Traeume doch einfach weiter
war gerade mal neun Uhr, aber die Sonne brannte jetzt schon
erbarmungslos vom Himmel, seine Knie waren vom Herumrutschen auf den rauen
Schindeln aufgerissen und in seinem Rücken pulsierte ein stechender Schmerz.
Nate richtete sich zu voller Größe auf und pellte sich mit einem Arm das
schweißgetränkte limettengrüne Stüssy-T-Shirt vom Oberkörper. Dann ließ er den
Hammer fallen und setzte sich, obwohl das Dach so heiß war, dass er sich durch
die Shorts hindurch gleich den Arsch verbrennen würde.
Er fischte den
Joint, den er sich gestern Abend vorsorglich gedreht hatte, aus der
Hosentasche, zog sein Zippo aus seiner rechten Socke, zündete die Tüte an und
nahm einen tiefen Zug.
Beste
jamaikanische Ernte. Das Frühstück der Champions.
Er musste für
seine Blödheit büßen, daran war nichts mehr zu ändern, aber er würde nicht
zulassen, dass sie ihm den ganzen Sommer versaute. Tagsüber war er Coach
Michaels' persönlicher Sklave, okay, aber die Nächte gehörten immer noch ihm.
Und weil seine Eltern beschlossen hatten, die heißen Monate in der
abgeschiedenen Idylle ihres Ferienhauses auf Mt. Desert in Maine zu verbringen,
hatte er das elterliche Sommerhaus in Georgica Pond für sich allein.
Er klappte sein
Handy auf und scrollte sich durchs Nummernverzeichnis. Die Eltern von vielen
seiner Freunde hatten Häuser in den Hamptons, mit etwas Glück fand er jemanden,
der auch gerade hier war. Schließlich wäre es geradezu kriminell, die perfekte
Partylocation, die ihm hier zur freien Verfügung stand, ungenutzt zu lassen. Er
drückte eine Nummer ein.
Carpe Dornum.
Frei übersetzt: Nutze das Haus.
»Hey-ho, Charlie
hier«, meldete sich der AB. »Ich bin die nächsten paar Wochen nicht im Lande.
Sprecht eure Nachricht aufs Band, und ich ruf zurück, sobald ich wieder da
bin. Bis dann.«
So ein verdammtes
Pech. Nate legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Beim
Weiterscrollen stieß er auf die Nummer seines alten Schulfreunds Jeremy Scott
Tompkinson. Leider erinnerte er sich dunkel, dass Jeremy den Sommer über in
L.A. war, wo er Schauspielunterricht nahm oder irgendetwas ähnlich Bescheuertes
machte.
Der einzige
andere Kumpel, von dem er mit Sicherheit wusste, dass er in den Hamptons Urlaub
machte, war Anthony Avuldsen, aber der ging nicht ans Handy. Wahrscheinlich
lag er noch im Bett. Klar, welcher geistig einigermaßen gesunde Mensch war zu
einer so unchristlichen Zeit schon wach?
Nate sog
nachdenklich an seinem Joint. Er dachte mit Grauen an die endlose Reihe heißer,
mit schweißtreibender Arbeit angefüllter Tage und einsamer, stiller Nächte,
die vor ihm lagen, bevor er im Herbst endlich seine Sachen packen und sich nach
Yale aufmachen konnte.
Och, armes Baby.
Von seinem Posten
auf dem Dach aus blickte er in den großen Garten hinaus, den er in den nächsten
Wochen neu bepflanzen und mähen musste. Er war bisher so mit Dachdecken beschäftigt
gewesen, dass er den schönsten Anblick bisher gar nicht richtig genossen
hatte: Mrs Michaels, die am Pool lag und sich in den hellen Strahlen der
Morgensonne bräunte - oben ohne. Sie hatte Kinder und war nicht mehr jung, aber
so richtig alt war sie auch noch nicht. Ihre Brüste hatten sich jedenfalls gut
gehalten. Nate hatte »Die Reifeprüfung« gesehen, selbst aber noch keine
Erfahrungen mit einer älteren Frau gesammelt. Mal sehen. Vielleicht würde sich
die Arbeit für den Coach doch noch auf die eine oder andere Art auszahlen.
Ja. Vielleicht
hatte er aber auch einfach einen Sonnenstich
vs Verabredung mit dem schicksal
Vanessa schwankte
auf ihren hohen Plateausandalen von Celine - okay, theoretisch waren es Blairs
Schuhe, aber sie wusste, dass ihre Exmitbewohnerin sowieso nie mehr nach
Williamsburg zurückkehren würde, um ihre Habseligkeiten einzusammeln - über
das Kopfsteinpflaster des Meat- packing Districts, der inzwischen viel zu
trendig war, um nach Schlachthof zu stinken, auf das Fabrikgebäude zu, in dem
sich Ken Moguls riesiges Loft befand.
Obwohl ihre
Schulfreundin Serena van der Woodsen ihr auf Blairs wilder Schulabschlussparty
vor zwei Wochen völlig betrunken angeboten hatte, bei Ken ein gutes Wort für
sie einzulegen, hatte Vanessa Abrams nie ernsthaft damit gerechnet, dass er
sich wirklich bei ihr melden würde. Nicht nach dem, was Ende letzten Jahres
passiert war. Er hatte Kontakt zu ihr aufgenommen, nachdem im Internet ein
fast-nicht-jugendfreier Filmschnipsel von ihr aufgetaucht war, der Jenny
Humphrey und Nate
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