Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)
kommt ihr aus dieser Hütte nicht mehr lebend heraus. Glaubt mir, ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als euch beiden Kotzbrocken das Licht auszublasen!«
Keiner von ihnen zweifelte daran, dass sie ihren Worten Taten folgen lassen würde. Gehorsam ließ Rademacher die Handschellen zuschnappen und übergab ihr den kleinen Schlüssel. Dann bekam er die nächste Anweisung: »Du wirst mitkommen und mir helfen, den armen Kerl da draußen zu meinem Auto zu bringen. Und denk bloß nicht an irgendwelche Tricks.«
Nun stellte sie sich direkt vor den gefesselten Mike und starrte ihm in die Augen. »Oh, wie gerne würde ich dich in ganz dünne Scheiben schneiden. Leider fehlt mir die Zeit. Hier kriegst du noch eine kleine Erinnerung!«
Beim letzten Wort riss sie ihr Knie hoch und rammte es mit voller Wucht Mike zwischen die Beine. Der stöhnte auf und sackte so weit zusammen, wie es die Handschellen zuließen.
Nun drehte sich die Frau um, ließ Rademacher vorgehen und schob die Tür von außen zu. Rademacher legte sich Kloppenburgs linken Arm über die Schulter und ging langsam mit ihm los. Er trug ihn mehr, als dass er ihn stützte. Unter normalen Bedingungen wäre Rademacher nach den ersten zehn Metern zusammengebrochen, denn Wilfried Kloppenburg war ein schwerer Mann. Aber die Bedingungen waren eben nicht normal, wenn eine Frau mit entsicherter Pistole hinter einem herlief.
Als Kloppenburg endlich in dem kleinen Peugeot verstaut worden war und die Frau hinter dem Lenkrad saß und den Wagen startete, rief sie Rademacher zu, der völlig entkräftet dastand und um Atem rang: »Geh zurück zu deinem Kumpel, und sieh zu, wie du die Handschellen aufbekommst. Egal, wie lange du brauchst, wir sind dann über alle Berge. Wenn du noch einen guten Tipp willst: Ich würde den Kerl in der Hütte verrotten lassen, bis er stinkt. Damit tätest du der ganzen Welt einen Gefallen und dir selbst auch. Er wird es dir nicht danken, wenn du ihn befreist. Aber das musst du selber entscheiden!«
59
Woher hatte seine Tochter nur das Geld für ihre neue Zimmereinrichtung? Diese Frage ließ Kükenhöner seit Samstagabend nicht mehr los.
Als er die ausrangierten Möbel gesehen hatte, die am Morgen noch in Marens Zimmer gestanden hatten, war er wutentbrannt ins Haus gestürzt. Er hatte seine Tochter angeschrien und sie ihn.
Nachdem sich beide ein wenig beruhigt hatten, bekam er von seiner Tochter erklärt, dass ihr die Mädchenmöbel in ihrem Zimmer schon lange auf die Nerven gegangen waren. Sie habe sich daher eine neue Zimmereinrichtung gekauft, die heute geliefert werden sollte.
Als Kükenhöner anmerkte, dass die Möbel, die sie vor die Tür gestellt hatte, noch fast neu seien und er keine Lizenz zum Gelddrucken habe, hatte er nur ein »Ist mir doch egal« zu hören bekommen. Und auf die Frage, wo sie denn das Geld für die Neuanschaffung hernehmen wolle, denn von ihm bekomme sie keinen müden Euro, kam nur ein gelangweiltes: »Hab selber Geld.«
Danach war Funkstille. Kükenhöner hatte gedroht, gebettelt, geschrien und getobt, doch ohne Erfolg. Seine Tochter redete seitdem nicht mehr mit ihm. Langsam, aber sicher machte er sich ernsthaft Sorgen um seine Tochter. Da ist doch was faul, dachte er.
In diesem Moment hastete Linda Klocke in sein Büro und störte ihn bei seinen Grübeleien.
»Bingo! Langsam kommt Licht ins Dunkel!«, berichtete sie aufgeregt. »Wir haben die Ergebnisse der DNA -Analysen. In zehn Minuten treffen wir uns im Besprechungsraum.«
Kükenhöner sah Linda Klocke stumpf an. Was für DNA -Analysen? Doch die Kollegin war so aufgekratzt, wie er sie noch nie erlebt hatte. Schließlich stemmte er sich aus seinem Schreibtischstuhl hoch und folgte ihr gemächlich. Mit jedem Meter, dem er sich dem Besprechungsraum näherte, stieg seine Neugierde.
Irgendwie ahnten anscheinend alle beteiligten Polizisten, dass sie vor einem Durchbruch standen. Kükenhöner betrat den Raum als Letzter. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, da legte Linda Klocke auch schon los.
Sie berichtete, dass sie von Schwiete den Auftrag bekommen habe, Irina Koslow einen weiteren Besuch abzustatten und in dem Zusammenhang eine Hausdurchsuchung durchzuführen. Da sie nicht auf einen richterlichen Beschluss habe warten wollen, sei sie gleich am Samstag noch einmal zu Frau Koslows Wohnung gefahren. Zwar habe sie die Bewohnerin nicht angetroffen, sich aber Zutritt zur Wohnung verschafft.
Schwiete sah sie mit gerunzelter Stirn an. Er
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