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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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wusste, was Alans Familie seit dem Abend des Maskenballs von ihr dachte. Sie war ein Schatten ihrer selbst gewesen. Immerzu hatte sie an den geheimnisvollen Fremden denken müssen.
    Ob er den gleichen Schmerz fühlte, den sie im Herzen trug? Verfluchte er die Grausamkeit des Schicksals, das sie zusammengeführt und wieder auseinandergerissen hatte? Oder war er einfach ins Clubhaus zurückgekehrt, um sich eine willigere Frau zu suchen? Eine Frau, die er lieben konnte, wie er sie hatte lieben wollen?
    Wahrscheinlich. Er war auf ein Abenteuer aus gewesen, und sie war ihm in die Falle gegangen. Sie hatte sich völlig vergessen und sollte froh sein, dass es nicht zu mehr als den harmlosen Küssen im Mondschein gekommen war.
    Aber wieso sehnte sich ihr Herz dann so sehr nach diesem Mann mit den wundervollen meeresblauen Augen? „Paige!“ Erschrocken blickte sie auf und bemerkte ihre Mutter im Türrahmen. „Alan kommt in ein paar Minuten, und du bist noch immer nicht fertig!“, rief Janet ungeduldig.
    Paige strahlte tapfer. „Ich bin gleich so weit.“
    Ihre Mutter musste lachen. „Das hast du als kleines Mädchen auch immer gesagt.“ Sie eilte auf ihre Tochter zu und umarmte sie kurz, dann tupfte sie sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel. „Wenn das so weitergeht, muss ich mein Makeup neu auflegen. Dein Vater wird toben.“ Beim Hinausgehen blickte sie Paige zärtlich an. „Wir werden dich vermissen. Es war wirklich schön, dich das letzte Jahr bei uns gehabt zu haben.“
    Im Spiegel trafen sich die Blicke von Mutter und Tochter. „Ich war auch glücklich bei euch.“
    Paige wurde ernst, als sie wieder allein war. Ihre Mutter tat so, als hätte sie sich vor einem Jahr einfach aus einer Laune heraus entschieden, von New York wieder nach Connecticut zu ziehen. Aber so war es nicht gewesen. Die Freiheit in New York hatte einen fahlen Beigeschmack hinterlassen, und so war sie eines Tages unangekündigt nach Hause gekommen. Sie erinnerte sich, ihren Hausschlüssel hervorgekramt und dann gezögert zu haben, als ihr einfiel, dass sie die vergangenen vier Jahre nicht hier gewesen war. Sie hatte den Schlüssel langsam wieder in ihre Handtasche gleiten lassen und stattdessen geläutet.
    Als Janet ihr die Tür öffnete, stand freudige Überraschung auf ihrem Gesicht geschrieben. Doch dann bemerkte sie das abgespannte Lächeln ihrer Tochter und wirkte sehr besorgt. Trotzdem gab sie Paige das Gefühl, willkommen zu sein. Sie nahm ihr den Mantel ab und führte sie in die Küche, wo sie fröhlich mit ihr plauderte.
    Paiges Vater hingegen war an diesem Tag erst spät aus dem Büro nach Hause gekommen. Zu ihrer Verwunderung hatte er sie kaum wahrgenommen.
    „Stimmt etwas nicht mit Dad?“, fragte sie, als er im Arbeitszimmer verschwunden war.
    „Ach, nur das Übliche“, erwiderte ihre Mutter geduldig. „Du weißt ja, wie er ist: Er brütet immer über dem ultimativen Plan, der ihn augenblicklich zum Millionär macht.“
    „Armer Dad“, bemerkte Paige und schüttelte den Kopf. „Was war es das letzte Mal? Goldminen oder so?“
    „Oder so.“ Janet lächelte müde. „Ich werde nie verstehen, wie ein Mann, der die Finanzen für ein Unternehmen wie Fowler’s regelt, so ein schlechtes Händchen mit seinem eigenen Geld hat.“ Sie seufzte. „Nach dem letzten Desaster hat er mir versprochen, nie mehr Hand an unsere Ersparnisse zu legen.“
    Paige nickte. „Sagt er immer noch: ‚Kein Risiko, kein Gewinn‘?“
    „Ja. Aber ich habe ihm gesagt, dass das nur stimmt, wenn man es sich leisten kann, Geld zu verlieren. Er soll sein Zigarrengeld verspielen, wenn es ihn glücklich macht. Dein Vater ist ein guter Mann, mein Schatz. Aber er denkt, wir bräuchten mehr, und er wäre kein richtiger Mann, wenn er uns nicht den Himmel schenkt. Es ist ja nicht so, als würde er trinken oder mich nicht mehr lieben …“ Als Paiges Gesicht bei diesen Worten jeden Ausdruck verlor, fragte Janet: „Mein Schatz, was ist es?“
    Und dann hatte Paige es ihr erzählt. Nicht alles, dafür war die Geschichte noch zu frisch und zu schmerzhaft. Aber sie erzählte, dass sie einen Mann kennengelernt hatte, von dem sie glaubte, ihn zu lieben. Sie hatte sich ihm hingegeben, aber statt Erfüllung nur Enttäuschung erlebt.
    „Und der Mann?“ Ihre Mutter berührte sanft ihre Hand.
    „Er sagte, ich wäre keine richtige Frau. Er sagte …“
    Mitfühlend nahm Janet ihre Tochter in die Arme. „Vergiss ihn“, forderte sie sanft. „So ein Mann …“

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