Transfer
halte?«
»Nicht? Wo denn sonst?«
»Ich hab’ nicht mal eine Ahnung, wo sie herkommen. Gab es
zu deiner Zeit eine Wasserleitung?«
»Ja«, sagte ich mißmutig. Klar, es konnte auch keine gegeben haben; ich konnte ja direkt aus dem Wald in die Rakete gestiegen sein. Eine Zeitlang war ich stinkwütend, doch beherrschte ich mich bald: schließlich war es ja nicht ihre Schuld.
»Na, siehst du- und wußtest du denn, welchen Weg dieses Wasser nahm, ehe… «
»Ich verstehe schon, du brauchst den Satz nicht zu beenden.
Also ist das so eine Vorsichtsmaßnahme? Sehr komisch!«
»Das meine ich durchaus nicht«, sagte sie. »Und was hast du da so Weißes, unter deiner Wolljacke?«
»Ein Hemd.«
»Was ist das?«
»Hast du denn nie ein Hemd gesehen?! Eben - Wäsche. Aus Nylon.«
Ich rollte meinen Aermel auf und zeigte ihn ihr.
»Interessant«, meinte sie.
»So eine Sitte«, erwiderte ich ratlos. Wirklich, man hatte mir im ADAPT gesagt, daß ich aufhören sollte, mich wie vor hundert Jahren zu kleiden; ich aber wollte nicht. Ihr Recht mußte ich je -doch anerkennen: Brit war für mich dasselbe - wie für sie ein Hemd. Schließlich zwang doch niemand die Menschen, Hemden zu tragen, trotzdem trugen sie sie alle. Mit dem Brit verhielt es sich wohl genauso.
»Wie lange wirkt denn Brit?« wollte ich wissen.
Sie errötete ein wenig. »So eilig hast du es. Noch steht ja nichts fest.«
»Ich sagte doch nichts Böses«, verteidigte ich mich, »wollte nur wissen.., warum guckst du denn so? Was hast du? Nais!«
Sie erhob sich langsam. Stand hinter dem Sessel.
»Wie lange - sagtest du? Hundertzwanzig Jahre?« »Hundertsiebenundzwanzig. Na - und?«
»Und wurdest.., wurdest du… betrisiert?«
»Was ist denn das?«
»Wurdest du es nicht?!«
»Aber ich habe nicht mal eine Ahnung, was das ist. Nais… Mädchen, was hast du nur?«
»Nein, du wurdest es nicht«, flüsterte sie. »Sonst müßtest du es ja wissen… «
Ich wollte auf sie zukommen.
Sie hob beide Arme: »Komme nicht näher! Nein! Nein! Bitte!«
Sie trat zur Wand zurück.
»Du sagtest doch selbst, daß Brit… ich setze mich schon. Da, nun sitze ich, siehst du wohl, beruhige dich also. Und was ist das für eine Geschichte mit diesem Be… Wie heißt es?«
»Genau weiß ich es nicht. Aber … betrisiert wird jeder. Gleich nach der Geburt.« »Was ist das?«
»Da wird wohl irgend etwas ins Blut gebracht.«
»Allen?«
»Ja. Denn- eben… Brit… hat ohne das keine Wirkung. Rühre dich ja nicht!«
»Kind, sei doch nicht lächerlich.« Ich drückte meine Zigarette aus. »Ich bin doch kein wildes Tier… Sei nicht böse, aber.., mir scheint, ihr alle seid hier ein bißchen verrückt. Dieser Brit… na, das ist, als ob man allen Menschen Handschellen anlegen würde, nur weil vielleicht einer unter ihnen ein Dieb sein könnte. Schließlich… kann man doch ein wenig Vertrauen haben.«
»Du bist ja toll«, sie schien sich etwas gefaßt zu haben, setzte sich aber immer noch nicht. »Warum warst du denn vorhin so entrüstet, daß ich Fremde in meine Wohnung hole?«
»Das ist etwas anderes.«
»Ich sehe da keinen Unterschied. Du warst also bestimmt nicht betrisiert?«
»Nein. Ich war es nicht.«
»Und vielleicht jetzt? Nach deiner Rückkehr?«
»Keine Ahnung. Man gab mir verschiedene Spritzen. Was hat das schon für eine Bedeutung?«
»Doch. Also Spritzen? Das ist gut.« Sie setzte sich.
»Ich habe eine Bitte an dich«, sagte ich, so ruhig ich konnte. »Du mußt mir bitte erklären…« »Was denn?«
»Deine Angst. Hast du gefürchtet, daß ich mich auf dich stürzen werde - oder was sonst? Das hat doch keinen Sinn!«
»Nein. Rein vernunftmäßig nicht, aber - das war schon stark, weißt du. So ein Schock. Ich hab’ noch nie einen Menschen gesehen, der nicht… «
»Das laeßt sich nicht erkennen?«
»Oh, doch. Und wie!«
»Ja - wie?«
Sie schwieg.
»Nais…«
»Aber…«
»Was denn?«
»Ich habe Angst…«
»Es zu sagen?«
»Ja.«
»Aber warum denn?«
»Du würdest es schon verstehen, wenn ich es dir sagte. Denn, siehst du, betrisiert wird nicht durch Brit. Mit dem Brit hat es nur so eine -Nebenwirkung… Da geht es um etwas anderes…« Sie wurde blaß. Ihre Lippen zitterten.
>Was für eine Welt<, dachte ich, >was für eine Welt ist das!< »Ich kann nicht. Ich habe eine schreckliche Angst.«
»Vor mir?«
»Ja.«
»Ich schwöre dir…«
»Nein, nein… Ich glaube dir, nur… Nein. Das kannst du nicht verstehen!«
»Willst du es mir
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