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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mit der Klaue? Willst du zum Zweikampf um den Mantel antreten?‹
    ›Gewiss‹, sagte Neunvögel lachend, ›und wer soll es mit mir aufnehmen?‹ Die anderen Katzen sahen einander ungläubig an und hielten nach einem mächtigen Herausforderer Ausschau, der mit dem kraftvollen Prinzen hätte kämpfen können.
    ›Ich werde gegen dich kämpfen‹, sagte der Alte schlicht. Die Katzen zischten vor Überraschung und machten Buckel, doch Neunvögel lachte bloß aufs Neue. ›Geh nach Hause, alter Junge, und schlag dich mit Käfern herum‹, sagte er. ›Ich werde nicht mit dir kämpfen.‹
    ›Der König der Katzen kann kein Feigling sein‹, sagte die alte Katze. Bei diesen Worten schrie Neunvögel wutentbrannt auf, sprang vor und holte mit seiner riesigen Tatze zu einem Schlag gegen den alten Graubart aus. Doch mit überraschender Schnelligkeit sprang der Alte beiseite und versetzte dem Prinzen einen Hieb an den Kopf, der ihn einen Augenblick lang betäubte. Sie begannen ernstlich zu kämpfen, und die Menge mochte ihren Augen kaum trauen, als sie sah, mit welcher Gewandtheit und welchem Mut die alte Katze gegen einen so gewaltigen und grausamen Kämpfer antrat.
    Nach einer langen Weile packten sie sich und rangen miteinander, und obwohl der Prinz sich in seinem Nacken verbiss, fuhr der Alte mit den Krallen seiner Hinterbeine hoch und kratzte, und Neunvögel war überrascht, dass dieser lahme Alte seinem Fell solche Schmerzen zufügen konnte.
    ›Du hast eine Menge deines Fells eingebüßt, Prinz‹, sagte der Alte. ›Willst du auf deinen Anspruch verzichten?‹
    Voller Zorn griff der Prinz an, und sie begannen erneut zu kämpfen. Der Alte packte den Schwanz des Prinzen mit seinen Zähnen, und als dieser versuchte, sich herumzudrehen und seinem Gegner das Gesicht zu zerfetzen, riss ihm der Ältere den Schwanz von seinem Körper. Das Volk fauchte vor Verwunderung und Furcht, als Neunvögel blutüberströmt herumwirbelte und sich erneut dem Alten stellte, der selbst verwundet war und keuchte. ›Dein Fell und deinen Schwanz hast du bereits gelassen, oh Prinz. Willst du nicht auch von deinem Anspruch lassen?‹
    Rasend vor Schmerz stürzte sich Neunvögel auf den Alten, und sie rangen – fauchend und die Tatzen schwingend, dass Blut und Schaum in der Sonne glitzerten. Schließlich zwängte der Herausforderer Prinz Neunvögels Hinterteil unter eine Wurzel des
Vaka’az’me.
    Als der aufgewirbelte Schmutz sich gesetzt hatte, lief eine Welle plötzlicher Erregung durch die Menge der Zuschauer.Beim letzten Gefecht waren große Mengen weißen Staubes aus dem Pelz des Herausforderers herausgewirbelt worden. Die Haare an seinem Maul waren nicht mehr grau, und seine Pfoten und Beine leuchteten flammend rot.
    ›Du siehst mich in meiner wahren Gestalt, Neunvögel‹, sagte er. ›Ich bin Fürst Tangalur Feuertatze, Sohn von Harar, und es geschieht auf mein Geheiß, dass es keinen König der Katzen gibt. Du bist eine tapfere Katze‹, fuhr er fort, ›aber deine Anmaßung darf nicht ohne Strafe bleiben.‹ Mit diesen Worten packte Feuertatze den Prinzen am Genick und zog und streckte Körper und Beine in die Länge, bis sie dreimal so lang waren, wie sie es bei einer Katze gewöhnlich sind. Darauf befreite er den Prinzen aus der Klammer der Baumwurzel und sagte: ›Schwanzlos und haarlos, lang und ungelenk habe ich dich gemacht. Gehe nun und komme niemals mehr zum Hof von Harar, dessen Macht du an dich reißen wolltest. Doch dieses Schicksal lege ich dir auf: dass du jedem Angehörigen des Volkes dienen sollst, der es dir befiehlt, und dies gilt auch für alle deine Nachkommen, bis ich dein Geschlecht von diesem Bann befreie.‹
    Und mit diesen Worten ging Fürst Tangalur davon. Das Volk verstieß den verunstalteten Neunvögel aus seiner Mitte, nannte ihn
M’an
– was ›ohne Sonnenlicht‹ bedeutet –, und er und alle seine Nachfahren gingen für immer auf ihren Hinterbeinen und tun es noch heute, denn ihre Körper sind zu lang gestreckt worden, als dass ihre Vorderbeine den Boden berühren könnten.
    Neunvögel, der Thronräuber, von den Erstgeborenen bestraft, war der erste der Großen. Lange haben sie dem Volk gedient, ihm Schutz bei Regen und Nahrung gegeben, wenn die Jagd schlecht war. Und wenn heute einige von uns den in Ungnade gefallenen
M’an
dienen, so ist das eine andere Geschichte für ein anderes Treffen. Wir sind das Volk, und heute Nacht sprechen wir mit einer Stimme von unser aller Taten. Wir sind das

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