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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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schrillen Imitation gewidmet. Jeder Zentimeter der Wand war mit alchemistischen Kritzeleien bedeckt, einander überlagernd, wodurch unterschiedliche Formen entstanden – Blumen, Körper, Planeten –, fast wie eins der Gemälde des Comte. Doch Chang war in Harschmort und Parchfeldt gewesen, und Schoepfils Raum verdeutlichte nur, wie künstlerisch Comtes Visionen waren. Das hier war die Arbeit eines Schuljungen, der kopiert hatte … Farbkleckse ohne Leidenschaft, nichts Tückisches, Verstörendes oder Verrücktes …
    Als Chang einen offenen Mund mit Lippen betrachtete, die wie winzige Glyphen geschwungen waren, dachte er an sein Gespräch mit Pater Locarno und an Die chymische Hochzeit . Eine alchemistische Erzählung war weniger eine Geschichte als vielmehr eine Rezeptur: Zutaten, Zusammenstellung und Umsetzung. Für den Comte war die Kunst, die Anmut ganz wichtig – doch war sie, alchemistisch gesprochen, überhaupt notwendig ? Wenn man diesen Unsinn erst einmal glaubte, bedeutete die Vulgarität von Schoepfils Vision dann überhaupt einen Unterschied, wenn er die Formel erfolgreich in seinen Besitz gebracht hatte? Mit wachsendem Grauen fragte sich Chang, ob Vandaariffs parasitärer Neffe unerwartet gefährlich war.
    »Schoepfil beabsichtigt, mehr als das Vermögen seines Onkels zu erben«, sagte er. »Verdammte Allianzen, hier ist Ihr Feind. Sie sagen, er pflege keinen Umgang mit seinem Onkel. Was ist mit den Partnern des Onkels – Francis Xonck oder Harald Crabbé?«
    »Ich war die letzten Monate nicht hier. Nicht dass ich etwas wüsste.«
    Die Worte waren ein Eingeständnis, etwas versäumt zu haben, und Chang spürte, wie Foisons Verstand aus dem Bedürfnis heraus arbeitete, etwas wiedergutzumachen.
    »Was ist mit Colonel Arthur Trapping?«
    »Eine völlig unbedeutende Person.«
    »Mit einer Tochter, deren Tod es wert war, dass Sie einen Boten geschickt haben.«
    »Ich hatte Anweisung …«
    »Warum das?«
    Foisons Augen wirkten hinter der flackernden Kerze noch dunkler. »Jeder Mensch geht anders mit dem nahenden Tod um. Das Vorgehen mächtiger Menschen ist natürlich etwas … bombastischer.«
    »Menschen werden auf diesem Altar geopfert. Das Kind. Lydia.« Chang klopfte mit seiner Kerze gegen eine schlampig gemalte Rose. »Das Mädchen war kaum sieben Jahre alt.«
    »Sieben oder siebzig.« Foison verließ den kleinen Raum. »Der Tod ist unvermeidlich.«
    Sie nahmen den gleichen Weg zurück an der Eingangshalle vorbei. Chang bemerkte, dass die Tür eines Mantelschranks nur angelehnt war und sah Foison an, bevor er sie ganz öffnete. Er schob die darin hängenden Mäntel mit dem Stock beiseite, und zum Vorschein kam der zusammengekrümmte Körper eines Soldaten in einem grünen, oberhalb des Herzens blutbefleckten Mantel. Der Bote, der vom Stall zu Vandaariff geschickt worden war. Foison sagte nichts.
    Auf ein Geräusch von draußen hin bliesen beide Männer ihre Kerzen aus. Foison spähte durch die Lamellen eines hölzernen Fensterladens. Auf einmal marschierte er ins Foyer und riss die Eingangstür von Schoepfils Haus weit auf. Im Dunkeln auf der gegenüberliegenden Straßenseite war eine Gruppe müder Flüchtlinge zu erkennen, die bei dem Geräusch verstummten. Als niemand aus dem Haus trat, schlichen ein paar mutigere Seelen näher heran. Foison wich wortlos an Chang vorbei zur Hintertür zurück. Der Erste aus der Menge hatte die Treppe erreicht und stieg hinauf. Chang eilte hinter Foison her.
    »Sie ermuntern sie, den Ort zu plündern.«
    »Ich ermuntere sie, das zu tun, was sie sowieso tun werden.«
    Ungefähr hundert Meter von Schoepfils Haus entfernt blieb Chang stehen. »Genug von diesem Umherirren. Svensons Nachricht lässt uns zwei Möglichkeiten – Schoepfils Zug oder die Contessa und Celeste Temple in Bathings.«
    Foison sah sich vorsichtig um, doch war ihr augenblicklicher Standort, eine bescheidene baumgesäumte Straße, still. »Wir können nicht nach Stropping, bevor Schoepfil nicht abgefahren ist. Die Contessa hat Bathings längst verlassen. Wir haben eine dritte Möglichkeit …«
    »Axewith?« Chang zeigte mit dem Stock in Richtung Westen. »Der Kordon hat sich hinter seinen Kommandoposten zurückgezogen. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich das Feuer ausbreitet, haben wir nur geringe Chancen, ihn zu Fuß zu finden, bevor sein Haus erneut verlassen wird.«
    »Wir brauchen nicht den Mann «, konterte Foison. »Wenn wir in nordöstlicher Richtung gehen, werden wir auf seine Truppen

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