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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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alles, um die Explosivkraft von Geschossen zu testen.
    Die Wucht eines Prototypen, der im Raum gezündet wurde – während die Gase durch den Tunnel abzogen – konnte an allen möglichen Oberflächen gemessen werden: Holz, Stahl, Stoff, sogar (er stellte sich eine Reihe Schinken vor, die an Haken hingen) Fleisch.
    »Passen Sie auf Ihre Füße auf«, sagte Doktor Svenson, als er zu ihnen trat. »Celeste, halten Sie die Kerze dichter ans Stroh.«
    Sie kniete nieder, und Chang sah neben ihrem Stiefel etwas glänzen. Behutsam schob sie das Stroh beiseite und brachte ein schimmerndes Stück blaues Glas zum Vorschein. Sie hob die Kerze zu dem Rechteck über sich. Die Eichenbohlen waren dicht gespickt mit Glassplittern, wie eine Korkwand mit Nadeln. Weiter oben steckte eine blaue gezackte Scheibe, vielleicht in der Größe eines venezianischen Dukaten. Chang zog den Seidenärmel über seine Finger und löste die Scheibe. Die Kante war scharf, und die Zacken waren gleichmäßig.
    »Ein Projektil?«, fragte Svenson. »Kartätsche?«
    »Aber warum blaues Glas?«, entgegnete Chang. »Eine zerbrochene Ginflasche schneidet genauso gut.«
    »Was haben Sie gefunden?«, rief Mr. Phelps von der anderen Seite des Raums und schniefte.
    »Der arme Mann braucht einen Ofen«, murmelte Svenson, bevor er zurückrief: »Es ist blaues Glas, vielleicht Teil einer Waffe.«
    »Suchen sie uns eigentlich nicht?«, antwortete Phelps. »Sollten wir nicht fliehen?«
    Miss Temple nahm Chang die Scheibe von der Handfläche. Bevor er protestieren konnte, blickte sie hinein.
    »Celeste!«, keuchte Svenson. »Machen Sie keinen Quatsch!«
    Chang drückte ihr gewaltsam den Arm herunter und unterbrach so die Verbindung.
    Ihre Augen waren aufgerissen, und ihr Gesicht war rot angelaufen – doch vor Wut, wie er feststellte. Miss Temple drückte Chang das Glas erneut in die Hand.
    »Ich habe nichts gesehen«, grummelte sie. »Es ist keine Erinnerung, sondern ein Gefühl. Tief empfunden, eine rasende Wut.«
    Chang blickte zu dem zerfetzten Stroh. »Was spielt Wut für eine Rolle, wenn das Ziel bereits in Fetzen gerissen ist?«
    »Da ist eine Tür«, rief Mr. Phelps heiser. »Ich gehe mal durch.«
    Svenson eilte zu Phelps. Chang packte Miss Temple am Arm und zog sie zu sich herum. »Sie wollen noch immer Ihr Leben riskieren …«
    »Das ist meine Angelegenheit.«
    Ihre Wangen waren nach wie vor von dem Blick ins Glas gerötet, und Chang musste wieder an den Wald in Parchfeldt denken. Sie hatte ihm wütend auf die Brust getrommelt, bevor sie ihn plötzlich geküsst hatte. Er stellte sich vor, wie er genau in diesem Moment eine Hand in ihre Locken stecken und ihr Gesicht zu seinem hochziehen würde.
    »Ungeduld kann einen töten«, sagte er stattdessen. »Und einen vergangenen Fehler wiedergutmachen zu wollen trübt nur Ihren Verstand.«
    »Fehler?«
    »Was ist mit diesen Männern, die Sie angeheuert haben, oder mit Jack Pfaff – was mit Eloise –, was damit, Roger Bascombe erschossen zu haben …«
    »Ich hätte ihn also verschonen sollen? Und die Contessa – sollen wir die ebenfalls verschonen?«
    »Kommen Sie?«, rief Doktor Svenson ungeduldig.
    »Sie wissen ganz genau, was ich meine«, flüsterte Chang und wünschte, er hätte geschwiegen.
    »Ein Sprengraum«, erklärte Svenson, während er auf die hohen Gerüste zeigte, auf denen Pulverfässer standen. »Die Ständer ermöglichen Luftzufuhr – und sehen Sie die Pantoffeln?« Ein Haufen grauer Filzpantoffeln stapelte sich direkt neben dem Türrahmen. »Um die Schuhe zu isolieren, damit die Schuhnägel keine Funken schlagen – ein alter Brauch auf Schiffen. Und da, sehen Sie?« Svenson zeigte auf einen Haufen leerer Gerüste an der Wand. »Sichtfenster in dem Explosionsraum, schräg wie die Spiegel in einem Periskop, wie man sie in Schützengräben verwendet, damit kein Schuss aus Versehen hindurchkommt und es den Ingenieuren trotzdem möglich ist, die Explosion zu beobachten.«
    Mr. Phelps hatte sich dazugestellt, oder vielleicht war er einfach nur beschämt wegen seiner üblen Laune. »Diese Fässer sind noch nicht in ein Lager gebracht worden – wenn sie neuer sind, enthalten Sie dann nicht vielleicht den Sprengstoff, den wir am Kanal gesehen haben?«
    Chang nahm eins von Foisons Messern und setzte es an, um den Deckel des erstbesten Fasses aufzustemmen, dankbar dafür, nicht sprechen zu müssen. Er fand keinen großen Gefallen an der Gesellschaft anderer und hatte häufig das seltsame Gefühl, dass

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