stück fein säuberlich im Container gestapelt waren. Das restliche Inventar des »Tante-Emma-Ladens« musste

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