Touchdown fürs Glück (German Edition)
kleinen , blondgelockten Rabauken auch jeden Tag .“
Der Kloß in Livs Hals wurde immer größer, „nach seinem Tod war ich so abweisend zu euch ... es tut mir leid.“
„Oh, Liebling“, Karen strich ihr gutmütig über die Haare, „du musst dich für nichts entschuldigen.“
„Doch“, stieß sie zitternd hervor, „ich habe euch vor den Kopf gestoßen.“
„Unsinn“, Karens Stimme war rau. „Du hast getrauert. Wir haben es verstanden.“
„Aber ...“
Ihre Schwiegermutter drückte sie eng an sich, „mach dir keine Vorwürfe, Liebes. Wir hätten keine bessere Schwiegertochter haben können. Und Sammy hätte keine bessere Mom haben können.“
Nach Atem ringend schloss Liv die Augen.
„Wir werden Sammy niemals vergessen, Liv .“
„Ich auch nicht.“
„Das weiß ich“, Karen seufzte leise auf, „aber tu mir den Gefallen und lass seinen Tod langsam hinter dir. Du darfst nicht immer daran denken.“
Liv holte zitternd Luft.
„Du warst so tapfer, Liv . Schau doch nur, was aus dir geworden ist! Wir sind sehr stolz auf dich.“
Unsicher und leicht verlegen löste sich Liv von ihr und wischte sich die unerwünschten Tränen beiseite. Karen dagegen hielt weiterhin Livs linke Hand fest und sah sie lächelnd an.
„Es ist mein voller Ernst. Du bist eine wunderbare Frau. Mein Sohn kann sich glücklich schätzen, dich bekommen zu haben.“
Verzagt biss sich Liv auf die Unterlippe. „Ich glaube, die Sauce brennt an.“
Karen lachte, strich ihr kurz über die Wange und stellte den Topf vom Herd.
Liv führte die nächsten Handgriffe wie eine Schlafwandlerin aus. Bis gerade eben war sie glücklich gewesen, zufrieden darüber, ein richtiger Teil dieser Familie zu sein, die sie von Anfang an willkommen geheißen hatte, als sie als unsichere Neunzehnjährige in Julians Schlepptau in Idaho aufgetaucht war. Ihre Schwiegermutter war lieb zu ihr, eine gütige Frau, die ihr nicht vorwarf, sechs Jahre lang einfach von der Bildfläche verschwunden zu s ein, sondern verständnisvoll reagierte und sie tröste te . Sie sprach davon, dass die Familie glücklich darüber war, Liv wieder bei sich zu haben, und dass sich Julian glücklich schätzen konnte. Karen war stolz auf sie.
Liv kam sich wie eine Schwindlerin vor .
Das Essen zu überstehen, war die reinste Tortur, weil sie das Gefühl hatte, sich ihren Platz am Familientisch erschlichen zu haben.
Julian tranchierte nach einem inszenierten Streit mit seinem Dad, in dem es gutmütig darum ging, wer das Fleisch schneiden dürfte, den Truthahn und verteilte den köstlichen Vogel auf die Teller, die Liv ihm hinhielt. Nicht einmal die Tatsache, dass das Essen trotz der gestrigen Hast wirklich gut schmeckte, war für Liv ein Wehrmutstropfen. Sie saß neben Julian, der gut gelaunt und überglückli ch zu sein schien, probierte di e Speisen und beteiligte sich an den Gesprächen um sie herum, als wäre alles in Ordnung – als hätte sie keine unsäglichen Schuldgefühle ihm gegenüber. Am schlimmsten war der Zeitpunkt vor dem Essen gewesen, als das rituelle Dankesgebet gesprochen wurde, und ihr Schwiegervater, der als Ausgleich für das Truthahntranchieren das Gebet sprechen durfte, erklärte, er sei dankbar dafür, dass seine Schwiegertochter wieder mit ihnen zusammen am Tisch saß.
Liv lächelte mechanisch und überstand das Essen.
Sie überstand sogar Julian, der im Laufe des Abends durch seinen Weinkonsum immer zärtlicher und anhänglicher wurde . Er setzte sich zu ihr auf die Couch , als sie sich mit Amber unterhielt, und nannte sie ständig s eine Frau , obwohl sie es rein formal betrachtet nicht mehr war. Eigentlich hätte es ein wundervoller Abend werden können. Im Kamin prasselte ein Feuer, seine Eltern spielten mit Mattie, Amber und Marten lehnten sich entspannt zurück, und Julian zog Liv eng an sich, küsste sie auf die Stirn und lobte ihre Mousse, die sie gerade gegessen hatten. Liv fühlte unter ihrer Hand das Pochen seines Herzens, kuschelte ihren Kopf an seinen Hals und fragte sich bedrückt, was Julian täte, wenn er wüsste, was sie nach Sammys Tod getan hatte.
Das restliche Wochenende verbrachte sie in angespannter Verfassung mit seiner Familie, während sie sich ständig schuldig fühlte. Zwar ging sie mit allen einkaufen, kümmerte sich darum, dass Julians Familie sich wohl fühlte und ihren Spaß hatte, spielte mit Mattie und zeigte ihrem ehemaligen Schwiegervater die Baustelle, die bald ein Museum sein sollte, weil er sie darum gebeten
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