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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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trug eine dunkle Sonnenbrille und hatte sich geschminkt wie kleine Mädchen auf einem Kindergeburtstag«, warf Rademacher ein. »Da war nicht viel zu erkennen. Und ich wette mein Monatsgehalt, dass die Haare nicht echt waren. Das war eine Perücke.«
    Zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen hörten sie Hatzfeld lachen. Es war mehr ein bösartiges Grunzen als ein echtes Lachen. »Mit dem Monatsgehalt würde ich nicht wetten, Rademacher. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen nach all diesen Peinlichkeiten auch noch ein Gehalt bezahle? Nichts da, keinen Cent gibt es für euch.«
    Die beiden Delinquenten standen konsterniert vor ihrem Chef. Mike war der Erste, der seine Sprachlosigkeit überwand. »Das war doch eindeutig die Schuld von diesem langen Elend! Ich wollte gerade meinen Job machen und dem Gefangenen die Kehle durchschneiden, als dieses Weib hereinkam. Mit der Pistole, die sie kurz zuvor diesem Trottel aus der Tasche gezogen hatte. Mit so einem Versager kann selbst ein Profi nicht zusammenarbeiten. Ist doch wahr. Er hat sich draußen vor der Hütte überrumpeln lassen wie ein Anfänger. Von einer Frau!«
    Minutenlang ließ Hatzfeld seine Angestellten stehen, ohne sie zu beachten. Dann stand er auf, drehte ihnen den Rücken zu und schaute aus dem Fenster.
    »Ihr müsst euren Fehler wieder ausbügeln!«, sagte er leise und etwas heiser. »Heute noch! Ich will, dass ihr sofort auf die Suche geht. Findet heraus, wo sich Kloppenburg aufhält, und wenn ihr ihn gefunden habt, dann fackelt nicht lange. Der Mann ist jetzt noch gefährlicher für uns als vor seiner Entführung. Und die Frau bringt ihr zu mir. Ich will wissen, wer sie ist und warum sie das getan hat.«
    Gerade als Rademacher schüchtern nachfragen wollte, ob sie jetzt gehen könnten, drehte sich Hatzfeld um und schaute sie beide lange und prüfend an, als sähe er sie zum ersten Mal.
    »Und noch eines«, flüsterte er mit belegter Stimme, »zwei Männer haben uns bei der Entführungsaktion beobachtet. Ich habe auch schon herausgefunden, wie sie heißen: Winter und Künnemeier. Und wo sie wohnen, kann ich euch auch sagen. Ich denke, ich muss euch nicht erklären, was es bedeutet, wenn diese Männer als Zeugen gegen uns auftreten. Vor allem dann, wenn es euch tatsächlich gelingt, Kloppenburg zu töten. Deshalb habe ich noch einen Spezialauftrag für dich, Mike. Wenigstens der eine der beiden Zeugen muss weg, und zwar für immer! Den anderen Zeugen halte ich für weniger gefährlich – der ist viel zu tatterig, um uns etwas anzuhaben.«
    Mike grunzte zustimmend, und Hatzfeld gab ihm Winters Namen und die Daten des Taxis. »Wenn alles geklappt hat, gibt’s auch wieder Geld! Dann lege ich sogar noch ’ne Schippe drauf!«

61
    Im Allgemeinen war montags Totentanz für Taxifahrer. Das würde sich erst nächste Woche wieder ändern, wenn der Paderborner Weihnachtsmarkt eröffnet würde. In Erwartung eines ruhigen Abends hatte der Chef des Taxiunternehmens jedem zweiten seiner Leute freigegeben. Winter schnaubte, als er erfuhr, dass er heute Abend zu Hause bleiben könne. Das hörte sich nämlich großzügiger an, als es war. Klar, Winter brauchte nicht in seiner Droschke zu sitzen und den ganzen Abend auf den einen Fahrgast zu warten. Aber diese angenehme Seite des Abends hatte die unangenehme Begleiterscheinung, dass er heute auch kein Geld verdienen würde. In dem Taxiunternehmen, für das Winter arbeitete, trugen die Fahrer einen großen Anteil des unternehmerischen Risikos.
    Das fand Winters Chef gut, ebenso wie die Tatsache, dass in seinem Laden absolute Flexibilität herrschte. Denn der Boss hatte die Vorstellung, dass Winter und seine Kollegen jederzeit Gewehr bei Fuß zu stehen hatten, zum Wohle des Taxiunternehmens. Wenn der Boss pfiff, dann hatten sie auf der Matte zu stehen. Und wer nicht spurte, der konnte gehen. Taxifahrer gab es genug in Paderborn.
    »Nimm die Karre mit nach Hause«, hatte Winters Brötchengeber gesagt und sein Angebot als ungemein großzügig empfunden. »Dann kannst du morgen früh eine halbe Stunde länger schlafen und musst nicht erst zur Firma kommen, um den Wagen hier abzuholen. Die wird heute Nacht sowieso nicht mehr gebraucht. Ob die dann bei uns auf dem Hof herumsteht oder bei dir vorm Haus, ist mir völlig schnurz.«
    Er drückte Winter den Schlüssel in die Hand.
    »Aber keine Extratouren heute Abend! Das ist ein Taxi und nicht dein Privatwagen. Und morgen früh ab sechs fährst du dann die Krankentouren.

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