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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Jahr zu groß , um dich in der Mädchengarderobe umzuziehen. Geh zu deinem eigenen Wagen, zieh dies an und dann komm wieder damit. Ann wird dich zurecht machen.«
    Er ging zum Wohnwagen seiner Eltern. Der Tüll kratzte an seinen Armen. Letztes Jahr bin ich mit dem Vertikalseilakt aufgetreten, ohne darüber nachzudenken.
    Wieso ist es jetzt so blöd? Verdrießlich zog er das Kostüm an und zupfte an den Tüllröcken. Es war ein rosa Satinleibchen, das ihm sehr schlecht pa ss te und ein abgetragenes Paar rosa Ballettschuhe. Das Netz kratzte an seinen Beinen. Er fühlte sich albern in dem rosa Aufzug, aber obwohl der Hinterhof voller Leute war, waren sie alle mit ihrer eigenen Arbeit beschäftigt. Niemand beachtete ihn auch nur im Geringsten .
    Margot war weggegangen, aber Little Ann wartete auf ihn und Betsy Gentry war da, eine kleine, blasse Frau in den Vierzigern, ihr verletzter Fuß war bandagiert. Sie forderte ihn auf, sich hinzusetzen und seinen Kopf herunterzubeugen. Sie brachte die Perücke in Ordnung und warnte ihn, bei den Drehungen vorsichtig zu sein.
    »Wenn die runterfällt, während du da oben bist, wirst du ziemlich blöd aussehen, mein Junge.« Sie hatte einen leichten Akzent. Tommy wu ss te, dass sie keine Amerikanerin war, aber er wu ss te nicht, woher sie kam. Es war ihm immer egal gewesen, aber jetzt plötzlich war er neugierig; aber dies war nicht der Moment, um Fragen zu stellen.
    »Bei deiner Taille fällt das doch jeden Moment runter.
    Gib mir eins von den Schminktüchern, Little Ann, und ich bring’s in Ordnung.« Sie fing an, das Handtuch in den Brustteil des rosa Leibchens zu stopfen, aber Tommy schob ihre Hand weg. »Hör auf damit«, murmelte er, »das verdammte Ding soll lieber runterfallen!« Es war ihm schrecklich peinlich. Er wollte um Gottes willen nicht so aussehen, als hätte er einen Busen! Vorher hatten sie ihm immer von den Kostümen der kleinen Mädchen eines mit einem geraden Oberteil gegeben. Keins mit so einer Form.
    »Deine Schultern sind dieses Jahr zu breit«, sagte Betsy verärgert. »Steck’s mit ‘ner Sicherheitsnadel fest, Little Ann.«
    Als sie die Sicherheitsnadel festgesteckt hatte, flüsterte Little Arm ihm ins Ohr: »Was ist los, Tommy? Sei nicht so nervös – das kannst du doch im Schlaf!«
    »Ich bin nicht nervös, ich fühle mich nur wie ein Idiot in diesem Ding!«
    »Mutter sagt, wir sollen nicht Idiot sagen«, tadelte Little Ann steif.
    »Warum nicht? Das machen doch alle. Es ist kein schlimmes Wort.«
    Tommy sah in den Spiegel. Er fühlte sich dünn und ungelenk. Seine Schultern waren zu breit, sein Gesicht war bla ss unter der strohfarbenen Perücke. Little Ann, mit ihren Ringellocken sah niedlich aus in dem rosa Kostüm.
    Er dagegen sah aus wie ein Trottel.
    »Brauchst du Lippenstift oder was anderes?« fragte Little Ann.
    »Hör doch auf!«, schrie er sie an. »Was glaubst du eigentlich, wer ich bin?«
    »Na ja, du brauchst doch irgendwas«, erwiderte Little Arm. »Was ist denn los mit dir, Tommy?«
    »Was ich brauche, ist eine Tüte überm Kopf«, murmelte Tommy. »La ss ihn in Ruhe, Little Ann«, sagte Betsy bestimmt. »Und du, Tommy, niemand wird sich darum scheren, wie du aussiehst.«
    »Ic h seh’ aus, wie jemand aus der Freak S how.«
    »Stimmt gar nicht«, sagte Betsy. »Du bist nur einer von zehn, und wenn dir nicht irgendeine Katastrophe passiert, was nicht der Fall sein wird, wirst du überhaupt nicht auffallen. Nun lauft schon, ihr beiden.«
    Er stand neben Little Arm am Künstlereingang und wünschte, er wäre unsichtbar. Tom Zane Senior, der noch immer den Tropenhelm und den weißen Anzug trug, den er im Zentralkäfig anhatte, hielt kurz inne und musterte Tommy von Kopf bis Fuß . Er sagte nichts, hob nur das Ende seiner Peitsche zum Gruß und ging weiter.
    »Das ist unsere Musik«, sagte Little Ann. »Zwei Minuten.« Sie brachte ihr Haar in Ordnung. »Richte dich nach mir, wenn du rauskommst. Hey, Tommy, was ist los?«
    »Ich fühl mich nur komisch, als ob mir schlecht wird.«
    Sie ergriff seine Hand. Wie seine eigene war sie hart und schwielig von den Trapezstangen, ausgetrocknet vom Kolophonium. »Sicherlich«, sagte sie, »das geht jedem so. Mir auch immer, aber du kommst schon drüber hinweg. Mutter sagt, es ist dumm für dich, dass du nicht in einer regelmäßigen Nummer bist; dann würdest du vor einem Auftritt nicht immer Lampenfieber bekommen. Du bist doch im Zirkus groß geworden . Mutter hat erzählt, dass Tante Beth …«

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