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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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sich schließlich auf die Straße zerren. Die Tür zu einer schimmernden Kutsche wurde von einem Diener in üppiger Livree aufgehalten. Miss Temple stieg als Erste ein und nutzte den Moment, das Seidentaschentuch wieder in das Dekolleté ihres Kleids zu stecken. Pfaff setzte sich neben sie und die Contessa gegenüber, wobei sie ihr Kleid ordentlich drapierte. Ihre schwarze Unterarmtasche war lang genug, um ihre Zigarettenspitze zu fassen, aber für ein Glasbuch war sie nicht groß genug. Erneut fragte sich Miss Temple, wo der dunkle Band versteckt war. Sie räusperte sich.
    »Die Uniform des Dieners – ich meine, sind wir wirklich …«
    »Celeste«, seufzte die Contessa, »müssen Sie denn fragen, wenn Sie es erraten können?«
    Pfaff grinste und zog seine Mantelschöße glatt. Miss Temple hatte keine Vorstellung davon, was sich der Mann erhoffte. Dass er zur Contessa übergelaufen war, ergab ein klareres Bild seines Charakters – man könnte auch gegen eine Biene protestieren, die von einer prachtvollen Blume angezogen wird. Sie erinnerte sich daran, wie Mr. Phelps so taktlos auf den Unterschieden in der Gesellschaft beharrt hatte. Wie sie sich in Pfaff getäuscht hatte, so täuschte sich die Contessa in Miss Temple – und zweifellos gab es Kreise, in denen die Contessa wie ein schillernder Parvenü gewirkt hätte …
    Auf den Straßen um sie herum war Hufgeklapper zu hören. Ihre Kutsche hatte eine Reitereskorte angezogen. Miss Temple starrte die Contessa an.
    »Was ist, Celeste?«
    »Die Vandaariff-Krypta.«
    »Ja?«
    »Sie wollten, dass ich sie sehe.«
    »Dieses Beharren darauf, mich mit etwas zu konfrontieren, was ich bereits weiß …«
    Miss Temple nickte zu Pfaff. »Weiß er es?«
    »Warum sollte mich das kümmern?«
    Pfaff setzte ein nachsichtiges Lächeln auf, als sehe er über die Verachtung der Contessa hinweg. »Ich habe es ihr bereits gesagt – die Gruft steht isoliert und ist leicht zu bewachen …«
    »Woher wussten Sie, dass man mich entführt hatte?«, fragte Miss Temple. »Liegt es daran, dass Francesca Trapping niemals mit Doktor Svenson aufgetaucht ist?«
    »Wenn es mir um das Mädchen ginge, hätte ich es nicht zurückgelassen. Es bedeutet mir nichts. Nicht mehr als der Doktor.«
    »Aber Sie haben ihn am Leben gelassen. Und Sie haben sogar einige Mühen auf sich genommen, um meins zu retten.«
    »Nichts davon ändert etwas an unserem Einvernehmen.«
    Trotz des Tonfalls der Contessa lehnte sich Miss Temple zurück und grinste, wobei sie ihre kleinen weißen Zähne zeigte. Sowohl Vandaariff als auch die Contessa hatten ihr das Leben gerettet, als man sie beseitigen wollte, beide, um dem jeweils anderen zu schaden. Sie waren Dummköpfe.
    »Das ist ein schmutziges kleines Lächeln«, sagte die Contessa. »Wie ein Wiesel, das gleich ein paar Eier leersaugen wird.«
    »Ich kann nichts dagegen tun«, sagte Miss Temple, »ich bin aufgeregt – obwohl Sie mir nicht gesagt haben, was ich tun soll, wenn wir dort sind.«
    »Gar nichts. Sich still verhalten.«
    »Und wenn ich es nicht tue?«
    »Dann schneide ich Ihnen die Kehle durch und verderbe alles. Und was soll ich dann Kardinal Chang sagen?«
    Die Contessa hob eine Braue und wartete darauf, dass sie die Bedeutung ihrer Worte begriff.
    »Kardinal Chang?«
    »Wogegen sonst sollten Sie eingetauscht werden? Gegen einen Schokoladenkuchen?«
    »Sie haben Chang an Vandaariff ausgeliefert?«
    »Wenn man etwas bereits besitzt, ist der Begriff ›Rückerstattung‹ vorzuziehen.«
    »Aber wo war er … wie haben Sie … er würde nie …«
    »Meine Güte, wir sind da. Versuchen Sie Kardinal Changs Opfer zu ehren. Denken Sie daran – respektvolles Schweigen, sanfte Unterwürfigkeit.«
    Die Contessa kniff Miss Temple in die Wangen, damit sie Farbe bekamen, und stieß sie dann hinaus auf einen Weg aus rotem Kies. Dann folgte sie ihr und nahm Miss Temples Hand. Pfaff blieb in der Kutsche. Ein Mann in einer prächtigen Uniform schritt auf sie zu, der einen riesigen Tschako im Arm hielt, als habe er gerade einen Bären enthauptet. Er schlug die Hacken zusammen und nickte der Contessa zu, und die Bewegung war so präzise wie ein Axthieb.
    »Milady.«
    Die Contessa sank in einen eleganten Knicks. »Colonel Bronque. Ich bitte unsere Verspätung zu entschuldigen.«
    Der Colonel nahm Miss Temple mit frostiger Skepsis in Augenschein und komplimentierte sie dann mit einer Bewegung seines goldgeschmückten Arms weiter.
    »Wenn Sie so freundlich wären. Ihre Majestät

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