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1777 - Blond, charmant und untot

1777 - Blond, charmant und untot

Titel: 1777 - Blond, charmant und untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das Essen hatte sich Thelma Blake vom Chinesen geholt und auf ihrem Boot wieder aufgewärmt. Nudeln mit Gemüse und darin verteilt ein paar Fleischstücke. Nichts Besonderes, kein Mahl, auf das man sich freuen konnte, aber es machte satt, und das allein zählte. Mehr wollte die Frau nicht.
    Die Frau war unter Deck in die kleine Kabine gegangen und aß langsam, fast bedächtig. Vor jedem Schlucken schien sie zu lauschen, dann erst schob sie die Gabel mit dem Häppchen in den Mund.
    Es war ruhig im kleinen Hafen. Der Betrieb hatte sich gelegt. Die Dämmerung schob sich über das Land und ließ die ersten Schatten wachsen. Es war ein normaler Tag. Alles war normal. Man musste nichts sagen, man konnte in den Abend hinein relaxen, und das hatte sich auch Thelma Blake vorgenommen.
    Sie schaffte es nicht.
    In ihr steckte eine Unruhe, der sie kaum Herr wurde. Man sah es ihr äußerlich nicht an. Für viele wirkte sie ein wenig unnahbar. Wie ein Eisberg, der erst noch aufgetaut werden musste, um dann eine wilde Glut zu entfalten.
    Ab und zu nahm sie einen Schluck aus der Dose. Irgendeinen Powerdrink, den sie noch im Kühlschrank gefunden hatte. Sie hätte sich auch Kaffee kochen können, hatte aber keinen Bock darauf gehabt. Der Drink und das Essen reichten ihr. Morgen war auch noch ein Tag, und den würde sie nicht auf ihrem Boot verbringen.
    Es lag in einem fast stillen Wasser. Nur hin und wieder schaukelte es sanft auf den kleinen Wellen. Dann waren auch die knarrenden Geräusche zu hören, die entstanden, wenn sich irgendetwas an Bord bewegte. Kein Problem, auch keine Gefahr.
    Und auf Gefahren zu achten, das hatte Thelma gelernt. Sie war immer darauf gefasst, etwas Schlimmes zu erleben, das ohne Vorwarnung über sie kam.
    Sie schluckte den letzten Bissen. Die leere Schachtel wanderte in den Müll. Ebenso wie die Dose, denn auch sie war leer. Danach gab es für Thelma nichts mehr zu tun. Sie konnte sich vor die Glotze hauen oder auch in eine der Kneipen gehen, die es in der Nähe gab. Darauf verzichtete sie. Ihretwegen hatte es schon öfter Ärger gegeben, denn sie war eine Person, die etwas Wildes und Ungezügeltes ausstrahlte, auf das fast alle Männer hereinfielen. In der Regel genoss sie es. Aber es war nicht immer gut, und sie wollte auch nichts provozieren.
    An diesem Abend trug sie eine enge Hose aus Leder, ein dunkelrotes Tank-Top und eine kurze Lederjacke darüber. Das blonde Haar, das mehr einer Mähne glich, hatte sie offen gelassen. Die Füße steckten in halbhohen Stiefeln.
    Es war Vorsommer. Erst in den letzten Tagen waren die Temperaturen gestiegen, sodass dieser Begriff auch zutraf. Eine Treppe führte zum Deck hoch. Es waren nur vier Stufen, die Thelma zurückzulegen hatte. Sie ging langsam, sie war auf der Hut, und das war sie eigentlich immer. Sie war etwas Besonderes, und das hatten schon viele Personen grausam zu spüren bekommen.
    Sie ging an Deck und blieb dort stehen. Dabei gönnte sie sich einen Rundblick über die anderen Boote, die an diesem Kai lagen und auf den Wellen schaukelten.
    Es gab keine Probleme. Es war nichts zu sehen, was sie hätte misstrauisch werden lassen. Alles blieb im grünen Bereich.
    Doch ihr Gefühl war kein gutes gewesen, und das hatte bereits am Nachmittag seinen Anfang genommen. Es gab keinen Grund dafür, aber sie konnte es auch nicht ignorieren. Und gegen Abend hatte es sich noch weiter gesteigert.
    So ruhig alles aussah, Thelma führte schon ein anderes Leben. Es war nicht mit dem einer normalen Frau zu vergleichen. Für sie wurde es von einer gewissen Hochspannung begleitet, denn Thelma Blake war nichts anderes als eine Killerin.
    Ja, sie killte Menschen.
    Und es machte ihr nichts aus. Sie tötete mit einer gnadenlosen Präzision, wenn es sein musste. Und es musste immer wieder mal sein. In den letzten Monaten hatte sie Hochkonjunktur gehabt. Gerade auf politischer Ebene hatte sie eingegriffen und dafür gesorgt, dass manches umgeschrieben werden musste.
    In der Öffentlichkeit kannte man sie nicht. Sie war ein völliges Neutrum, und ihre Wohnorte suchte sie sich immer ganz speziell aus und lebte dort nie länger als drei Monate.
    Einen festen Arbeitgeber hatte sie nicht. Den hatte es mal gegeben, aber das lag schon länger zurück. Sie hatte sich von ihm getrennt und war den Weg der Selbstständigkeit gegangen.
    Dass sie sich damit keine Freunde gemacht hatte, war klar. Aber damit konnte sie leben, das war kein Problem. Im Moment hatte sie Ruhe. Aber sie war davon

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