Traeume doch einfach weiter
ausgewaschene Levis, die an den Knien abgeschnitten war,
und starrte sie mit blutunterlaufenen, hervorquellenden blauen Augen und einem
leicht irren Lächeln an.
»Dann lass uns
gleich zum Geschäftlichen kommen«, sagte er, ohne auf ihre Antwort zu warten.
Er drehte sich um und ging davon. Vanessa blieb nichts anderes übrig, als ihm
zu folgen. Er ging an dem langen Bücherregal vorbei in ein geräumiges
Arbeitszimmer mit einem Fenster, das so groß war wie ein Garagentor. »Setz
dich.« Aus einem Glaskrug goss er eine Flüssigkeit, die nach kaltem Pfefferminztee
aussah, in ein Longdrinkglas, drückte es Vanessa in die Hand und deutete auf
einen Eames-Chair aus rotem Leder, der vor einem mit Unterlagen übersäten
Schreibtisch aus den Fünfzigerjahren stand. Anschließend schenkte er sich
selbst ein Glas ein und ließ sich in den Bürostuhl fallen. Er drehte sich
darauf ein paar Mal im Kreis, bis er anhielt, die Rückenlehne zurückstellte und
die Füße auf den Schreibtisch legte. »Letzten Endes geht es nur um die Kohle,
aber ich sag dir was - ganz unter uns -: >Frühstück bei Fred< wird der
Knaller. Kein Wort von dem, was ich dir jetzt sage, zu den Produzenten, okay?
Also ganz im Vertrauen: Das wird nicht die übliche Teeniekacke, darauf kannst
du dich verlassen. Ich denke eher an Godard. Ein zutiefst menschliches Drama
mit ironischem Augenzwinkern und dabei unglaublich düster mit experimenteller
Kameraführung und allem Drum und Dran.«
»Aha«, sagte
Vanessa vage und nippte an ihrem Tee. Die Dekoration seines Büros - an der Wand
hing ein überlebensgroßes Foto, das den Regisseur splitternackt beim
Herumtollen in der Meeresgischt mit einer ebenso nackten Jade Empire zeigte -
irritierte sie genauso wie sein wichtigtuerischer Künstlerjargon.
Tja, höchste
Zeit, dass du dich daran gewöhnst, Miss zukünftige Film-Studentin.
»Also, was ist?
Bist du dabei?« Ken bohrte ungeniert in der Nase und schnipste den zutage
geförderten Popel auf den Boden. »Ich weiß, es ist ein kommerzielles Studio,
ich weiß, es ist ein Megabudget, und ja, es ist eine romantische Komödie. Aber
genau deshalb brauche ich dich, verstehst du? Ich brauche deine künstlerischen
Visionen, damit wir zusammen einen Film drehen, der die Leute aus den Sesseln
reißt.«
Als würde er das
nicht auch allein schaffen.
Vanessa blickte
aus dem Fenster auf die seit Jahrzehnten unbenutzten Hochbahngleise, zwischen
denen Gras und Sträucher wucherten, und den dahinterliegenden Neubau. Das
Filmprojekt verkörperte alles, was sie hasste. Es war eine romantische
Blockbuster-Tenniekomödie. Kotz. Andererseits hatte Ken Mogul gesagt, dass er
sie brauchte - und wie viele künftige Filmstudentinnen an der NYU konnten das
schon von sich behaupten? Außerdem würde der Dreh bestimmt Spaß machen und sie
hatte den Sommer über ohnehin nichts Besseres zu tun. Nur deswegen war sie
heute hergekommen. Aus purer Langeweile.
Sie sah Ken an.
»Ich muss mal drüber nachdenken.«
Ken nahm die Füße
vom Schreibtisch und kramte in den Papierbergen, bis er schließlich eine
zerdrückte Packung Zigaretten fand. Er steckte sich eine in den Mund, ohne sie
anzuzünden. »Eigentlich wollte ich die weibliche Hauptrolle mit meiner Frau
besetzen«, erzählte er. »Aber wie du ja schon weißt, habe ich mich anders
entschieden.«
»Deine Frau?«
Vanessa konnte kaum glauben, dass es tatsächlich jemanden gab, der freiwillig
einen glubschäugigen, neurotischen und eingebildeten Spinner wie Ken Mogul
heiratete.
»Ja. Heather. Sie
hat dir vorhin aufgemacht.«
Ach, dann war die
personifizierte Freundlichkeit also Mrs Mogul?
»Ach so, ja.«
Vanessa konnte es sich nicht verkneifen, noch einen Blick auf das Nacktfoto an
der Wand zu werfen. Es sah aus wie eine Szene aus einem billigen Pornofilm.
»Freaks der
Karibik«, oder was?
»Naja, im Moment
ist sie beleidigt und spricht nicht mit mir, weil ich die Rolle Serena gegeben
hab. Ich sage dir - Serena wird ganz groß rauskommen. Genau wie du.«
»Wow. Ich fühle
mich geschmeichelt«, sagte Vanessa. »Wirklich. Aber ich muss trotzdem noch
drüber nachdenken, okay?«
Dann beeil dich
mal lieber, Süße. Hollywood wartet nämlich auf niemanden!
eine neue wohnung ist wie ein neues leben
»Einundsiebzigste Straße, 169«, sagte Serena van der
Woodsen zu dem Taxifahrer und rutschte auf die schwarze kunstlederne Rückbank.
Sie kurbelte das Fenster herunter und genoss die warme Morgenbrise, die ihr
übers Gesicht strich. Ah,
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