Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen
Mr. Foison das sagen sollen.«
»Vertraut er Ihnen so sehr?«
»Er vertraut niemandem – doch Lord Vandaariff war sehr vertrauensvoll. Warum brechen wir die Sache nicht ab, und ich wende mich in Ihrem Namen an ihn?«
Svenson überprüfte Schläuche und Drähte. Die schwarze Gummimaske ließ lediglich Mrs. Krafts Mund frei, damit sie atmen konnte. Trooste legte eine schwere Raute aus blauem Glas in die Schmelzkammer. Svenson verband den Kupferdraht mit den Kontakten.
»Mahmoud, treten Sie bitte vom Tisch zurück.«
»Was passiert mit ihr?«, fragte Mahmoud. »Diese ganze Hexerei …«
»Sie wird wieder gesund.«
»Wird sie nicht«, erklärte Trooste.
»Korrigieren Sie mich, wenn ich falschliege, Professor. Dieser hier«, Svenson zeigte auf einen Schalter im Innern der Holzkiste, »löst den Schmelzvorgang aus. Die ursprüngliche Ladung wird durch das Glas geschickt, um die Kammer herumgeführt und wieder zurück in den Getriebekasten. Dort reagiert die gesammelte Ladung mit dem Blutstein und führt dem Subjekt sein Eigentum wieder zu.«
»Das ist der Plan«, antwortete Trooste. »Doch der Plan ist nur die halbe Sache. Wie viel Blutstein? Sie raten lediglich. So wie sie einem unzurechnungsfähigen Kind glauben, dass es sich um Blutstein handelt – oder dass Blutstein nicht zum Tode führt. Wie lange warten Sie, bevor Sie das Ventil öffnen? Nicht lang genug, und die Wirkung ist zu schwach. Zu lang, und die Ladung allein wird sie töten.«
Mahmoud blickte Svenson in Erwartung einer Antwort an. Er hatte keine.
»Das ist die Wahrheit!«, fauchte Trooste.
»Warum hat diese Frau Sie geschickt?« Mahmouds Frage war wie ein Dolch in Svensons Rippen. »Madeleine Kraft bedeutet ihr nichts. Ich glaube nicht, dass sie es aus Freundlichkeit getan hat.«
Svenson hob die offenen Hände. »Ich habe sie nicht darum gebeten.«
»Dann sind Sie hier, um sie zu töten?«
»Wenn das so wäre, warum sollte ich sie dann den ganzen Weg hierherschleppen?«
»Wegen Ihrer Wissenschaft.«
»Nicht meiner, Mahmoud.«
»Sie wird auf diesem Tisch sterben«, behauptete Trooste.
»Wie die Dinge im Augenblick stehen, wird sie nie wieder gesund«, sagte Svenson leise. »Sie wird zu einem Nichts verkommen.«
Mahmoud blickte hilflos zu der Frau, deren Glieder festgebunden und deren Gesicht bis auf den roten Mund verdeckt war. In einem Augenblick der Klarheit sah Svenson, dass die Linie von Madeleine Krafts Kinn genau den gleichen Verlauf hatte wie die in Mahmouds jüngerem, dunkelhäutigem Gesicht. Er war ihr Sohn.
»Tun Sie es.« Mahmouds Stimme klang matt und hoffnungslos. »Sie würde lieber sterben wollen, als so zu leben. Tun Sie es.«
Svenson legte den Hebel um. Der Strom fuhr wie eine donnernde Musketensalve durch den Kupferdraht, und der penetrante Geruch von Indigolehm verpestete die Luft. Die Metallrohre an den Wänden nahmen die Vibrationen auf, die immer stärker wurden, bis die gesamte Kammer unter einem betäubenden Lärm bebte. Svenson presste sich die Hände auf die Ohren, doch der Schmerz wollte nicht aufhören. Die Messinghelme des Comte fielen ihm wieder ein – und da waren sie, aufgereiht auf der anderen Seite des Raums. Wenn nur entweder er oder Trooste wüsste, was sie taten! Aber dafür war es zu spät. Madeleine Krafts Glieder stemmten sich gegen die Fesseln, und ihr Mund war zu einem stummen Schrei aufgerissen. Mahmoud hatte sich die Faust in den Mund gesteckt, den Blick starr auf seine Mutter gerichtet. Svenson taumelte zum Getriebekasten, bereit, das Ventil zu öffnen. Trooste zerrte an seiner Uniformjacke und winkte verzweifelt. Svenson schüttelte den Kopf. Trooste zog noch einmal. Madeleine Kraft bäumte sich so heftig auf, dass es schien, als müssten ihre Knochen brechen …
Zwischen Troostes Versuchen, ihn beiseitezustoßen, und dem hämmernden Geräusch, das so laut war, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, hätte er es beinahe übersehen. Der Strom floss in den Blutstein und zerrte dabei an den Riegeln, die das Getriebe geschlossen hielten – und dann geschah es: eine Geruchsexplosion, bittersüß und moschusartig, ein Brennen in seiner Nase.
Der Geruch sagt wann .
Svenson öffnete das Ventil. Die schwarzen Schläuche erwachten zum Leben. Madeleine Krafts sich windender Körper versteifte sich, die Finger gespreizt, der Mund aufgerissen, während sie von Wellen durchpulst wurde …
Der Strom aus dem Getriebekasten erlosch so rasch wie eine Kerzenflamme, als der Blutstein
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