Toxische Typen
Peters
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Die Schriftstellerin Mary Oliver erzählt in ihrem Gedicht ›Mockingbirds‹ (Spottdrosseln), wie ein bettelarmes altes Ehepaar zwei Fremden die Tür öffnet. Die armen alten Leute haben den unerwarteten Besuchern nichts zu bieten als die Aufmerksamkeit, mit der sie ihnen begegnen. Doch die Gäste erweisen sich als Gottheiten, die ihren Gastgebern etwas Überraschendes eröffnen: Der freundliche Empfang, sagen sie, sei das kostbarste Geschenk, das sie von einfachen Sterblichen hätten bekommen können.
Wer will sich schon mit Menschen umgeben, die ihn ständig schlecht behandeln oder ihm die Anerkennung verweigern, die er verdient?
Wer also gesunde zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen möchte, der sollte:
andere gut behandeln
seinen Mitmenschen mit der gebotenen Aufmerksamkeit begegnen (um wen es sich auch handelt, vom Pförtner in der Firma bis zum Generaldirektor)
die Grenzen abstecken, die jede Art von Bindung erfordert
mit dem Guten, ja Besten in jedem Menschen in Kontakt treten: Das macht es erst möglich, die Partie als Team zu spielen. Wir leben in der Ära des Teamgeists: Einzelgänger triumphieren nur in Fernsehserien von anno dazumal.
Professionelle Verletzer
Zu viele Menschen denken, einen Master- oder einen Aufbaustudiengang absolviert oder eine herausgehobene Stellung erreicht zu haben, berechtige sie dazu, andere öffentlich zu verletzen, zu missachten oder abzuwerten.
Sie tragen ihre Diplome, ihren ökonomischen oder gesellschaftlichen Status vor sich her, ohne zu merken, dass sie im Umgang mit anderen längst Arroganz und Missbrauch an den Tag legen.
Mussten Sie schon einmal die unangenehme Erfahrung machen, dass Sie viele Stunden und sogar in Ihrer Freizeit an etwas gearbeitet haben und Ihre Leistung dann vor sämtlichen Kollegen brutal heruntergemacht wurde? Haben Ihre Eltern Sie vor Ihren Freunden zusammengestaucht, wenn Sie schlechte Noten aus der Schule brachten?
Sicher ist jeder von uns in seinem Leben einmal niedergemacht oder beschämt worden, ob von Eltern, Gleichaltrigen oder Vorgesetzten. Derartige Erfahrungen sind verletzend, sie dringen in uns ein und schlagen tiefe Wunden, mit lang anhaltenden Folgen für das Selbstwertgefühl.
Manche Leute treten wie Bulldozer auf, die einen einfach überrollen, und sie machen nicht Halt, um feine Unterscheidungen zu treffen; für sie ist alles gleich, alles scheint erlaubt zu sein, es zählt nur der Nutzen und Profit, den sie aus ihren Handlungen ziehen können.
Solche toxischen Typen machen uns Tag für Tag das Leben schwer: »Wenn ich nicht glücklich sein kann, dann du auch nicht« – hallt wie ein Echo in ihrem Schädel wider. Weder kommen sie selbst zurecht, noch lassen sie andere in Frieden leben.
Aber damit ist ab heute Schluss. Im Folgenden finden Sie die hervorstechendsten Züge dieser professionellen Verletzer aufgeführt, damit Sie imstande sind, sie zu identifizieren und noch mehr: Wenn Sie sie erst erkannt haben, dann wissen Sie die größtmögliche Distanz zu wahren, Sie schenken ihnen keine Beachtung mehr und setzen einfach Ihren Weg fort. Zu verstehen, wie diese Zeitgenossen ticken, wird Sie eine weitere Stufe Richtung Freiheit erklimmen lassen.
Merkmale des professionellen Verletzers:
Er hat stets einen Stein griffbereit: Verletzer warten nur darauf, dass Sie einen Fehler begehen, den sie Ihnen unter die Nase reiben können. Gerne streichen sie vor Dritten heraus, dass Ihr Missgriff, wenn sie nicht eingeschritten wären, das Unternehmen in Misskredit gebracht oder ein laufendes Projekt gefährdet hätte. Wie nicht anders zu erwarten, konfrontieren sie Sie damit öffentlich. Solche Menschen können sich nur profilieren, wenn ein anderer schlecht dasteht oder heruntergeputzt wird, sonst wissen sie nicht, wie sie sich hervortun sollen.
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»Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht damit, Ihre Schlangenphobie zu überwinden. Besser, Sie meiden den Kontakt mit Schlangen.«
Richard Koch
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Aber wer kann schon von sich behaupten, niemals geirrt, sich nie getäuscht oder eine falsche Entscheidung getroffen zu haben? Wie Jesus zu denjenigen sagte, die Maria Magdalena steinigen wollten: »Wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein.« Sind Sie in der Position, als Erster zu werfen? Ich auch nicht. Professionelle Verletzer hingegen kommen sich unangreifbar vor und sehen den Splitter im fremden Auge stets schneller als den Balken im eigenen; die Schäden, die sie verursachen, sind später schwer
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