Traeume aus 1001 Nacht Band 03
geglaubt?“
Er schwieg.
„Hättest du?“, hakte sie nach.
„Nein“, gab er endlich zu. „Wahrscheinlich nicht.“ Er kam sich wie ein Mann vor, der auf ein ihm bekannt vor kommendes Ufer zugeschwommen war und dann fest stellte, dass er doch auf fremdes Land zusteuerte, über das er nichts wusste. Nichts machte noch irgendeinen Sinn. Ausgerechnet sie eine Jungfrau?
„Weil du schon entschieden hattest, was für eine Sorte Frau ich bin – nämlich eine, die mit jedem schläft. Du hast nicht einen Zentimeter unter die Oberfläche geschaut, nicht wahr, Hashim? Du hast vorschnell ein Urteil über mich gefällt. Aber die Menschen sind viel mehr, als sie auf den ersten Blick scheinen. Sie haben ihre Stärken und Schwächen. Ist dir das nicht klar?“, schloss sie bitter.
„Ich fürchte, dass meine Stellung mir nicht die Zeit lässt, tiefer an der Oberfläche zu kratzen“, entgegnete er kühl, indem er die gewohnte Zuflucht in seinem königli chen Status suchte.
„Vielleicht hast du einfach keine Lust, es auch nur zu versuchen?“, sagte sie herausfordernd.
„Vielleicht nicht“, gab er zu.
Sienna nickte und zwang sich dazu, die bittere Wahr heit laut auszusprechen. Sie hatte zugelassen, dass die Leidenschaft ihr Urteilsvermögen trübte, aber nun war alles furchtbar klar. „Du betrachtest Frauen als hübschen Zeitvertreib“, flüsterte sie. „Sie sind für dein Vergnügen da, aber nicht mehr, allenfalls irgendwann einmal für die Mutterschaft.“ Und sie fühlte Enttäuschung, als ihr klar wurde, dass Hashim sie niemals als Mutter seiner Kinder in Betracht ziehen würde. Nicht in einer Million Jahren. Eine Frau, die erlaubt hatte, auf diese Weise fotografiert zu werden, eine Frau, die so leicht in seine Arme gesunken war, war eine Frau, die man irgendwann beiseiteschob. Plötzlich sehnte sie sich mit Macht nach etwas, das sie nicht haben konnte, und Bitterkeit stieg in ihr auf.
Er spürte, wie sie sich von ihm zurückzog – nicht nur geistig, sondern auch körperlich, und dadurch kam erneut Verlangen in ihm auf. Normalerweise war er derjenige, der den Schlussstrich zog, und eigentlich sollte er auch derje nige sein, der sich von ihr distanzierte. Oder auch nicht.
„Ah, Sienna“, murmelte er und streckte die Hand aus, um ihr Gesicht zu umfassen. „Was geschehen ist, ist ge schehen. Ist es nicht ein bisschen spät für Vorwürfe?“
Bei seiner sanften Berührung zitterte sie. Er hatte die Macht, sie einzulullen, sie zurückzuholen an diesen Ort unbeschreiblicher Ekstase. Doch zu welchem Preis? Sie schüttelte seine Hand ab und setzte sich auf.
„Ja, du hast recht. Dazu ist es zu spät. Ich hätte all das vorher sagen sollen.“
„Aber das konntest du nicht!“, rief er triumphierend aus. „Weil du genauso wenig von mir lassen konntest wie ich von dir! Was zwischen uns passiert ist, war so unaus weichlich wie die Aufeinanderfolge der Gezeiten. Das wusste ich.“
„Nun ja, wir haben alle das Recht, Fehler zu machen“, gab sie bitter zurück. „Und außerdem verschwenden wir nur Zeit, indem wir hier sitzen und reden. Deine Gäste werden bald kommen, und ich schlage vor, wir richten uns beide ein wenig her.“ Sie griff mit der Hand in ihr aufgelöstes Haar und fragte sich, wie in aller Welt sie es wieder in Ordnung bringen sollte.
Überhaupt wunderte sie sich, dass er so gelassen blieb. Nicht einmal hatte er das Verschwinden des Personals er wähnt oder die Tatsache, dass die Gäste bald eintreffen würden. Und in diesem Augenblick dämmerte es ihr – si ckerte die Erkenntnis wie Gift in ihr Blut.
Oh nein.
Wie konnte sie so dumm gewesen sein?
Langsam drehte sie den Kopf, um ihn anzusehen. „Aber es wird gar keine Gäste geben – nicht wahr, Hashim?“
Er erkannte die Anklage in ihren Augen, aber er zuckte nicht zusammen. „Nein.“
„Und es sollte auch nie Gäste geben, oder?“
„Nein.“
Sie bereitete sich auf den nächsten Schlag vor, denn sie kannte die Antwort schon vorher. „Und das Personal? Das Personal, das ich so sorgfältig ausgesucht und angestellt habe, das nicht aufgetaucht ist?“
„Ich habe dafür gesorgt, dass sie das Dinner vorberei ten, damit du keinen Verdacht schöpfst, und dann habe ich sie nach Hause geschickt.“
„Du hast sie nach Hause geschickt“, sagte sie langsam, und ihr wurde schlecht, als ihr die schiere Kaltblütigkeit seines Plans aufging. „Einfach so?“
Er zuckte die Achseln. „Es war nicht schwierig. Ich habe sie voll
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