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Traumlawine

Traumlawine

Titel: Traumlawine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Unsicherheit entgangen zu sein.
    Ein allmählich breiter werdender, geröllbedeckter Uferstreifen zeigte sich zur Rechten. Und ein dünner Rauchfaden kräuselte sich im Innern von Sargoz in die Höhe.
    »Könnte von einem Lagerfeuer stammen«, bemerkte Mythor. »Wer immer sich auf dem Eiland befindet, scheint recht sorglos zu sein. Zumindest wissen wir nun, daß wir nicht allein sein werden.«
    Fronja zuckte nur mit den Schultern. Sie schwieg.
    Das Drachenboot folgte einem tiefen Einschnitt und glitt bald unter überhängenden Felsmassen dahin. Aufmerksam musterte Mythor die nähere Umgebung, konnte aber keine Spur von Leben entdecken. Lediglich fremdartige Pflanzen rankten über das rauhe Gestein.
    Unverwandt starrte Glair über den Rand des Bootes hinaus. Wo niemand mehr als flirrende Schichten schwerer Luft erkennen konnte, sah sie Dinge, die weit über das Begriffsvermögen anderer Menschen hinausgingen.
    »Vor uns liegt ein kleines Schiff«, sagte sie. »Es ist verlassen.«
    Tatsächlich geriet das Drachenboot kurz darauf in eine weitläufige Höhle. Tropfsteine, wie sie in dieser atemberaubenden Schönheit nur das Chaos erzeugen konnte, wuchsen als mächtige, den Fackelschein in allen Farben des Regenbogens brechende Säulen von der gewölbten Decke herab.
    Am Ende der Höhle lag ein Schiff vertäut, das kaum größer war als das Drachenboot. Allerdings verfügte es über zwei Segel, die zusammengerollt am Mast hingen.
    Knirschend lief der »Fisch« auf den Fels zu. Mythor kletterte als erster an Land, war Fronja beim Aussteigen behilflich, weil das Boot heftig schwankte, und reichte auch Glair seine Hand. Die Hexe umklammerte seine Rechte, als wolle sie ihn so schnell nicht wieder loslassen. Aber dann bemerkte sie Fronjas forschenden Blick und machte einige rasche Schritte zur Seite.
    Mythor betrat das fremde Schiff, dessen Mannschaft höchstens aus zwei Personen bestanden haben konnte. Zwei Schlafstellen aus Stroh unmittelbar unter dem Ruder im Heckteil ließen keinen anderen Schluß zu.
    »Wohin sind sie verschwunden?« fragte Fronja.
    Es war schier unmöglich, zu Fuß zum Ausgang der Höhle zu gelangen. In den skurrilsten Formen gewachsene Felsen versperrten den Weg. Manche wirkten wie die Versteinerungen seltsamer Wesen. Mythor versuchte, mit Alton einige Splitter abzuschlagen, doch das Gläserne Schwert vermochte die Tropfsteine nicht einmal zu ritzen. Glair machte ihn schließlich auf den kaum erkennbaren Pfad aufmerksam, der steil in die Höhe führte.
    »Wenn wir nicht umkehren wollen, müssen wir dort hinauf.«
    Gut dreißig Mannslängen über ihnen schien eine Öffnung zu existieren.
    »Ich versuche es allein«, sagte Mythor.
    Er fand wenig Halt in der Wand, und meist hing er nur an einer Hand. Aber er schaffte es, wenngleich schweißgebadet. Der Ausstieg in der Höhlendecke war gerade groß genug, daß er sich hindurchzwängen konnte.
    Ein wundersamer Ausblick bot sich ihm dar. Scheinbar zum Greifen nahe war ein halbes Dutzend zerklüfteter Gipfel, und weit in der Ferne erstreckte sich eine riesige, glitzernde Ebene. Das mußte die andere Hälfte von Sargoz sein.
    »Was ist los?« rief Fronja von unten herauf.
    »Alles in Ordnung«, wollte Mythor antworten, als Geröll sich unter seinen Füßen löste und in die Tiefe polterte.
    Er fand ein sorgsam aufgerolltes Seil unter den Steinen. Es war lang genug, um den beiden Frauen das Hinaufklettern zu ermöglichen.
    »Und nun?« fragte Fronja, als sie schließlich neben ihm stand.
    Mythor zeigte auf einen sanft abfallenden Hang, der sich in wallendem Dunst verlor. Was dahinter lag, entzog sich vorerst noch seinen Blicken. Aber er war sicher, daß auch die beiden Unbekannten vor ihnen diesen Weg eingeschlagen hatten.
    Ungefähr eine Stunde später stießen sie auf die Überreste eines Lagerfeuers. Die Asche war längst erkaltet. Mythor fand zwei angekohlte Pfeilschäfte und eine Menge Röhrenknochen, die von Vögeln stammen konnten.
    Unterhalb eines Felsüberhangs hatte der Wind lockeres Erdreich angesammelt. Hier wuchsen fruchttragende Sträucher, und hier zeichneten sich auch die Abdrücke glatter Ledersohlen ab, die talwärts führten.
    Die Sicht reichte kaum noch wenige Schritte weit. Feuchtigkeit überzog das Schiefergestein und ließ es glitschig werden. Man kam nur mehr langsam voran.
    Ein allgegenwärtiges Raunen schien die Luft zu erfüllen. Es klang verlockend und weckte zugleich unausgesprochene Sehnsüchte.
    Mythor blieb stehen. Er

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