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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Mr. Gorine«, sagte Miss Temple und machte damit deutlich, dass auch sie flüstern konnte.
    Cunsher verengte die Augen und nickte dann. »Mrs. Kraft.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Gorine.
    »Mr. Cunsher hat mein vollstes Vertrauen«, sagte sie bestimmt und erklärte Cunsher dann: »Ich bin mit der Contessa gekommen, die jetzt entweder ebenfalls die Gefangene von Mr. Schoepfil oder seine Komplizin ist. Ich glaube, sie hat versucht, mit Mr. Pfaffs Hilfe zu fliehen.«
    »Deswegen bin ich hier, Miss. Kardinal Chang hat mich auf Pfaff angesetzt, während er mit der Contessa verschwunden ist.«
    »Aber die Contessa war in den letzten Stunden mit mir zusammen. Was ist mit Chang passiert?« Ihre Stimme war lauter geworden, und sie spürte Cunshers Berührung am Arm.
    »Kann ich nicht sagen. Pfaff hat eine Kutsche. Hinter der südlichen Mauer, unter einer Baumgruppe. Er kriecht alle paar Minuten in den Hof und wagt es sogar, in die Fenster zu spähen.«
    »Haben Sie den deutschen Doktor gesehen?« Sowohl Miss Temple als auch Cunsher drehten sich überrascht zu Gorine um. Er hob die Hände. »Tut mir leid, ich hätte etwas vertrauensvoller sein sollen – ich bin mit Doktor Svenson hergekommen. Das Kind war bei ihm – es ist bei dem Brand umgekommen.«
    »Doktor Svenson ist hier ?«, stieß Miss Temple hervor.
    »Was hat Svenson gesagt?«, wollte Cunsher wissen. »Wenn überhaupt etwas …«
    »Er ist mit Mrs. Kraft zum Institut gegangen. Sie war nicht mehr ganz bei sich – der Doktor kannte ein Labor im Institut. Er sagt, sie sei wieder gesund.«
    Cunshers scharfe Handbewegung ließ sie jedoch verstummen. Miss Temple bemerkte einen Schatten, der auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofs an einem Fenster vorbeihuschte. Cunsher folgte ihm, wobei er die anderen mit sich zog.
    Der hüpfende Schatten führte sie geschickt um einen Wachposten und zwei umherschlendernde Gentlemen mit Zigarren herum. Cunsher blieb stehen und winkte Miss Temple und Gorine herbei.
    »Es gibt eine Hintertür«, flüsterte er. »Seine Kutsche wartet auf der anderen Seite.«
    Pfaff in seinem orangefarbenen Mantel lief voran wie ein Fuchs, der um ein Bauernhaus schleicht, dicht an der Außenmauer entlang. Cunsher folgte genauso vorsichtig mit Gorine auf den Fersen. Miss Temple ließ sie davonschleichen. Weil sie ihre Aufmerksamkeit auf Pfaff richteten, hatten die Männer eine unbewachte Tür zur Königlichen Therme nicht bemerkt. Miss Temp le, die ihren Auftrag noch nicht beendet hatte, stürzte darauf zu.
    Mit Ausnahme ihrer Tante Agathe war Miss Temple noch nie jemandem begegnet, der der alten Königin auch nur das kleinste bisschen Respekt gezollt hätte. Das Bild von Lord Axewith, der in der stickigen Vorhalle wartete, verriet, wie selten das Getriebe der Politik bis zur Monarchin vordrang. Und Miss Temple dachte über all die Damen im Bad nach – dass sie ihre Ambitionen an ein sinkendes Schiff gebunden hatten, was sie sehr wohl wussten. Was brachte sie dazu, in ihrer Nähe zu bleiben – Miss Temple überlief erneut ein Schauer, als sie an die Haut der Königin dachte; war es echte Loyalität, oder hatten sie alles darauf gesetzt, einen Krümel aus dem letzten Testament der Todgeweihten abzubekommen? Miss Temple wusste nur sehr wenig über den Kronprinzen – nur dass er so um die sechzig war und zwischen Schauspielerinnen und Wein dem Müßiggang frönte –, vermutete jedoch, dass sich um ihn ebenfalls ein Haufen Hofschranzen und Bittsteller scharte. Kein Wunder, dass tatkräftige Männer wie Harald Crabbé und Robert Vandaariff die Mächtigen mit solcher Leichtigkeit und relativ unbemerkt manipulieren konnten. Die Hofmitglieder, denen sie zuvor gedient hatten, hatten treue Pflichterfüllung gegen Wohlstand und Ansehen eingetauscht.
    Was Miss Temples Lage verdeutlichte. Wäre sie ein Mann gewesen, hätte sie lediglich einen Dienstumhang und ein mürrisches Gesicht gebraucht, um dreist durch die Flure zu streifen. Für eine Frau war es schwieriger. Sie war weniger in Gefahr, als Flüchtige erkannt, sondern vielmehr, wegen ihrer minderwertigen Garderobe hinausgeworfen zu werden.
    Sie folgte dem Geräusch von Wasser zu einer betriebsamen Wäscherei, wo gehetzte, rotgesichtige Frauen in dampfenden Bottichen rührten und andere Laken auswrangen und zum Trocknen aufhängten. Miss Temple tauchte mit einem Stapel frischer Handtücher wieder auf, hoffte, sie würden ihr den Anschein von Legitimität verleihen, und brachte es fertig, mehrere

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