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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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klang.
    Irgendwo hinter den träge dahintreibenden Dünstschleiern mußte Sargoz liegen. Mythor fühlte eine stärker werdende Sehnsucht, die ihm das Warten schwermachte. Die Zeit war gegen ihn. Je länger er brauchte, um Fronja seine wahre Liebe zu beweisen, desto mehr entfernte sie sich ihm.
    Er hatte Freunde gefunden, auf die er sich verlassen konnte, trotzdem fühlte er sich einsam. Und in den letzten Tagen war dieses Gefühl stärker geworden. Es gab niemanden, mit dem er darüber hätte reden können. Gerrek? Was verstand der Beuteldrache von solchen Empfindungen? Er war gewiß kein guter Ratgeber. Heeva und Lankohr? Die beiden Aasen hatten mehr als genug mit sich selbst zu tun. Sie waren unzertrennlich geworden, und fast beneidete Mythor sie deshalb.
    Vielleicht sollte er mit Glair sprechen. Doch davor schreckte er unbewußt zurück. Die Hexe war eine Frau, die ihm gefährlich werden konnte. Ihre Blicke verrieten mehr als viele Worte.
    »Du willst Sargoz erreichen und weißt doch nicht, was dich dort erwartet?«
    Mythor hatte nicht bemerkt, daß Robbin neben ihn getreten war. Überrascht musterte er den Pfader.
    »Es ist nicht schwer zu erraten, was in dir vorgeht«, sagte Robbin leise. »Du hoffst, Fronja endlich für dich zu gewinnen?«
    Mythor nickte und wandte sich wieder um. Ihm war nicht daran gelegen, ein Gespräch zu beginnen. Trotzdem blieb der Pfader neben ihm und begann, eine seiner vielen Bandagen neu zu wickeln.
    »Du kennst die wahre Bedeutung von Sargoz?«
    Mythor schwieg.
    »Ich weiß, daß es manchen Pilger dorthin zieht, in der Hoffnung, sich selbst zu finden. Überlege es dir gut, Sohn des Kometen. Denn diesen Weg wählen nur völlig Verzweifelte, weil er gefährlich ist.«
    »Willst du mich zurückhalten?«
    »Nur warnen.«
    »Ich brauche deine Warnung nicht, ich weiß selbst, was zu tun ist.« Die ungewohnte Schärfe in Mythors Stimme ließ Robbin zusammenzucken. Aber er verbiß sich eine Erwiderung, weil er erkannte, daß es nicht wirklich so gemeint war.
    Wie lange trieben sie nun schon in der Nebelbank dahin? Zwei Stunden, drei vielleicht? Jedem drückte die Stimmung aufs Gemüt. Zudem herrschte eine schier unerträgliche Schwüle.
    Der Nebel schluckte alle Geräusche. Totenstille umfing Carlumen und ließ glauben, die Zeit stünde still. Einzig Tertish lebte völlig auf. Was immer sie in der Barke des Fährmanns auf dem Strom ins Reich der Toten erlebt hatte, sie sprach nicht darüber. Doch ihre gebleichte Haut und der eisige Hauch, der sie zu umgeben schien, legten Zeugnis von den stummen Schrecken ab, die sie durchlitten hatte.
    Endlich riß ein erster Windstoß die Dunstschleier auf, die drückend auf Carlumen lagen. Die Frische kühlte brennende Augen und ließ das Atmen leichterfallen.
    Robbin streckte einen Arm aus und deutete auf den fernen winzigen Punkt, der ein wenig abseits der Flugbahn lag. »Das muß Sargoz sein.«
    »Bist du sicher?« schreckte Mythor auf.
    »Ein Pfader darf nicht irren. Das könnte den Tod vieler bedeuten.«
    »Dann werde ich Fronja suchen.«
    »Weißt du wirklich, was du tust?« rief Robbin dem Sohn des Kometen noch hinterher. Aber er erhielt keine Antwort. Als Mythor Fronja endlich in der Nähe des Schwungrads fand, besaß Sargoz schon die Größe einer Männerfaust.
    »Willst du den Bildzauber von mir nehmen?« fragte er. »Dann begleite mich.«
    Die Tochter des Kometen nickte.
    »Mag sein, daß Sargoz der richtige Ort dafür ist. Aber wir werden Zeit brauchen und Carlumen nicht mehr einholen können.«
    »Nur einige Tage wären wir allein«, sagte Mythor. »Inzwischen steht fest, daß unsere Fliegende Stadt auf einer steten Kreisbahn gefangen ist. Wir können hinüberwechseln, wenn Carlumen die Insel passiert, und wir kehren zurück, sobald sie wieder vorbeifährt.«
    »Gehen wir«, sagte Fronja.
*
    Carlumen würde kaum mehr als tausend Schritte von Sargoz entfernt vorbeiziehen. Schon jetzt war diese Hälfte des Eilands als karges, zerklüftetes Gebirge zu erkennen. Tiefe Schluchten erstreckten sich zwischen nahezu senkrecht abfallenden Felswänden.
    Die Unterseite von Sargoz wirkte glatt, wie mit einem gigantischen Schwert abgeschnitten. In der Ferne zeichnete sich die zweite Hälfte ab. Unverkennbar, daß beide Inseln früher eine Einheit gebildet hatten.
    Eine Zone schwerer Luft umgab das zerklüftete Sargoz. Mythor ließ einen »Fisch«, ein kleines Drachenboot, klarmachen. Er hatte sämtliche Warnungen der Freunde in den Wind geschlagen. Nur er

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