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Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen

Titel: Traumfresser 3 - Die Alchemie des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Sie schlüpften hinter einem weiteren Wandbehang hervor und standen in einem runden Raum mit Steinwänden.
    »Das ist ein Turm«, sagte Svenson mit gesenkter Stimme.
    »Gut beobachtet.« Die Contessa eilte an ihm vorbei – Svenson zuckte zusammen und streckte einen Arm aus – zum Ausgang, einem offenen Bogen, der ihm das Gefühl verlieh, verwundbar zu sein. Sie spähte hinaus. In der Ferne waren undefinierbare Geräusche zu hören – ein Donnern und Rufen –, doch um sie herum war es still. Die Contessa drehte sich um, und Svenson trat mehrere Schritte zurück. Sie hob eine Braue angesichts der Distanz zwischen ihnen und lächelte.
    »Solche Kuriositäten sind typisch für Königshäuser, denn sie werden fortwährend umgebaut und dann wieder vernachlässigt und wieder umgebaut – was einmal ein Schloss war, muss ein Wohnhaus werden, und dann, je nach Mode, ein anderer Typ von Haus. Teile werden von Bränden oder Kanonen zerstört, oder vom Zahn der Zeit – Türen werden hastig zugemauert, Wände bekommen Risse, und wie Sie sehen können, werden ganze Treppenhäuser achtlos an die falsche Stelle gesetzt. Die unendlich vielen Ehebrüche eines Hofs hängen an solchen Überlieferungen – immerhin werden solche Geheimnisse gewahrt. Aber Geheimnisträger sterben, und so ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, Räume wie diesen … zur eigenen Verfügung zu haben.«
    »Aha.«
    »Und um Ihre hartnäckigen Fragen zu beantworten: Zwanzig Meter hinter der Wand ist Greenway und dahinter der Fluss.«
    Sie wies auf eine Wand, über der ein breiter Spiegel mit fleckiger silberner Oberfläche hing. Darunter stand ein Diwan, der mit fadenscheinigen Decken aus grauer Vorzeit bedeckt zu sein schien. Allein bei ihrem Anblick verspürte Svenson einen Niesreiz.
    »Dann haben wir eine ziemliche Strecke zurückgelegt.«
    Weitere Worte erstarben dem Doktor im Mund, und er leckte sich die trockenen Lippen. Es hatte zahlreiche Gelegenheiten gegeben, sein Leben auf der dunklen Treppe zu beenden. Was brauchte die Contessa di Lacquer-Sforza wohl, dass sie ihn am Leben ließ? Er nickte respektvoll zum Busen der Frau hin. »Sie haben aus Harcourts Mappe zwei Dokumente mitgehen lassen.«
    »Allerdings. Wollen Sie sie an sich nehmen?«
    »Es wäre mir lieber, Sie würden sich nicht über mich lustig machen, Madam.«
    »Das wäre uns allen lieber, Doktor, es hat nichts zu bedeuten.« Sie ließ zwei schlanke Finger in ihr Korsett gleiten und zog sie mit den Papieren dazwischen wieder heraus. »Ich tausche gerne einen Blick auf ihren Inhalt gegen eine Zigarette.«
    Svenson nahm die Papiere und reichte der Contessa sein Etui, wobei er sich versicherte, dass sie beschäftigt war, bevor er zu lesen begann. Sie stieß eine Rauchfahne aus, nachdem sie angesichts seiner Vorsicht die Augen verdreht hatte, ging zu dem Diwan und klopfte eine staubige Ecke ab, bevor sie sich setzte.
    Beim ersten Dokument schnürte sich Svensons Kehle zusammen: eine Depesche vom Abgesandten des Außenministeriums in Mecklenburg, die vom Aufstand infolge des Todes des Kronprinzen berichtete. Konrad, Bischof von Warnemünde – der kränkelnde Bruder des Herzogs – war jetzt die entscheidende Kraft hinter dem Thron und besetzte freigewordene Positionen mit von ihm ernannten Personen. Svenson seufzte. Konrad war der geheime Akteur der Intrige in Mecklenburg gewesen und hatte den Erwerb von Land, das reich an Indigolehm war, eingefädelt. Schweren Herzens faltete er das Schreiben wieder zusammen. Wenn die Intrige Mecklenburg wie geplant erreicht hatte, war Konrad nur noch eine Marionette. In Abwesenheit seiner Herren hatte er einfach ihre Ziele übernommen. Hatte die Zerstörung des Luftschiffs überhaupt etwas gebracht?
    Das zweite Dokument las Svenson zweimal und reichte dann beide Schriftstücke der Contessa zurück. Desinteressiert wies sie mit dem Kopf auf den Diwan neben sich, wo er sie hinlegte, nachdem er nähergetreten war. Das zweite Dokument war der Hinrichtungsbefehl für die Contessa, unterzeichnet von Matthew Harcourt.
    »Ich dachte, er wäre Ihr Geschöpf.«
    »Die Zähne einer Schlange, Doktor – wir haben sie alle zu spüren bekommen.«
    »Ich bin überrascht, dass Sie seinem Leben kein Ende gesetzt haben.«
    »Sie wissen nicht, was er in dem Glas gesehen hat.« Sie musste kichern. »Und die Genugtuung seiner Leute, wenn sie zurückkommen und ihn so vorfinden – es bedeutet eine kleine Wiedergutmachung.«
    »Seine Karriere ist damit ruiniert?«
    »Seine

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