Touched
stockte der Atem, und meine Wut wurde von einer warmen Woge hinweggespült, die dort begann, wo seine Lippenmich berührten. Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, und ich wusste, er hatte mich gehört.
»Entschuldige, dass ich gelacht habe«, sagte er.
»Wieso hast du denn gelacht?« Seine Reaktion machte keinen Sinn.
»Ich weiß, dass du einzigartig bist, Remy. Deine Vermutungen bestätigen nur, was ich mir seit dem Augenblick, als ich dich zum ersten Mal sah, gedacht habe. Ich dachte, ich wüsste das Schlimmste, aber das hier …« Wieder zog sich ein Mundwinkel nach oben. »Du hast mich überrascht, als ich bereits dachte, es gäbe keine Überraschungen mehr.«
»Ich würde es verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst«, meinte ich in stockendem Ton. »Keiner, der halbwegs bei Verstand ist, würde sich auf so etwas einlassen.«
Er fixierte mich mit ernstem Blick. »Geh mit mir fort.«
Entgeistert wollte ich mich von ihm freimachen, aber er ließ es nicht zu. »Du bist verrückt!«
»Ja, völlig verrückt nach dir!«
»Das ist nicht lustig!« Ich stemmte mich gegen ihn, bis er mich schließlich losließ. Doch ich konnte die Augen nicht von seinem beschwörenden Blick lösen.
»Remy, geh mit mir fort von hier«, meinte er mit verführerischer Überzeugungskraft.
Ich hätte ihn am liebsten wieder geboxt. »Sei ernst!«
»Mir war es noch nie in meinem Leben ernster. Sag ja, und ich gehe sofort nach Hause und packe meine Sachen. Bei Einbruch der Dunkelheit könnten wir schon unterwegs sein.«
Er meinte es ernst. Ich stolperte ein paar Schritte zurück. Die Steinbank schnitt mir in die Oberschenkel, und ich setzte mich, überwältigt und in Versuchung gebracht. »Du weißt, dass ich nicht weggehen kann. Ich gehe hier zur Schule, habe Freunde. Meine Familie … ich kann nicht.«
Selbst in den eigenen Ohren klang meine Stimme gequält, und ich fühlte mich hin und her gerissen. Nach so vielen Jahren allein, hatte ich ein Heim und eine Familie gefunden. Das konnte ich nicht aufgeben, nicht, wenn es mir vielleicht bald genommen würde. Aber ich liebte Asher und ich wollte mit ihm zusammen sein. Würde ich mich entscheiden müssen?
»Nein!« Asher kniete sich vor mich hin und drückte meine Hand an sein Gesicht. »Ich würde dich nie vor die Wahl stellen. Ich weiß, was dir deine Familie bedeutet!«
»Und wieso dann …?«, fragte ich verwirrt.
»Mein Bruder hat recht. Sie werden hinter dir her sein. Wenn sie herausfinden …« Er erschauderte. »Je länger du hierbleibst, umso verwundbarer wirst du. Was, wenn ich dich nicht beschützen kann?«
In den Wochen unseres Zusammenseins hatte ich mich in so vielerlei Hinsicht verändert, aber er hatte es auch. Die Rückkehr seiner Sterblichkeit hatte Erleichterung und Angst zur Folge gehabt. Erleichterung, dass er sich wieder menschlich fühlen konnte, und Angst, dass er zu menschlich sein würde, um mich zu retten. Wenn wir zusammenblieben, würde es so weitergehen.
Ich fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. »Du machst mich stärker, Asher. Du musst nicht unbedingt unsterblich sein, um mich zu beschützen.«
»Als Dean auftauchte, habe ich dich nicht gerettet. Dabei hätte ich da sein müssen!«
Ich hatte gewusst, er würde sich Vorwürfe machen, dass Dean mich entführt hatte, aber ich hatte gedacht, er würde verstehen. Ich rutschte von der Bank und kniete mich vor ihn hin. Die Erinnerung an das letzte Mal, als ich so vor ihm gekniet hatte, nachdem er sich für mich geopfert hatte, stieg in mir hoch.
Er fühlte sich heiß an, und ich gab dem Impuls nach, seine Narbe zu berühren. »Du warst da! In meinem Herzen, in meinem Kopf. Du hast meine Gedanken gehört, aber ich habe dich auch gehört! Ich habe gehört, wie du gesagt hast, ich solle stark sein und mich an mein Training erinnern. Ich spürte, wie du mich durch deinen Willen dazu brachtest, so lange durchzuhalten, bis du mich gefunden hast. Du hast mich nie verlassen, Asher, keine Sekunde lang!«
In Ashers Augen zeigte sich der niedergeschmetterte Ausdruck, den ich, das wusste ich, auch jedes Mal hatte, wenn er mir sagte, dass er mich liebte. Er sah mich nicht durch meine Augen und verstand nicht, wieso ich seine Liebe erwiderte. Mir wurde klar, dass ich ihn oft daran erinnern musste.
Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich!
»Ich liebe dich, Asher.«
»Ich werde nie müde werden, das zu hören.«
Er drückte mich mit seinen starken Armen behutsam an die
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