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Träume in Kristall

Träume in Kristall

Titel: Träume in Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasunari Kawabata
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verursachten Lungenanämie.
    Anders als jener Japan-Terrier machte der jetzige Drahthaar schon äußerlich den Eindruck einer großen Eleganz, wie es sich für das Schoßtier einer vornehmen Dame gehörte. Und wenn sie sich an seinem rauhen Fell die Haut zerstach, war das wie in ihrer Kindheit am Bart ihres Vaters. Seine von schwarz gezeichneten Brauen überdeckten, feucht glänzenden Augen erinnerten sie – wohl weil ihr der Hundehändler gesagt hatte, mit so hübschen Augen könne man in Japan keinen züchten – an die Augen von Ausländern, damals in der heimatlichen Hafenstadt. Seine kerzengeraden Vorderläufe wirkten zwar selbst beim Gehen so, als stolperten sie ungeschickt; andererseits glich das wieder der Gangart eines schönen Pferdes.
    Der Hundehändler hatte ihr versichert, er werde da-
    für sorgen, daß sie innerhalb von ein, zwei Jahren durch die Deckgebühren die Kaufsumme wieder hereinbekomme, und doch, als sie dann tatsächlich zum erstenmal eine solche Gebühr in Empfang nahm, starrte sie eine Weile völlig sprachlos ihren Playboy an. Schließlich betrat sie, an ihrem Obi nestelnd, den Salon: da stand Playboy, vom Hundehändler am Halsband zurückgehalten, schon mit gegrätschten Beinen auf dem Sofa und belauerte die Hündin.
    (Ah, dieses junge Fräulein also, und hat ein Gesicht wie ein Mann, wie ein Knabe –) dachte die Dame und sagte: »Seien Sie mir willkommen!«
    »Als das Mädchen uns den Tee brachte, kam er hinter ihr hergelaufen und sprang gleich die Hündin an; aber wir wollten nicht anfangen, bevor Sie da sind«, sagte der Hundehändler. Und zu ihm gewandt, die Dame: »So?« (Dabei ist bald Weihnachten. Ich sollte in die Stadt gehen. Immer bin ich nur zu Hause.) »Entschuldigen Sie bitte!« (Wirklich geschmackvoll, wie das Fräulein angezogen ist. Aber so fröstelnd um die Augenlider –) dachte die Dame und während sie das Gasstövchen anzündete: (Der schwarze Tee wird ja kalt. Warum nur das Fräulein so schweigsam ist? Was soll ich machen? Der Hundehändler könnte sie vielleicht mit der Hündin in den Garten schicken. Was für Wäsche habe ich dort hängen? Sollte ich Süßigkeiten anbieten? Möglich, daß sie denkt: Bezahlt habe ich das Geld, also kann ich hochnäsig sein. Aber, Fräulein! Umgangsformen hat sie jedenfalls keine. Eine besonders schöne Hündin ist es ja nicht, trotzdem müßte sich doch etwas an ihr finden, das sich loben ließe. Ach, ich hätte das Hausmädchen längst zurechtweisen sollen: es muß sich besser um das Gas kümmern.) Und sie erhob sich vor dem Stövchen wieder und fragte: »Nehmen Sie, wenn Sie zur Ginza gehen, den Hund mit?« (Wieso gerade Ginza?)
    »Ja, schon, und wenn ich durch die Ginza gehe, kommen bestimmt zwei, drei Leute, die mich fragen: Was ist denn das für einer? Einmal hat mich mitten auf der Straße ein Europäer angesprochen, ich sollte ihm den Hund verkaufen, und ich wußte nicht, was antworten.«
    (Wissen möchte ich, ob ich, wenn ich durch die Ginza gehe, nicht ein Gesicht habe, aus dem längst alle Jugend verschwunden ist. Gesicht einer verheirateten Frau, die selten auf die Straße kommt. Wenn ich durch die Ginza gehe: mein Leben zu Hause erscheint mir dann wie ein Traum. Wirklich, ich sollte ausgehen, in die Stadt.) Die Dame sah das junge Fräulein an, doch das junge Fräulein hatte den Blick wieder wie zuvor in die Weihnachtsnummer von »Our Dogs« auf ihrem Schoß gesenkt.
    »Besuchen Sie mich doch einfach einmal!« (Da habe ich abermals etwas Seltsames gesagt. Weiß ich denn, aus was für einer reichen Familie das junge Fräulein stammt?)
    »Wir könnten zusammen ausgehen und nähmen die Hunde mit.«
    »Oder darf ich Sie einladen?« Sorglos hob das junge Fräulein das Gesicht.
    (Wirklich sind das Augen wie die eines Mannes. Sie ist doch ein gut erzogenes junges Fräulein. Ob ich es ihr rundheraus sage? Dem Hundehändler sollte ich es sagen. Ein Kopf im Barsoi-Schnitt, wie unser Playboy ihn hat, ist neuester englischer Stil und sehr vornehm. Die Hündin des Fräuleins dagegen hat einen Kopf im amerikanischen Stil. Jedenfalls ein aristokratisches Fräulein –) überlegte die Dame und sagte: »Ein schönes Fell hat sie, Ihre Hündin, wie es sich für einen Drahthaar gehört. Dieses saubere Weiß! – nun ja, man sieht die gute Pflege! Nehmen Sie zum Trimmen eine Haarschneidemaschine?« (Gut allerdings, daß die Hündin sitzt. So brauche ich den Körperbau nicht auch noch zu loben.)
    »Ach, ich habe da in meinem

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