Touchdown
erraten. Er hatte jetzt mehr zu bedenken. McGregor und der Professor hatten sich ein, zwei Schritte von Fabrizio entfernt, da sie plötzlich unter Druck standen, den lauflustigen Quarterback aufhalten zu müssen. Sieben zähe Spielzüge bewegten den Ball bis zur Drei-Yard-Linie und beim Fourth and Goal erkickte Filippo ein leichtes Field Goal. Sechs Minuten noch zu spielen, und Bergamo führte mit 6:3.
Alex Olivetto ging vor dem Kickoff mit der Defense ins Huddle. Er fluchte, schlug auf alle Helme, die er erwischte, und hatte viel Spaß dabei, die Truppe noch einmal aufzuputschen. Vielleicht ein bisschen zu sehr. Beim zweiten Versuch spießte Pietro den Quarterback auf und verschenkte fünfzehn kostbare Yards durch ein Personal Foul. Der Drive verendete im Mittelfeld, der anschließende Punt rollte an der Fünf-Yard-Linie aus.
Fünfundneunzig Yards waren in drei Minuten zurückzulegen. Rick wich Sam aus, als er aufs Feld trabte. Im Huddle sah er Furcht in den Augen der anderen, also sagte er ihnen, sie sollten ruhig bleiben, keine Fumbles, keine Strafen, einfach hart draufgehen, dann wären sie bald in der Endzone. Eine Übersetzung war nicht nötig. Maschi verhöhnte ihn, als sie an die Anspiellinie traten. »Los, du kannst es schaffen, Esel. Wirf mir einen Pass zu.« Stattdessen warf er einen Pitch zu Giancarlo, der den Ball fest packte und fünf Yards erhüpfte. Beim Zweiten zog er nach rechts, hielt Ausschau nach Fabrizio, sah aber zu viele goldene Trikots in seiner Nähe und klemmte sich den Ball unter den Arm. Franco, der gute alte Franco löste sich aus einer Haufenbildung und setzte einen fiesen Block gegen Maschi. Rick machte vierzehn Yards gut, bevor er ins Seitenaus ging. Beim anschließenden First Down zog er wieder nach rechts, behielt den Ball und sprintete nach vorn. Fabrizio lief einen trägen Curl, nutzlos wie alle seine Aktionen während des gesamten Spiels, doch als Puck zu seinem Scramble ansetzte, zog er ab, sprintete mit Volldampf davon und ließ McGregor und den Professor weit hinter sich. Rick blieb wenige Zentimeter vor der Anspiellinie stehen. Von der Seite kam Maschi angestürmt, um ihn zu erledigen.
Es war dieser eine besondere Moment, wie er in fast jedem Spiel eintritt, wenn der Quarterback, allein und ungeschützt, einen freien Receiver erblickt und den Bruchteil einer Sekunde Zeit hat, eine Entscheidung zu fällen. Den Pass werfen und ein grausames Tackle über sich ergehen lassen oder den Ball vor den Bauch klemmen und laufen, was das Zeug hält, um sich in Sicherheit zu bringen.
Rick stemmte die Füße auf den Boden und warf den Ball so weit, wie er nur irgend konnte. Unmittelbar darauf landete Maschis Helm unter seinem Kinn und brach ihm fast den Kiefer. Es war ein strammer Spiralpass, so hoch und so lang, dass die Zuschauer ungläubig nach Luft schnappten. Er hing in der Luft wie ein perfekt ausgeführter Punt, schien fast stehen zu bleiben, mehrere endlose Sekunden lang, in denen alle erstarrten.
Alle außer Fabrizio, der über den Platz flog und den Ball zu finden versuchte. Zunächst war es unmöglich abzuschätzen, wo er landen würde, aber sie hatten diese Ave-Maria-Aktion wohl hundertmal geübt. »Sieh einfach zu, dass du in die Endzone kommst«, sagte Rick immer. »Der Ball wird da sein.« Als der Ball seinen Abstieg begann, erkannte Fabrizio, dass noch mehr Tempo gefragt war. Er legte noch einen Zahn zu, seine Füße berührten kaum mehr den Rasen. An der Fünf-Yard-Linie hob er ab, ähnlich wie ein Weitspringer in der Leichtathletik, segelte durch die Luft, die Arme weit ausgestreckt. An der Goalline bekam er die Finger ans Leder, schlug voll auf dem Boden auf, schnellte wieder hoch wie ein Akrobat und schwenkte den Ball, auf dass alle Welt ihn sehen konnte. Und alle sahen ihn, jeder außer Rick, der, auf alle viere gestützt, hin und her schwankte und sich zu erinnern versuchte, wer er war. Während stürmischer Jubel losbrach, sammelte Franco ihn auf und schleppte ihn zur Seitenlinie, wo er von den Mannschaftskameraden begeistert umringt wurde. Es gelang Rick, sich auf den Füßen zu halten, allerdings nicht ohne Hilfe.
Sam glaubte, dass er mehr oder weniger tot sein müsse, doch der gefangene Ball hatte ihn so überwältigt, dass er zu keiner Reaktion fähig war.
Gelbe Flags flogen, als sich der Jubel aufs Spielfeld ergoss. Die Schiedsrichter stellten schließlich die Ordnung wieder her und maßen fünfzehn Yards Strafe ab, dann markierte Filippo den Extrapunkt
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