Totentrickser: Roman (German Edition)
Leichtes ist, seinen eigenen Tod zu inszenieren?«
Er hob Nenia von seinem Schoß, stand auf und stolzierte im Büro des Notars auf und ab, wobei er ausdrucksstark mit den Händen gestikulierte, während er nach altbekannter Schurkenmanier selbstzufrieden seinen genialen Plan enthüllte.
»Ich steckte wirklich ein bisschen in der Klemme«, begann er. »Unaufhaltsam rückte das Datum näher, für das Plutonio seinen Tod vorhergesagt hatte, und ich durfte mir sicher sein, dass meine lieben Verwandten alles daran setzen würden, mich aus dem Weg zu räumen, um sich das Erbe unter den Nagel zu reißen. Verdenken konnte ich es ihnen nicht, schließlich hatte ich dasselbe vor. Gleichzeitig saß mir diese Heldenbande im Nacken, die mir schon so oft ins Handwerk gepfuscht hatte, und das konnte ich nun gerade gar nicht gebrauchen. Da kam mir die geniale Idee: Was, wenn ich beide Probleme gegeneinander ausspielen, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen würde? Gab es vielleicht einen Weg, euch dazu zu bringen, meine Erbschaftsangelegenheit für mich zu regeln? Natürlich gab es diesen Weg. Dazu musste ich nur an eure primitiven Heldeninstinkte appellieren, euren heroischen Helferkomplex für meine Zwecke einspannen. An diesem Punkt kam meine kleine Prinzessin ins Spiel.«
Thanatos strich seiner Tochter zärtlich über ihr rabenschwarzes Haar.
»Aber wie konntest du Nenia so der Gefahr aussetzen!«, sagte Selphyne empört.
»Keine Sorge, ich war nie weit entfernt und hatte immer ein wachsames Auge auf sie«, entgegnete Totenhand. »Vielleicht erinnert ihr euch: Der Ladenbesitzer in Schattensund? Der wahnsinnige Mönch im Sanatorium Hirnfrieden? Der Gondoliere in Verderbnis? Soll ich euch zu eurer Erbauung noch ein kleines Ständchen bringen? Nur in Yrth ist meine dämonische Freundin Babylonia für mich eingesprungen. Wir haben uns sogar eine kleine Hintergrundgeschichte für sie ausgedacht, damit sie ihre Rolle umso überzeugender spielen konnte.«
»Aha!«, rief Falfnin. »Sie ist also ein Dämon! Das erklärt so einiges!«
»Außerdem kann meine Nenia sehr gut auf sich selbst aufpassen, nicht wahr, Liebes?«, fuhr Thanatos fort, den Einwurf des Meisterdiebs ignorierend.
»O ja, Papa«, nickte die Totenbeschwörertochter. Ihre Augen glühten jetzt dämonisch, ein roter Strahl schoss daraus hervor und setzte Broms Bart in Brand.
»Verflucht noch mal!«, schrie der Zwergenkrieger und löschte hastig die Flammen.
»Zudem war das Ganze auch so etwas wie eine Bildungsreise für sie«, fuhr Thanatos fort. »Nebenbei hat sie viel Wissenswertes über die Verhaltensmuster von Heldengruppen gelernt und Erfahrungen gemacht, die ihr später noch äußerst nützlich sein werden.«
»Wenn ich groß bin, werde ich sie alle töten«, versprach Nenia und funkelte die Helden an.
»Das ist meine Tochter!«
Thanatos stand auf.
»Und nun möchte ich euch bitten, mein Anwesen zu verlassen. Ich habe in dieser Erbschaftssache noch ein paar Formalitäten zu erledigen.«
»Ich hab mir diesen Mist jetzt lange genug angehört«, knurrte Brom und packte seine Streitaxt. »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wenn du beim ersten Mal nicht abgenippelt bist, dann eben jetzt.«
Bolgur stellte sich ihm in den Weg.
»Lass Nenias Vater in Frieden«, brummte er.
Thanatos lachte höhnisch.
»Helden! Fast schon tragisch, wie hilflos und unterlegen ihr doch seid, mit euren Moralvorstellungen und eurer Gutherzigkeit. Und jetzt verschwindet von meinem Besitz, bevor ich euch wegen Hausfriedensbruch anzeige.«
»Entschuldigung«, warf der Notar ein, der sich die ganze Zeit über still mit den Erbschaftsdokumenten beschäftigt hatte. »Aber bevor Sie sich gegenseitig umbringen, sollten Sie sich, glaube ich, das hier ansehen. Es hat ganz den Anschein, als hätte mein Mandant kurz vor seinem Tod dem Testament noch einen zusätzlichen Paragraphen hinzugefügt, von dem selbst ich bis eben nichts gewusst hatte.«
Alle Köpfe drehten sich in seine Richtung.
»Ein zusätzlicher Paragraph?«, fragte Thanatos und riss dem Notar das Schriftstück aus der Hand.
Je mehr er sich in die Lektüre vertiefte, desto bleicher wurde seine Gesichtsfarbe, desto lauter knirschte er mit den Zähnen.
Schließlich warf er das Dokument wütend auf den Schreibtisch.
»Dieser elende alte Knacker!«, schrie er. »Das werde ich nicht hinnehmen! Ich werde das Testament anfechten!«
Selphyne nahm das Schriftstück und überflog es.
Sie blickte auf.
»Wer ist Fufu ?«, fragte
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