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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Digitalkameras in Position.
    »Das sind also eure Cheerleader«, stellte Lisa trocken fest.
    Heiko grinste. »Sozusagen. So oder so sind die Majoretten ein Aushängeschild und ein wichtiger Bestandteil des Volksfestes.«
    »Ich nehme an, vor allem wegen ihrer kurzen Uniformen, oder?«, vermutete Lisa spitz.
    »Eifersüchtig?«
    Lisa winkte ab. »Bestimmt nicht.«
    »Hindert dich ja niemand, selber mal so ein Röckchen anzuziehen. Also ich hätte da nichts dagegen.«
    »Also, also, Heiko«, schimpfte Lisa und tat entrüstet.
    Zuerst kamen einige Mädchen, die um die sechs Jahre alt waren. Sie schleppten ein Schild mit der Aufschrift »Majoretten Crailsheim«, das so groß war, dass sie es kaum tragen konnten. Die Kinder ernteten anerkennendes Murmeln von den jungen Müttern, und die Alte applaudierte. Bald darauf erschien die erste Reihe. Hübsche, schlanke junge Frauen mit knappen, schwarz-gelben Uniformen. Sie marschierten zur Trommel-und Trompetenmusik, die von dem Block hinter ihnen kam. In ihren Händen hielten sie silberglänzende Stäbe, die sie mit unglaublichem Tempo rhythmisch herum wirbelten. Dazu führten sie entsprechende Bewegungen aus. Lisa musste zugeben, dass das schon toll aussah. Beeindruckend. Mittlerweile war der ganze Zug auf Höhe des Schnelldruckladens. Den zweiten Block bildete der Musikzug der Majoretten. Besonders auffällig war hier eine ziemlich aus der Form geratene, wenig attraktive junge Dame, die eine immense Trommel schlug. Beim vorderen Pulk gab es offenbar eine Art Obermajorette. Diese, eine hübsche junge Frau mit rötlichem Haar, wandte sich jetzt zu ihrer Truppe um, um irgendwelche Befehle zu erteilen. Daraufhin bildeten die Majoretten Formationen und ließen ihre Stäbe noch schneller wirbeln, warfen sie sogar in die Luft, um sie dann wieder geschickt aufzufangen. Und bei all dem flogen die kurzen Röckchen, und die Digitalkameras der Rentner auf der anderen Seite blitzten.
    Es folgten mehrere Wagen von Bauern, teils politisch, teils das Landleben mehr oder weniger gekonnt auf die Schippe nehmend. Schließlich kam ein Wagen in Form eines Truthahns, über und über mit gelben und roten Tagetes besetzt. Die Umstehenden murmelten anerkennend »Worttingtoohn«.
    Lisa spitzte die Ohren. »Was sagen die da?«
    »Ach so, Worttingtoohn – äh – Worthington – ist unsere Partnerstadt. Und der Truthahn ist das Symbol von Worthington. Die andere Partnerstadt ist Paaaahmiirs.«
    »Und wo ist Paaaahmiirs?«
    »In Frankreich.«
    »Dann heißt es aber Pamjeee.«
    »Ist doch egal. Sagt kein Mensch.«
    Lisa verdrehte die Augen.
    »Die Franzosen sagen Kräschlämm.«
    »Wie bitte?«
    »Kräschlämm. Statt Crailsheim.«
    Lisa dachte bei sich, wie unglaublich kompliziert das doch alles sei.
    »Und dann gibt es ja noch die Partnerstädte Bilgoohrai und noch irgendwas Spanisches und was Russisches, glaub’ ich, seit Neuestem. Aber die Klassiker sind halt Worttingtoohn und Paaaahmiirs. Es gibt ja in Crailsheim sogar die Worttingtoohnstrooß und den Paaaahmiirsring.«
    Lisa vermutete, dass es sich um Straßennamen handelte und unterdrückte ein Grinsen. Tatsächlich zog in diesem Moment eine russische Volkstanzgruppe aus – wie ein blumengeschmücktes Schild verriet – Jurbakas in blau-roten Trachten vorbei, und die Hohenloher spendeten höflich Applaus.
     
    Der Fluss folgte nun dem Steinbruchweg, und hier hätte niemand eine Chance gehabt, die Leiche zufällig zu entdecken, außer, er wäre direkt zum Flussufer gelaufen. Denn hier war der Baumbestand so dicht, dass der Blick auf das Gewässer dem unaufmerksamen Betrachter verwehrt blieb. Inzwischen war Jessica aber nicht mehr allein: Ein Entenpaar hatte sich zu ihr gesellt und paddelte unschlüssig um den treibenden Körper herum. Schließlich, als das seltsame Objekt von den Stromschnellen beim Schlachthof mitgerissen wurde, wendeten die Tiere und schwammen zurück in ruhigere Abschnitte der Jagst. Jessicas Körper passierte inzwischen eine kleine Steininsel und trieb träge weiter.
     
    »Gibt es eigentlich auch eine Hohenloher Tracht?«, fragte Lisa interessiert.
    Heiko nickte. »Fränkisch. Da kommt die Fränkische Familie. Das ist ein Verein, der sich um die Pflege der Fränkischen Tracht kümmert.«
    »Manche heiraten sogar in Tracht«, mischte sich die junge Frau neben ihnen nun ein. Sie trug einen seit mehreren Minuten beständig greinenden Säugling auf dem Arm.
    »Soso«, meinte Lisa und grinste Heiko an. Dieser zündete sich eine

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