Traeume doch einfach weiter
Thaddeus zuwandte. Ihr lief praktisch der Sabber aus den Mundwinkeln.
»Ich bin
entzückt«, schleimte Chuck, küsste ihr die Hand und machte eine tiefe
Verbeugung. »Ich würde dich sehr gern ein bisschen näher kennenlernen. Nate hat
doch sicher nichts dagegen, oder, Natie?«
Nate hätte ihm
wahrscheinlich geantwortet, dass er machen könne, was er wolle, wenn er nicht
gerade abgelenkt gewesen wäre. Blair hielt mit einem großen Typen, der aussah
wie ein Banker, Händchen und warf lachend den Kopf in den Nacken. Sie stellte
den Banker einem älteren, sehr elegant gekleideten winzigen Mann vor, und die
Art, wie sie mit den beiden flirtete, war ihm so vertraut, dass ihn Sehnsucht
überkam.
»Entschuldigt
mich«, stammelte er. »Ich muss gehen.«
Im Umdrehen hörte
er Chuck sagen: »Tawny ist ja wirklich ein süßer Name. Heißt so nicht das neue
Pferd von Barbie?«
Steig auf,
Cowboy.
zwei musen sind besser als eine
»Darling! Blair,
Darling!«, kreischte Bailey Winter. »Du musst - ich wiederhole - du MUSST mich
diesen Sommer auf Long Island besuchen. Du bist für mich der Inbegriff der
Perfektion.«
Sie standen in
der Tür zum Schlafzimmer, weil man dort am weitesten von der Küche entfernt war
und trotzdem alles im Blick hatte. Blair strich sich verlegen ihre dunklen,
inzwischen wieder gut kinnlangen Haare hinter die Ohren. Mit Komplimenten
konnte sie eigentlich gut umgehen, aber was sagt man, wenn einen jemand
perfekt nennt?
Hm. Wie wär s mit
»Danke schön«?
»Ich bin gerade
dabei, eine neue Kollektion zu entwerfen, und sie soll Sommer/Winter heißen.«
Bailey machte dazu mit beiden Händen eine Geste, von der Blair annahm, dass sie
die Jahreszeiten darstellen sollte, die aber so aussah, als hätte er einen
epileptischen Anfall. »Und du, meine Liebe, wirst der Winter sein.«
Jason legte ihr seine
schlanke warme Hand in den Nacken. »Das ist ja toll!«, sagte er liebevoll.
Es war toll, aber
Blair war leider gerade abgelenkt, weil sie zufällig bemerkt hatte, dass Nate
die anderen inklusive seiner Schlampe in der Küche stehen ließ und zur Wohnungstür
ging. Verdammt, wo wollte er hin?
»Und Serena ist
der Sommer!«, gluckste Bailey, worauf Blair sich ihm wieder zuwandte. Er riss
sich die verspiegelte Pilotenbrille vom Gesicht und starrte begeistert in die
über ihnen hängende Lampe.
Blair versuchte, über
die Tanzfläche hinweg Serenas Blick zu erhaschen. Dass sie beide Musen werden
würden, war eigentlich in ihrem Traum nicht vorgesehen gewesen, aber wenn sie
das Rampenlicht schon mit jemandem teilen musste, dann am liebsten mit ihrer
besten Freundin.
Wie großzügig.
»Ihr müsstet
natürlich beide bei mir wohnen. Ihr seid meine Inspiration, Liebes. Keine
Sorge, mein Strandhaus ist groß genug. Besucher sind herzlich willkommen«, trällerte
er und zwinkerte Jason zu.
Blair
beobachtete, wie Nate an der Tür seinen Schulfreund Jeremy Scott Tompkinson
mit einem Faust-gegen- Faust-Schlag begrüßte. Manchmal hätte sie wirklich gern
gewusst, worüber Jungs in der Umkleidekabine so redeten. Hatte er ihnen
erzählt, wie es gewesen war, als sie zum ersten Mal miteinander geschlafen
hatten? Oder wie der Sex mit Serena gewesen war? Sie sah an sich herab und
stellte fest, dass sie die Hände zu roten kleinen Fäusten geballt hatte.
»Ich würde sehr
gern zu Besuch kommen.« Jason zog Blair näher an sich. »Falls sie das will.«
Bailey setzte
seine Pilotenbrille wieder auf und schob sie sich bis zur Nasenspitze. »Wenn
sie nicht will, besuchen Sie eben mich!« Er lachte und klatschte dann in die
Hände. »Oh, jetzt habe ich Ihnen Angst gemacht! Keine
Sorge, ich beiße
nicht. Es sei denn, Sie bitten mich darum!« Bailey quietschte vor Verzückung.
Blair lächelte
verkniffen. Es fiel ihr schwer, sich auf Bai- leys fistelige Stakkato-Stimme zu
konzentrieren. Er hatte sie den Inbegriff der Perfektion genannt - das hatte
sie mitgekriegt.
Natürlich hatte
sie es mitgekriegt.
Aber wozu sollten
sie zu ihm ziehen? Na ja, warum eigentlich nicht. Sie hatte Jason zwar gesagt,
dass sie hier wohnen bleiben würde, aber die Vorstellung, die nächsten zwei
Monate bis zum Semesterbeginn in Baileys palastartiger Villa an der Park
Avenue zu wohnen, hatte durchaus ihren Reiz. Audrey Hepburn hatte als Muse
sicherlich in einer ähnlichen Umgebung gelebt. »Es könnte aber gut sein, dass
meine Mutter dann jeden Nachmittag zum >Tee< vorbeikommen will«, sagte sie.
»Ach, verbringt
sie den Sommer auch in
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