Traeume doch einfach weiter
Wege. Dein Lebenspfad hat dich auf eine Hollywoodparty
geführt, und mir ist klar geworden, dass das einfach nichts für mich ist. Mein
Pfad führt mich in eine andere Richtung.«
Dan dachte nach.
Er hatte sein Studium und seine gesamte Zukunft für seine Liebe zu Vanessa
aufs Spiel gesetzt, und das war eine Entscheidung gewesen, hinter der er immer
noch stand. Aber was hatte er sich nur dabei gedacht, dass er Vanessa für Bree
aufs Spiel gesetzt hatte?
Bree stand auf
und machte Dehnübungen. Sie streckte die Arme in die Höhe und atmete tief aus.
In der Dunkelheit waren nur ihr strahlend weißes Hemdchen und ihr weißblondes
Haar zu sehen, sodass es aussah, als würde sie körperlos schweben.
»Ach, Dan.« Ihre
Stimme klang tränenerstickt. »Es ist schmerzhaft, Abschied zu nehmen. Meine
Yogi-Lehrer sagen immer, dass man loslassen können muss, aber das fällt mir
schwer. Ich bin ja noch Schülerin, ich fange erst an zu lernen.«
Dan erschien es
dagegen plötzlich überhaupt nicht schwer, Abschied zu nehmen.
Er umarmte sie
kurz, weil es ihm in dieser Situation angemessen erschien, und sah ihr dann
hinterher, wie sie die Falltür öffnete, und nach unten verschwand. Irgendwie
war er erleichtert, dass sie Schluss gemacht hatte, und vor allem war er sehr
froh, dass sie sich so schnell verzogen hatte. Er hatte eine Menge von ihr
gelernt - über die Natur, über diverse Formen körperlicher Ertüchtigung, über
Spiritualität, aber was zu viel war, war zu viel. Er wollte bloß eine
Zigarette rauchen, einen Moment seine Ruhe haben und dann nach unten gehen und
mit Vanessa nach Hause fahren - als gute Freunde.
»Hammer!«,
murmelte eine männliche Stimme in der Dunkelheit.
Wieso war es so
schwierig, mal eine Minute für sich sein zu können?
»Wer ist denn
da?« Dan nahm bloß einen glühenden Punkt und den Geruch von Gras wahr.
»Tut mir leid,
Alter.« Nate Archibald kam auf ihn zu. »Ich wollte euch nicht belauschen. Ihr
habt wahrscheinlich nicht gemerkt, dass ich auch hier war.«
»Ach, du bist es.
Hi.« Dan erkannte den schnöseligen Kiffertyp, der im vergangenen Herbst Jennys
Herz gebrochen hatte. Jenny hatte sich allerdings ziemlich schnell wieder
davon erholt, deshalb war er ihm nicht böse.
»Du nimmst es
anscheinend ziemlich locker«, bemerkte Nate.
»Ach, weißt du«,
sagte Dan philosophisch, »es sollte eben nicht sein. Ich hab geglaubt, ich würde
mich für sie interessieren. Irgendwie dachte ich, ich bräuchte mal was anderes.
Aber soll ich dir was sagen? Ich hab mich geirrt. Ich glaub, ich bin bloß in
die klassische Falle getappt und hab die Begeisterung darüber, dass da
plötzlich jemand Neues war, mit Verliebtheit verwechselt, obwohl wir eigentlich
gar nicht zusammengepasst haben.«
»Echt, ja?« Nate
hüstelte. Irgendwie kam ihm das, was Dan gerade beschrieben hatte, ziemlich
bekannt vor.
»Ja«, sagte Dan
und nickte entschlossen. »Da unten ist ein Mädchen und die ist die Richtige,
Mann. Sie ist die Eine.«
Welche?
»Ich glaub, ich
weiß genau, was du meinst«, sagte Nate. Seine Stimme klang eine Oktave höher
als sonst. »Und deine Freundin hat da eben was Gutes gesagt. Da ist echt was dran,
find ich. Es gibt diese Pfade im Leben und manchmal, äh... da trennen sie
sich eben. Ist doch so, oder?«
Boah.
»Ich weiß nicht«,
sagte Dan, obwohl die Idee mit den sich teilenden Pfaden aus dem Gedicht von
Robert Frost stammte, aus dem er in seiner Rede auf der Schulabschlussfeier
selbst zitiert hatte. »Ich hab dieses ganze esoterische Gelaber ehrlich gesagt
ziemlich satt.«
»Ja?«, fragte
Nate. Er fand die Idee eigentlich ziemlich cool.
Natürlich fand er
sie cool.
n tritt ab
Nate schob sich
an zwei wild tanzenden Mädchen vorbei und sah sich um. Der Raum war inzwischen
brechend voll, und er sah nirgendwo jemanden, den er kannte.
Vielleicht war er
auch einfach zu zu gedröhnt.
Er hatte nicht
damit gerechnet, auf dieser blöden Hollywood-Party so etwas wie eine
Offenbarung zu erleben. Zu Beginn dieses Sommers hatte er sich vorgenommen, endlich
ernsthaft zu werden - den Partys, dem ewigen Gekiffe und den Mädchen, die nur
sinnlosen Stress bedeuteten, endgültig den Rücken zu kehren. Er wollte sich auf
die harte ehrliche körperliche Arbeit konzentrieren, sich selbst kennenlernen
und sich mental auf sein Studium vorbereiten. Sein Vater und Coach Michaels
hatten sich dafür zuständig erklärt, dass Nate als veränderter Mann nach Yale
gehen würde, als ein Mann, der bereit
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