Touched
Bluse.
»Jetzt rutsch ein Stückchen, Remy! Mach einem kleinen Mädchen mal Platz. Wir können unsere Kriegswunden vergleichen!« Sie stieß so lange an mein Bein, bis ich ein Stück zur Seite rutschte. Sie kuschelte sich an mich und legte sacht eine Hand auf meinen Arm.
Ein Krankenpfleger kam herein und runzelte die Stirn, als er uns sah. »Das verstößt aber gegen die Krankenhausregeln!«
»Dann verklagen sie uns!«, erwiderte Laura scharf.
Ben und Laura schoben den Pfleger aus dem Raum. Ben rief über seine Schulter, dass sie zurück wären, sobald sie einen Kaffee aufgetrieben hätten. Er zwinkerte mir zu, und ich wusste, er würde mir heimlich einen ins Zimmer schleusen. Ich lächelte glücklich, während Lucy schweigend neben mir lag, und ich konnte beinahe ihre Gedanken lesen.
»Wann kommst du nach Hause, Remy? Ich möchte da nicht mehr ohne dich sein!«
Die Albträume, die mich jahrelang heimgesucht hatten, waren bei ihr angekommen. Ich hörte es an ihrer angespannten, müden Stimme. Sie hatte ein behütetes Leben geführt, und in einer Nacht hatte Dean alles zerstört und Narben hinterlassen, die nie wieder völlig verschwinden würden.
»In ein paar Tagen, glaube ich. Später, wenn’s nach Dad ginge. Und wie geht’s dir, Lucy?«
Sie rieb sich die Augen. »Das sollte ich dich fragen. Übrigens, du könntest deine Stimme mal wieder ölen.«
Meine Stimme klang wirklich schrecklich, heiser und belegt vom Weinen. »Reizend wie immer! Schön, dass ich auf deine Ehrlichkeit zählen kann!«
»Du kannst immer auf mich zählen!« Sie schaute feierlich zu mir auf. »Du hättest mir die Wahrheit sagen können. Dadurch hätte sich nichts geändert, und es wird sich auch nichts ändern.«
Ich sah sie ungläubig an. »Das sagst du jetzt, aber du weißt nicht alles.«
»Du meinst über die Beschützer?«, entgegnete sie und furchte die Stirn. »Das weiß ich eh schon. Die Blackwells haben mir alles erzählt, was ich mir nicht schon selbst zusammengereimt hatte, als Lottie mich zu ihnen nach Hause brachte. Ich weiß von deiner und Ashers spezieller Verbindung, und dass du mit ihnen trainiert hast. Um ein Haar hätte ich Lottie windelweich geprügelt, als sie gestand, dass sie dich verraten hat. Meine Familie geht mir über alles!«
Verblüfft, dass sie alles so locker nahm, fragte ich: »Wie kannst du damit so gut klarkommen? Ich lebe seit Jahren mit dieser Fähigkeit und trotzdem hatte ich in den vergangenen Wochen so meine Schwierigkeiten damit.«
Lucys Lächeln hatte etwas Selbstgefälliges, und zum ersten Mal entdeckte ich eine kleine Ähnlichkeit mit mir. »Oh, als ob das so schwer gewesen wäre, Sis, du hattest Blutergüsse, die wie durch Zauberhand erschienen und wieder verschwanden. Unsere Eltern kriegen so was vielleicht nicht mit, aber mir war klar, dass mit dir was nicht stimmt. Und selbst ein Blinder mit Krückstock merkt doch, dass die Blackwells anders sind. Wieso habe ich dich denn wohl vor ihnen gewarnt?«
Ich drückte auf einen Knopf auf der Fernbedienung und senkte die Matratze, sodass wir beide es bequemer hatten. »Weil du mit Motorrädern nichts im Sinn hast?«
»Wenn du keine Gehirnerschütterung hättest, würdest du von mir jetzt eine Kopfnuss bekommen. Apropos, wieso hast du dich eigentlich nicht geheilt? Funktionieren deine Fähigkeiten nicht mehr?«
»Es würde zu viele Fragen aufwerfen. Das ist das Erste, was ich gelernt habe, als sich meine Gabe entwickelt hatte. Stell dir vor, was passierte, wenn das die Runde macht.«
Sie dachte darüber nach. »Stimmt, die Beschützer. Ganz zu schweigen von den Wissenschaftlern, die Experimente an deinem dürren Kadaver durchführen wollten!«
Wenn es nicht so wehgetan hätte, dann hätte ich ihr ein Kissen ins Gesicht gehauen.
»Was ist mit Mom und Dad? Wirst du ihnen die Wahrheit sagen?«
Ich seufzte bedauernd. Da ich blieb, würde Ben die Wahrheit wissen müssen. Wenn man bedachte, was Anna uns beiden verschwiegen hatte, verdiente er das. »Jetzt noch nicht. Irgendwann vielleicht. Die Wahrheit zu wissen, könnte für sie gefährlich werden. Einstweilen muss das unser Geheimnis bleiben – unseres und das der Blackwells. Kannst du damit leben?«
Um es sich noch bequemer zu machen, kickte Lucy ihre Ballerinas weg, die mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landeten. »Machst du Witze? Ich fühle mich wie Willow in der ersten Staffel von ›Buffy – im Bann der Dämonen‹, nur dass Buffy meine Schwester ist.«
Ich hob eine
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