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Touchdown

Titel: Touchdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Nacken, und er stöhnte laut auf.
    »Rick. Bist du wach?«
    Die Stimme klang vertraut, gleich danach erschien ein Gesicht. Arnie atmete auf ihn herab.
    »Arnie?«, sagte er mit schwacher, krächzender Stimme, dann schluckte er. »Ich binʹs, Rick, Gott sei Dank, du bist wach.«
    Arnie, der Agent, in entscheidenden Momenten immer zur Stelle.
    »Wo bin ich, Arnie?«
    »Du bist im Krankenhaus, Rick.«
    »Das hab ich kapiert. Aber wieso?«
    »Wann bist du aufgewacht?« Arnie fand einen Schalter, und eine Lampe neben dem Bett leuchtete auf.
    »Ich weiß nicht. Vor ein paar Minuten.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Als hätte mir jemand den Schädel zertrümmert.«
    »Nahe dran. Wird schon wieder, vertrau mir.«
    Vertrau mir, vertrau mir. Wie oft hatte er Arnie schon um Vertrauen bitten gehört? Tatsache war, dass er Arnie noch nie ganz vertraut hatte, und es gab keinen plausiblen Grund, ausgerechnet jetzt damit anzufangen. Was wusste Arnie über traumatische Kopfverletzungen oder andere tödliche Wunden, die einer abbekommen hatte? Rick machte die Augen wieder zu und atmete tief durch. »Was ist passiert?«, fragte er leise.
    Arnie zögerte und strich mit der flachen Hand über seinen haarlosen Kopf. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Vier Uhr nachmittags, sein Schützling war also fast vierundzwanzig Stunden bewusstlos gewesen. Nicht , Jang genug, dachte er, leider. »Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?«, fragte Arnie, indem er beide Ellbogen auf das Bettgeländer stützte und sich vorbeugte.
    Nach einigem Nachdenken brachte Rick heraus: »Ich erinnere mich, wie Bannister auf mich zustürzt.«
    Arnie schmatzte mit den Lippen. »Nein, Rick. Das war die zweite Gehirnerschütterung, vor zwei Jahren in Dallas, als du bei den Cowboys warst.« Rick stöhnte auf, und auch für Arnie war es keine angenehme Erinnerung, weil sein Schützling damals an der Seitenlinie gehockt und ein Cheerleader-Girl beäugt hatte, als sich das Spielgeschehen urplötzlich zu ihm hin verlagerte und er, ohne Helm, von mindestens einer Tonne fliegender Körper begraben wurde.
    Dallas entließ ihn zwei Wochen später und verpflichtete einen anderen dritten Quarterback.
    »Letztes Jahr warst du in Seattle, Rick, und jetzt bist du in Cleveland, bei den Browns, erinnerst du dich?«
    Rick erinnerte sich und stöhnte noch ein bisschen lauter. »Was für ein Tag ist heute?«, fragte er, die Augen wieder geöffnet.
    »Montag. Das Spiel war gestern. Hast du noch irgendeine Erinnerung dran?« Wenn du Glück hast, nicht, hätte Arnie gern ergänzt. »Ich hol mal eine Krankenschwester. Die haben schon gewartet.«
    »Noch nicht, Arnie. Red mit mir. Was ist passiert?«
    »Du hast einen Pass geworfen, dann wurdest du in die Zange genommen. Purcell ist einen Weak Side Blitz gelaufen und hat dir den Kopf abgerissen. Du hast ihn überhaupt nicht kommen sehen.«
    »Warum war ich im Spiel?«
    Das war nun in der Tat eine ausgezeichnete Frage, eine, die voller Erbitterung in jeder Sportsendung in Cleveland und dem oberen Mittelwesten gestellt wurde. Warum war er im Spiel? Warum gehörte er zum Team? Wo zum Teufel kam er überhaupt her? »Lass uns später drüber reden«, sagte Arnie, und Rick war zu schwach, um zu widersprechen. Zögernd, widerwillig fing sein verwundetes Gehirn an, sich vorsichtig wieder zu regen, sich aus dem Koma zu schütteln, die Arbeit aufzunehmen.
    Die Browns. Das Browns Stadium, an einem sehr kalten Sonntagnachmittag vor einer Rekordzuschauermenge. Die Playoffs, nein, mehr noch - das Endspiel um die AFC-Meisterschaft.
    Der Boden war gefroren, hart wie Beton und ebenso kalt.
    Eine Krankenschwester war im Zimmer, und Arnie verkündete: »Ich glaube, er hat sich berappelt.«
    »Großartig«, sagte die Schwester ohne Begeisterung. »Ich hol dann mal einen Arzt.« Mit noch weniger Enthusiasmus.
    Rick blickte ihr nach, ohne den Kopf zu bewegen. Arnie ließ die Fingerknöchel knacken, er saß irgendwie auf Kohlen. »Hör mal, Rick, ich muss los.«
    »Klar, Arnie. Danke.«
    »Kein Problem. Hör zu, es gibt keine nette Art, es dir beizubringen, also bin ich ganz offen. Heute Morgen haben die Browns angerufen - das heißt, Wacker hat angerufen -, und, na ja, dein Vertrag wird nicht verlängert.« Es war schon fast ein alljährlich wiederkehrendes Ritual, diese Entlassungen zum Ende der Saison.
    »Tut mir leid«, sagte Arnie, aber nur, weil er es sagen musste.
    »Ruf die anderen Teams an«, sagte Rick, und das weiß Gott nicht zum ersten Mal.

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