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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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worden. Dann lässt sich die Uhrzeit ja ganz genau bestimmen. Vielleicht kann Horst Schwiete das herausfinden. Wenn die Frau um elf Uhr bei mir im Auto saß, kann sie nicht die Frau gewesen sein, die um kurz nach zehn bei der Explosion getötet wurde. So weit alles richtig?«
    Wieder stimmten die beiden zu.
    »Es gab aber nachweislich eine tote Frau in den Trümmern«, fuhr Winter fort. »Wer war das? Und wer war die Frau, die zum Flughafen wollte? Was ist wirklich passiert?«
    Nach einer kurzen Denkpause stellte Hilde Auffenberg fest:
    »Ich glaube, wir sollten sofort Horst Schwiete anrufen.«

58
    Endlich hörte Rademacher schwere Schritte, die sich der Hütte näherten. Er sprang auf und stellte sich hinter die Tür, für alle Fälle mit der Pistole im Anschlag. Doch es war Mike, der immer näher kam und nun an die Tür klopfte und rief: »Mach die Bude auf, Mann! Ich habe Hunger und will pennen.«
    Beruhigt öffnete Rademacher die Holztür und ließ Mike eintreten. Draußen war es immer noch dunkel, nur im Osten kündete ein fahler Lichtstreifen von der bevorstehenden Morgendämmerung. Rademacher zog die Tür hinter Mike wieder zu und verriegelte sie von innen.
    Mike legte eine große Tüte auf den Tisch und brummte: »Ich habe unterwegs Brötchen gekauft. Mach schon mal Kaffee. Mir hängt der Magen in den Kniekehlen.«
    Er zog seine Jacke aus und ging zu dem Gefangenen, der besinnungslos auf seinem Stuhl hing. Ab und zu sah er mit leerem Blick durch die Hütte.
    »Total kaputt, der Typ«, murmelte Mike verächtlich. »An dem ist ja nichts Lebendiges mehr.«
    Nun sah Rademacher den Zeitpunkt gekommen, vom Telefonat mit ihrem gemeinsamen Chef zu erzählen. Wohlweislich unterschlug er dabei Hatzfelds Forderung, Kloppenburg sofort umzubringen.
    »Der Chef meinte, du könntest das besser und ich solle dich das machen lassen«, log Rademacher. »Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, wie wir die Leiche entsorgen. Ohne Spuren zu hinterlassen, versteht sich.«
    Mike hob nur leicht die Augenbrauen, kaute aber weiter. Die Aufforderung, gleich einen wehrlosen Menschen zu töten, hatte offenbar keinen Einfluss auf seinen Appetit und sein seelisches Gleichgewicht. Das ist wirklich ein harter Hund, dachte Rademacher in einer Mischung aus Anerkennung und Ekel.
    Endlich war Mikes Hunger gestillt, er wischte sich mit der Hand die letzten Krümel von den Lippen und zündete sich eine Zigarette an.
    »Du weißt doch, dass ich diesen Rauch nicht abkann«, beschwerte sich Rademacher. »Warum gehst du nicht vor die Tür und qualmst da? Es riecht doch ohnehin schon scheußlich in dieser gammeligen Bude.«
    Mike schaute ihn an und schien kurz zu überlegen, ob er tatsächlich hinausgehen oder vielleicht einfach Rademacher zusammenschlagen sollte. Dann stand er auf, kraulte sich den Genitalbereich und grinste.
    »Ich muss sowieso mal raus zum Pinkeln. Hast Glück gehabt, Langer. Beim nächsten Mal gibt’s was auf die Fresse.«
    Mit schleppenden Schritten ging er hinaus und ließ die Tür dabei sperrangelweit offen stehen. Es zog eiskalt herein. Sofort sprang Rademacher auf und schloss sie wieder. Wenig später kam Mike wieder herein und zog die Tür betont langsam hinter sich zu. Rademacher wollte ihm eben vorhalten, dass die Tür verriegelt werden müsse, traute es sich aber doch nicht. Vermutlich wartete Mike nur auf einen solchen Anlass, um gewalttätig zu werden. Die Hauptsache war, dass der Türsteher nun das erledigte, was Rademacher schon vor Stunden hätte tun sollen. Mit großer Geste gab er Mike die Pistole zurück.
    »So, jetzt kannst du loslegen.«
    Verächtlich schob Mike die Pistole weg. Dann bückte er sich, griff an seinen rechten Stiefel und zog ein feststehendes Messer hervor. Fast liebevoll betrachtete er es, bevor er es direkt vor sich auf den Tisch legte.
    »Das ist mein Gerät«, meinte er grinsend. »Eine Pistole ist schön und gut, aber damit kann es jeder. Um es mit einem Messer zu machen, musst du einen Arsch in der Hose haben. Einen richtigen Arsch. Hier, probier es mal aus. Vielleicht bist du ja doch ein Kerl und nicht nur ein zu lang geratenes Stück Elend.«
    Mit diesen Worten schob er das Messer auf Rademachers Tischseite. Angeekelt schob der es sofort wieder zurück.
    »Nichts da, der Chef hat ganz klare Anweisungen gegeben. Mike soll das machen, Mike wird für so was bezahlt, hat er gesagt. Also, jetzt mach schon. Bevor es draußen taghell wird und uns eine britische Militärpatrouille dabei sieht,

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