Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
Vom Netzwerk:
Glasstücke – dass sie eine Emotion statt einer Erinnerung enthalten.«
    »Wir haben keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
    »Noch nicht, aber haben Sie jemals Haschisch zu sich genommen?«
    »Wie bitte?«, fragte Phelps.
    »Ich denke an das Glas – die Wut, ein starker emotionaler Zustand …«
    »Sie glauben, das Glas enthält Haschisch?«
    »Keinesfalls. Denken Sie an Hassan i-Sabbah und seine Verbrecherbande, die mit der Kombination aus Religion und Narkotika einen Zustand gefährlicher Unbeirrbarkeit erreichten. Denken Sie an den indischen Thuggee-Kult – Weihrauch, Beschwörungen, Soma –; das Prinzip ist das gleiche.«
    »Dem Prozess nicht unähnlich«, bemerkte Chang.
    Phelps gelang es, ohne zu husten, den Rauch auszustoßen. »Das Glas mag für das Narkotikum stehen, doch wenn die Glasstücke keine Erinnerung enthalten, wo bleibt dann die Unterweisung? Wie will Vandaariff seine Opfer auf diese Weise steuern?«
    »Vielleicht kann er es nicht.« Svenson seufzte resigniert. »Ver gessen Sie nicht, dieser Mann glaubt an seine alchemistische Religion. Wir missverstehen ihn, wenn wir nur nach rationalen Gründen suchen.«
    Chang wusste, dass Svenson recht hatte – er hatte das beunruhigende Glühen in Vandaariffs Augen gesehen –, trotzdem sagte er nichts über die Glaskarten oder seine viel zu schnelle Erholung. Er hätte die ganze Sache an Ort und Stelle erzählen sollen – wenn es jemanden gab, der daraus schlau werden konnte, dann der Doktor –, aber eine solche Enthüllung hätte zu einer öffentlichen Untersuchung seiner Wunde geführt. Chang wartete, bis Svenson mehr Kohlen in den Ofen geschaufelt hatte, bevor er vorsichtig die untere Rückenmuskulatur streckte. Er spürte keine Schmerzen oder Einschränkungen in der Bewegung. War es möglich, dass Vandaariff ihn einfach geheilt hatte und die anderen nur auf die scheußliche Narbe gestarrt hatten?
    Ein leises, jedoch hohes Stöhnen war hinter Miss Temples Vorhang zu hören. Die drei Männer blickten einander an.
    »Celeste?«, fragte Svenson.
    »Reden Sie weiter«, gab sie rasch zur Antwort. »Es war nur ein Splitter in meinem Stuhl.«
    Svenson wartete, aber sie sagte nichts weiter. »Alles in Ordnung?«
    »Du meine Güte, ja. Beachten Sie mich gar nicht.«
    Die Hose war noch nicht ganz trocken, doch Chang glaubte, dass sich das feuchte Leder leichter an seinen Körper anpassen würde. Um seine Wunde vor Svenson zu verstecken, legte er die Decke mit dem Rücken zur Wand ab. Als er in sein Seidenhemd schlüpfte, das vom Kanal noch schmutzig war, erhaschte er eine leichte Bewegung am Vorhangrand. Hatte sie spioniert? Weil ihm nicht gefiel, wohin seine Gedanken abdrifteten, folgte Chang den anderen und schlüpfte hinaus in die kalte Nachmittagssonne.
    Die Hütte war von gedrungenen Fichten umgeben. Chang fand einen weiteren barfüßigen Marsch durch Büsche und über Steine nicht reizvoll, sah jedoch keine Alternative, also machte er sich auf den Weg und versuchte dabei, in den Schlamm und auf trockene Blätter zu treten. Als er die anderen Hütten erreichte, sah er, dass eine Tür einen Spalt offen stand. Rauch stieg aus dem Schornstein auf – tatsächlich sogar aus mehreren, die zuvor sämtlich unbewohnt gewirkt hatten –, und aus dem Innern hörte er Schritte.
    Als eine Pistole gezückt und ihr Hahn mit einem Klicken gespannt wurde, fuhr Chang ruckartig mit dem Kopf herum.
    »Erschießen Sie mich nicht, Mr. Cunsher.«
    Falls Cunsher im Dienst ihrer Feinde stand, war das die perfekte Gelegenheit, Chang den Kopf wegzublasen und zu behaupten, es sei ein Unfall gewesen. Aber der Mann hatte die Pistole bereits gesenkt. Chang trat ein und nickte zum Ofen hin.
    »Unsere Gesellschaft passt Ihnen nicht?«
    Cunsher zuckte die Achseln. Jedes seiner akzentuierten Worte glitt ihm aus dem Mund, als hätte es nicht so recht gepasst und wäre daher geölt worden. »Ein rauchender Schornstein verrät unser Versteck. Vier rauchende Schornsteine machen daraus eine Gruppe von Steinmetzen. Hier – für Sie.«
    Cunsher warf Chang ein Paar abgetragener schwarzer Stiefel zu. Chang sah, dass das Leder in Ordnung und die Sohlen heil waren. Er steckte einen Fuß in einen der Stiefel, stellte sich auf die Ferse und ließ das Fußgelenk kreisen.
    »Das ist ein verdammtes Wunder. Wo haben Sie die gefunden? Woher kannten Sie meine Größe?«
    »Von Ihren Füßen natürlich – dann habe ich mich umgeschaut. Hier.« Cunsher nahm eine dunkle Brille von einer Holzkiste.

Weitere Kostenlose Bücher