Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
nichts davon.« Foison warf das Messer noch einmal in die Luft. Plötzlich trat er zu der Holzkiste, auf der Francesca gesessen hatte. Er fuhr mit einer Fingerspitze darüber und schnipste dann in Troostes Richtung: Ein schwarzer Tropfen landete auf der rosigen Wange des Professors. Trooste tupfte sich mit einem Finger das Gesicht und rümpfte die Nase.
»Ein chemischer Rückstand – Karbolphosphat –, ich dachte, ich hätte alles saubergemacht.«
Hinter Trooste konnte Svenson die Schuhspitze von Mahmoud sehen. Er wusste, dass Mahmoud eine schussbereite Pistole hatte. Entsetzt sah Svenson, wie Foison Trooste zwischen sie brachte, um jeden direkten Schuss zu verhindern.
»Was tun Sie, Professor?«
»Ich assistiere Lord Vandaariff …«
»Und Ihr Gast?«
»Gast?«
Foison hob die Leinwand und brachte Madeleine Krafts Füße zum Vorschein, in ihren Hausschuhen. Er kniff sie in den Zeh, und unter dem Segeltuch war ein Geräusch zu vernehmen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie im Institut inzwischen auch an … lebenden Subjekten arbeiten.«
»Ich folge lediglich Lord Vandaariffs Anweisungen.«
»Verstehe. Und jetzt – wo Ihre Arbeit diese Wendung genommen hat – finden Sie Lord Vandaariffs Anweisungen bedenklich?«
»Natürlich nicht.«
»Natürlich nicht«, äffte Foison ihn nach.
»Ich … äh … schreibe sie seinem eigenen F-Fieber … und … seiner Genesung zu. Um ehrlich zu sein, wir alle haben die Gerüchte gehört …«
»Ich war bis vor kurzem im Ausland. Gerüchte ?«
Trooste wich zum Tisch zurück und rüttelte an den Schläuchen vor Svensons Gesicht. »Lord Vandaariffs Interesse an Mecklenburg – und die Hochzeit seiner Tochter …«
»Das eine erklärt das andere, oder nicht? Wohin die Tochter heiratet, dort investiert der Vater.«
»Gewiss. Doch die Unterstützung des Comte d’Orkancz, der ebenfalls in Mecklenburg war … ah!« Trooste stöhnte bei einer jähen Bewegung von Foison auf. Hatte er das Messer in der Kehle?
»Sie werden keinen Vorteil aus Lord Vandaariffs angeschlagener Gesundheit ziehen.«
»Niemals. Bei Gott, ich verspreche Ihnen …«
»Nein, Professor. Ich verspreche Ihnen .«
Foison trat zurück, und das Messer steckte wieder in seinem Mantel. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
Trooste fasste sich an die Stirn, wo Svenson ihn mit dem Revolverknauf getroffen hatte. »Ach, das. Eine der Maschinen. Manchmal ist man unaufmerksam …«
»Und dann ist man tot.« Foison ging zur Gießkammer, blieb jedoch unterwegs stehen. »Und, Professor?«
Trooste zwang sich zu einem geduldigen Lächeln. »Noch etwas?«
»Sie wissen nicht, wie leere Patronenhülsen oben auf Ihren Treppenabsatz gekommen sind?«
»Patronenhülsen?«
»Von einem Revolver.«
»Keine Ahnung. Ich besitze keine Waffe.«
»Das ist weise. So wie der Tag verläuft, würde sie nur gegen Sie zum Einsatz kommen.«
Sobald Foison gegangen war, sank Trooste bleich vor Angst gegen den Tisch. »Ich habe getan, was Sie verlangt haben – warten Sie –, warten Sie! Wohin gehen Sie?«
Mahmoud rannte von seinem Versteck zur Gießkammer. Svenson zögerte und machte einen Schritt in Francescas Richtung, folgte dann jedoch dem dunkelhäutigen Mann. Er fand Mahmoud geduckt vor der zweiten Eingangstür. Geräuschlos schob Mahmoud den Riegel vor, damit niemand hereinkam.
»Dieser Asiate mit dem kalten Blick trachtet mir nach dem Leben.«
Trooste war zu ihnen getreten, aber der Doktor beachtete ihn nicht. Über der steinernen Gussform hing ein Metallgitter, und darauf lagen wie die Kuchen aus dem Bäckerofen drei blaue Glasbücher.
»Was um Himmels willen …«, flüsterte Mahmoud.
»Oh ja«, stimmte Trooste zu. »Sind sie nicht großartig? Erst heute Morgen hergestellt, von Lord Vandaariff persönlich, jedes unberührt und rein …«
Svenson versuchte seine Stimme zu kontrollieren. »Mahmoud, halten Sie den Professor fest! Berühren Sie die Bücher nicht und schauen Sie auch nicht hinein. Es war ein solches Glasbuch, das Ihre Herrin in diesen Zustand versetzt hat.«
»Aber was sind das für Dinger?«
An der Wand lag ein Stapel Lederkoffer. Svenson öffnete den obersten und stellte mit grimmiger Zufriedenheit fest, dass er mit orangefarbenem Filz ausgelegt war. Außerdem gab es für seine Zwecke eine in Stoff gehüllte Eisenzange. Während die anderen zusahen, hob Svenson vorsichtig eines der Bücher, legte es in den Koffer und ließ ihn zuschnappen. Mahmoud hielt das nächste bereit, doch Svenson schüttelte
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