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Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Traumfrau ahoi: Roman (German Edition)

Titel: Traumfrau ahoi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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denen Mel Thatch, der Besitzer der Jacht, ihnen erzählt hatte.
    Lola schlug das Wolltuch auseinander und hüllte sich und den Hund darin ein. Sie blickte hinauf zu den verkohlten Überresten der Kommandobrücke und zu den Sternen am
Himmel, die an manchen Stellen so dicht standen, dass sie ineinander zu fließen schienen.
    Ihre Hand umklammerte das Messer, das er ihr gegeben hatte, noch ein wenig fester. In ihren Augen war es ziemlich dumm für einen Verbrecher, aber offenbar betrachtete er sie nicht als Bedrohung. Er glaubte nicht, dass sie das Messer gegen ihn erheben würde, womit er wahrscheinlich sogar noch Recht hatte. Mit einer Leuchtpistole auf einen Menschen zu schießen oder sich in der Hitze des Gefechts zu wehren, war eine Sache; sich an sein Bett zu schleichen und ihm im Schlaf die Kehle durchzuschneiden, eine ganz andere.
    Vermutlich hatte er ihr das Messer eher gegeben, weil er wusste, dass er sie jederzeit überwältigen konnte, was er ja bereits mehrfach unter Beweis gestellt hatte. Noch immer spürte sie beinahe seinen Klammergriff an ihren Handgelenken und die stählernen Muskeln seines Körpers an ihrem Rücken. Der Mann bestand nur aus harten Muskeln und brutaler Kraft, und sie war ihm beim besten Willen nicht gewachsen.
    Nachdem er sie zum ersten Mal losgelassen hatte, war sie ins Dunkel zurückgewichen, in der Erwartung, dass er ihr folgte. Um sie in den Albtraum einer jeden Frau zu stürzen. Um sie zu packen, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, sie zu Boden zu stoßen und zu vergewaltigen. Dass sie sich wehren würde, hatte von Anfang an festgestanden. Sie würde kämpfen und Baby beschützen, keine Frage.
    Durch Passivität war sie jedenfalls nicht dahin gekommen, wo sie heute im Leben stand. Sie hatte ein Geschäft, das sich von den Körpern junger, blauäugiger Mädchen ernährte, nicht dadurch überlebt, dass sie sich Männern unterwarf. Und sie war nicht aus diesem Geschäft ausgestiegen und hatte ihren eigenen Dessous-Versand aufgebaut, indem sie Däumchen drehte. Ihr Leben lang hatte sie gegen den einen oder anderen Dämonen gekämpft, doch als Max sie zu Boden gedrückt und
sie mit ihrem eigenen Rock gefesselt hatte, war sie überzeugt gewesen, dass sie dieses Mal nicht mit dem Leben davonkommen würde. Sie war davon überzeugt gewesen, dass er sie vergewaltigen und töten und Baby, wie angedroht, über Bord werfen würde. Aber er hatte es nicht getan. Sie lebte noch immer, nachdem sie schon geglaubt hatte, dem Tod ins Auge zu sehen. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und sie presste ihre zitternden Finger auf den Mund.
    Ihr Blick wanderte vom Sternenhimmel zur niedergebrannten Kommandobrücke. Als Max sie zum ersten Mal gepackt hatte, war ihr bewusst geworden, dass sie eine Waffe brauchte, wenn sie diese Nacht überleben wollte. Vorzugsweise eine .357er Magnum, wie ihr Großvater Milton eine besessen hatte. Doch sie hatte sich mit der Leuchtpistole begnügen müssen, und jetzt, da alles vorbei war, fragte sie sich, ob sie wirklich auf ihn geschossen hätte, wie Nicole Kidman auf Billy Zane in Dead Calm .
    Nachdem das Schlimmste vorüber war, zitterten ihr die Hände, und wirre Bilder stürzten auf sie ein. Wie Baby und sie an Bord der Jacht gegangen waren und wie sie vielleicht ein paar Cocktails zu viel getrunken und nicht genug gegessen hatte. Wie sie sich hingelegt hatte und dann leider desorientiert aufgewacht war und einen Verrückten an der Steuerkonsole vorgefunden hatte. Wie er da an den Instrumenten gestanden und Baby zu seinen Füßen wütend gebellt hatte. Wie er sie mit ihrem eigenen Rock fesselte. Wie sie die Leuchtpistole fand. Der Schock, als sie sein zerschlagenes Gesicht sah.
    Lola streckte sich auf der Seite auf der Bank aus und drückte Baby an die Brust. Ihr Weinglas stand noch an derselben Stelle, wo sie es abgestellt hatte, bevor sie die Passagierkajüte aufsuchte, um sich ein wenig auszuruhen. Sie hätte gern gewusst, ob die Thatchs das Fehlen ihrer Jacht schon bemerkt hatten, glaubte es jedoch nicht, denn es war höchstens ein Uhr
früh, obwohl sie das Gefühl hatte, dass dieser Albtraum schon eine Ewigkeit andauerte. Frühestens in einer Stunde würden die Thatchs überhaupt erst wieder in den Hafen kommen. Wie lange mochte es wohl dauern, bis festgestellt wurde, dass auch sie, Lola, verschwunden war? Bis man anfing, nach ihr zu suchen? Bis ihre Familie erfuhr, dass sie vermisst wurde?
    Wenn in ihrer Firma – Lola Wear, Inc. – niemand von ihr

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