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Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition)

Titel: Tränen der Lilie - Die Kristallinsel (Dreamtime-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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ihnen. Michael streichelte ihr noch einmal sanft über die Wange und
dann verstummte die Melodie der Flöte.
    Tohu wandte sich nach Osten, dem
Beginn der Tage und der Jahre zu und begann mit zum Himmel geöffneten Händen das
spirituelle Gebet zu sprechen: »Dies ist der Tag, heiliger Wakantanka, Ursprung
allen Lebens. Mit deiner Hilfe wurde die Erde erschaffen, das Wasser, das Feuer,
der Spirit der Lüfte. Jedem Baum, jedem Stein, jeder Blume und allen Tieren hast
du eine Seele gegeben. Als Letztes hast du uns Menschen erschaffen und uns mit
der größten Gabe aller Wesen gesegnet - der Fähigkeit zu lieben. Wir danken dir
und bieten dir unsere Verehrung.«
    Mit einer ehrfürchtigen Geste
verbeugte er sich tief. Dann ging er zu dem steinernen Tisch und begann das
Reinigungszeremoniell. Amy hielt ihre Hände über eine große, silberne Schale.
Michael schöpfte mit dem Löffel aus Ziegenberghorn das heilige Wasser und ließ
es als Zeichen ihrer äußeren Reinigung langsam über ihre Finger fließen. Mit
einem liebevollen Blick reichte er ihr den Löffel und sie wiederholte es bei
ihm.
    Danach begaben sie sich in die
Mitte des Raumes. Dort brannte auf einer eisernen Plattform das heilige Feuer.
Tohu stand vor ihnen und schwenkte eine Adlerfeder über dem Feuer, bis sie eine
Wolke aus weißem Rauch als Zeichen der inneren Reinigung umhüllte. Sein sanfter
Bariton unterbrach eindrucksvoll die Stille.
    »Laut der uralten Legende unseres
Volkes begegnet ein Geisterkrieger seinem Seelengefährten nur einmal im Leben.
Es ist eine ganz besondere, magische Verbundenheit zweier Seelen, die sich durch
eine tiefe Wesensähnlichkeit zu einer mystischen Liebe verbinden. Einen
Gefährten für das Leben zu finden, ist selten. Vielen von Euch ist das bisher
verwehrt geblieben. Denn man kann die wahre und reine Liebe nicht erzwingen. Nur
wer sie nicht sucht, der wird ihr irgendwann begegnen. Und wenn man ihr
begegnet, wird man es spüren.«
    Er schwieg einen Moment und nur
das sanfte Plätschern des Thermalwassers war zu hören.
    Alle Anwesenden lauschten
gespannt den Worten des Ältesten des weisen Rates.
    »Die Regeln unseres Ordens der
Lilie verbieten allen Geisterkriegern, sich mit einem Menschen zu verbinden.
Jeder von Euch weiß das. Diese Regel gilt zu unserem eigenen Schutz, um die
Reinheit unserer Seelen zu erhalten und unsere besonderen Gaben vor den
Sterblichen zu verbergen. Und diese Regel hat sich für keinen von uns geändert.
Doch der große Wakantanka hat in seiner Weisheit Amy Kimimala Mallone als eine
Auserwählte in unseren Orden gebracht und sie dadurch als unsere Schwester
akzeptiert. Somit ist dieser Tag auch für mich ein ganz besonderer. Denn zum
ersten Mal wird sich hier in unserem heiligen Alkoven-Saal eine sterbliche Seele
mit der eines Geisterkriegers vereinigen.«
    Aufgeregtes Gemurmel durchdrang
den Saal, als Tohu mit langsamen Schritten auf das vor ihm stehende Paar zuging.
Mahus Augen füllten sich mit Freudentränen und auch Milton war von der Situation
überwältigt. Stumm zog er seine Frau näher zu sich heran und drückte fest ihre
Hand.
    Sie saßen in der ersten Reihe auf
den Steinquadern und wurden von ihren jüngeren Söhnen Taylor, Frank und Ben
eingerahmt. Neben Taylor schluchzte Suletu, seine Verlobte und damit die nächste
Braut im Orden der Lilie, vor Rührung auf.
    Als Tohu seine Hände ausbreitete,
verstummten alle und verfolgten mit Spannung die Einmaligkeit dieses
Ereignisses.
    »Amy Kimimala Mallone und Michael
Cheveyo: Seid Ihr bereit, Eure Seelen zu einem untrennbaren Band zu verflechten,
Eure Herzen miteinander zu vereinigen und das Blut des anderen aufzunehmen, zu
einem Kreislauf des ewigen Lebens?«
    Amy sah in Michaels
strahlendblaue Augen. Tief in ihrem Inneren kam ein Gefühl auf, als wäre sie
nach einem endlos langen Weg endlich zu Hause angekommen. Und ihr Zuhause war
da, wo Michael war.
    Beide gaben gleichzeitig mit
ihrer Verbeugung ihre Zustimmung. Ein feines Lächeln umspielte Tohus Mundwinkel
und wohlwollend nickte er. Wenn er jemandem das Glück wünschte, dann war es
Michael, den er wie einen eigenen Sohn liebte.
    »Wenn Ihr das wollt, dann wird
das mystische Ritual jetzt Eure Seele miteinander verflechten, für die Ewigkeit.
Kein weltliches Gericht und keine göttliche Macht vermag Euch je wieder zu
trennen. Eure beiden Seelen verschmelzen zu einer Einheit, die nur der Tod
scheiden kann.«
    Auffordernd nickte er

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