Traeume aus 1001 Nacht Band 03
als würden die Wellen von ihm herüberschwappen und sie mitreißen. Mit den Fingerspit zen berührte sie den goldenen Adler an ihrem Hals, so als könne er ihr den Mut geben, Hashim die Worte zu sagen, die er einst verächtlich abgetan hatte. Worte, die sie so lange in ihrem Herzen getragen hatte.
„Ich liebe dich auch, Hashim“, flüsterte sie mit gebro chener Stimme. „Ich habe es vom ersten Augenblick an getan, und meine Liebe zu dir ist niemals schwächer ge worden – auch wenn ich darum gebetet habe, dass es ge schieht.“ Sie schaute in seine schwarzen Augen, die nun weich und sanft blickten. „Aber das hast du gewusst, nicht wahr? Du konntest es in meinen Augen lesen.“
„Ja.“
„Aber es ändert nicht wirklich etwas, oder? Du bist im mer noch ein Scheich und ich nur ein …“
„Nein!“, unterbrach er sie heftig. „Sag es nicht! Du bist viel, viel mehr! Eine dumme Jugendsünde bestimmt einen Menschen nicht für den Rest seines Lebens!“
„Doch genau so wird man es betrachten.“
„Und das“, meinte er grimmig, „ das ist der Grund, wa rum ich diese Fernsehansprache halte. Man stellt im klei nen Thronsaal gerade Kameras auf.“ Er senkte seinen Kopf. „Wirst du mit mir kommen?“
„Was wirst du sagen?“
„Wirst du mit mir kommen?“, wiederholte er.
„Ja.“
„Und ich muss dich noch etwas anderes fragen, Sienna – und das ist sehr wichtig. Dein Leben in England ist mit meinem nicht zu vereinbaren. Mein Zuhause, mein Platz ist hier – das wird mir immer stärker klar. Könntest du dich von einem großen Teil der Freiheit trennen, die du in England genießt? Ist deine Liebe zu mir stark genug, um das Leben hier zu akzeptieren? Denn wenn du dich dazu entscheidest, musst du es bedingungslos und ohne Vorbe halte tun. Es kann keine Probephase geben, kein Abwar ten, ob du dich einfügen kannst oder nicht. Du musst jetzt entscheiden, ob deine Liebe zu mir groß genug ist, um dich für den Rest deines Lebens an mich zu binden – wenn du mich heiratest“, schloss er und sah ihr fest in die Augen.
„Dich heiraten? “, fragte sie ungläubig, beinahe erschro cken.
„Du glaubst tatsächlich, dass ich etwas anderes als die Ehe in Betracht ziehen würde?“, fragte er, und in seinen Augen war sowohl Belustigung als auch Entrüstung zu er kennen. „Ich möchte, dass du meine Frau wirst, voraus gesetzt natürlich, dass auch du es willst“, fügte er hinzu, „denn du wirst mehr auf dich nehmen müssen, als es die meisten anderen Frauen mit einer solchen Entscheidung tun, und du musst dir im Herzen sicher sein, dass dein Schicksal bei mir liegt.“
Sienna fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie dachte an den Adler, der um ihren Hals hing – ein Tier, das stark und furchtlos war – das Symbol seines Landes. Dieses unbekannte Land mit einer Sprache, die ihr fremd war. Ein Ort, der sich so sehr von allen anderen unter schied, die sie kannte – und dennoch barg er das Einzige, was ihr wirklich wichtig war.
Hashim.
War sie mutig genug in ihrer Liebe, um diese Chance zu ergreifen und festzuhalten? Sich mit Schwüren an ihn zu binden und ihn niemals zu verlassen? Ihm immer Wahr haftigkeit zu versprechen, egal was das Leben für sie be reithielt? Aber so sollte es doch in allen Ehen sein, oder?
„Oh ja“, flüsterte sie. „Ja, ja und tausend Mal ja!“ Trotz dem musste sie ihm noch eine bange Frage stellen: „Aber wird dein Volk mich akzeptieren?“
„Wenn sie mich als Regent haben wollen, werden sie es tun müssen.“
„Willst du dieses Risiko eingehen?“
„Ich kann gar nicht anders“, erklärte er schlicht. Im tiefsten Innern wusste er nämlich, dass er dem Regieren nicht gewachsen wäre, wenn sein Volk ihm seinen größten Herzenswunsch verweigern würde. Denn jeder Mann, der sich von einem der größten Wunder des Lebens abwandte, war innerlich gespalten und niemals ganz.
„Aber …“ Sienna biss sich auf die Lippe, denn sie woll te den wundervollen Zauber, den seine Worte erzeugt hat ten, nicht zerstören. Gleichzeitig wusste sie, dass sie sich nicht hinter ihren Ängsten verstecken durfte, sondern sie laut aussprechen musste – auch wenn das vielleicht ihr zukünftiges Glück gefährden würde.
„Aber was, meine wunderschöne Sienna?“, sagte er sanft, als er den Schmerz in ihren Augen bemerkte.
„Die Fotos.“ Sie seufzte bitter.„Was, wenn dein Volk den Kalender sieht – wie in aller Welt sollten sie mich danach noch akzeptieren können?“
„Sie
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