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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Sie lehnte sich zurück und blickte zur Decke. »Oh, das wollte ich nicht sagen.«
    Chang brauchte Svensons Blick nicht, um zu wissen, dass er besser nichts sagte. Die Stimme des Doktors war sanft. »Wir hatten alle Angst …«
    »Angst zu haben ist fürchterlich«, flüsterte Miss Temple. »Es sollte dafür nichts geben als Zorn, und ich bin es müde, zornig zu sein.« Sie blickte hinunter auf ihre Hände und errötete, auch wenn ihr Blick weiterhin grimmig war. »Sie haben gut lachen.«
    »Nein, Celeste.«
    »Ich glaube Ihnen nicht. Ich glaube keinem von Ihnen.«
    Chang drehte den Kopf ruckartig zu Svenson. »Was hat er getan?«
    »Er ist unerträglich freundlich. Als könnte ich je vergessen, wie ich gescheitert bin – als dürfte ich es. Sie haben keine Vorstellung.«
    »Vorstellung von was?«, fragte Svenson.
    »Wie spät es ist. Wie spät es bereits ist.« Miss Temple stand abrupt auf und war bei der Tür, bevor der Doktor sich erheben konnte.
    »Celeste, warten Sie …«
    »Sie hat Francesca und das Buch. Er hat das Geld, um seinen Wahnsinn wahrzumachen.«
    Aber Svenson streckte ihr eine offene Hand entgegen. »All das stimmt. Aber bitte … was wollten Sie noch sagen? Wir drei. Wenn Sie sagen, es sei ›spät‹ …«
    »Es tut mir leid. Ich will Mr. Phelps’ Gefühle nicht länger verletzen«, sagte Miss Temple. Die Tür glitt hinter ihr zu.
    Svenson strich ein Zündholz an und erweckte seine Zigarette zum Leben. »Sie ist aufgebracht.«
    Chang sah sich nicht veranlasst, darauf zu antworten. Er erinnerte sich an die Säbelnarbe quer über der Brust des Doktors und fragte sich, nicht zum ersten Mal, was den Mann tatsächlich antrieb.
    »Celeste hat sich verändert. Ihr Empfinden – ihr moralisches Empfinden.«
    »Haben Sie ihr das gesagt?«
    »Natürlich nicht. Ich kann es anders nicht erklären. Sie war immer so gefasst …«
    »Bis sie in Tränen oder Wut ausbricht, gewiss.«
    Svensons Ton wurde scharf. »Vielleicht haben Sie selbst eine Antwort.«
    »Was soll das heißen – warum sollte ich?«
    »Sie fragen nach meiner Einschätzung – ich frage nach Ihrer.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung!«
    Svenson strich sich mit der Hand, in der er die Zigarette hielt, über die Stirn und hüllte dabei seinen Kopf in Rauch.
    »Wir sind Männer. Wir betrachten unser Schicksal als eine Aufgabe – als unser Los. Doch ihr Los überfordert sie. Das Buch, in dem der kranke Geist des Comte enthalten ist – es war in Celestes Besitz. Haben Sie sich nicht gefragt, wie sie uns durch die Waffenfabrik führen konnte?«
    »Natürlich habe ich mich das gefragt .«
    »Sie haben nicht laut gefragt.«
    »Wann auch? Als das Dock explodierte? In dem verdammten Rohr?«
    »Nun ja, ich glaube, deswegen. Sie hat das Buch berührt, hat hineingeschaut.«
    »Warum sind Sie überhaupt nach Raaxfall gefahren?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass Celeste einen Plan der Fabrikanlage in einem Stück Glas erhalten hat, von der Contessa.«
    »Und Sie sind hingefahren! Das war das Dümmste …«
    »Diese Fahrt hat Ihnen das Leben gerettet.«
    »Glauben Sie, dass es damit zu Ende ist? Was haben Sie noch angestellt, ohne es zu begreifen? Welche Aufgabe haben Sie für sie erledigt?«
    Svenson erhob sich und stampfte aus dem Abteil. Chang unterdrückte das Bedürfnis, ihn zurückzurufen. Er schloss die Augen hinter der Steinmetzbrille und vergrub sich tiefer in seinem Sitz.
    Seine Gedanken richteten sich auf etwas anderes. Eine Äußerung von Miss Temple nagte unablässig an ihm wie ein schmerzender Zahn: »In welchem Körper er auch immer stecken mag.« Sie hatte sich auf den Comte bezogen, sein Wesen, das in Vandaariff, ein Glasbuch und sogar einen Teil von Miss Temple selbst eingegangen war – und was konnte verhindern, dass er sich nacheinander in neuen Opfern einnistete, solange das Buch existierte? Chang machte sich keine Sorgen über angebliche Inkarnationen. Er konnte nur an sich selbst denken, wie er an den Tisch gekettet dem Prozess durch die Glaskarten ausgesetzt war. Der Schlaf wollte sich nicht einstellen.
    Als der Zug die Tunnel vor Stropping Station erreichte, gesellte sich Chang wieder zu den anderen. Er war überrascht gewesen, dass niemand gekommen war, um ihn zu holen – was entweder Respekt vor seinem Martyrium oder Missbilligung seines Temperaments bedeutete –, und so stand er einfach auf und ging zu ihnen, wobei er seine Fingerknöchel knacken ließ.
    »Der Schaffner ist nach vorn gegangen«, sagte Phelps.
    »Gut.

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